Blütenrausch (German Edition)
stattfand?«, fragte ich daher vorsichtig. »Ich meine, wenn Ihre Freundin glücklich war, dann hätten Sie sich auch für sie freuen müssen, oder?«
Sophia antwortete nicht gleich . Ich stellte mir vor, wie sie in einem verglasten Büro an ihrem Tisch saß, den Blick auf der Suche nach einer Schachtel Zigaretten schweifen ließ, um sich verärgert sofort daran zu erinnern, dass sie dort ja gar nicht rauchen durfte. Ich stellte mir vor, wie sie ihre Lippen zusammenpresste und kurz nachdachte, was sie mir am besten antworten sollte. Wie sie nach einer zufriedenstellenden und logischen Erklärung suchte. Aber was dann kam, verblüffte mich.
» Ich habe mich aber nicht für sie gefreut. Wieso sollte ich mich freuen, wenn ich weiß, dass er sie unglücklich machen würde. Die Ehe wäre eine Katastrophe gewesen. Am Anfang wäre vielleicht noch alles gut gegangen, aber dann ...«
Da Sophia nichts weiter sagte, fragte ich: »Kannten Sie Herrn Behring so gut, um dies voraussagen zu können?«
» Nein!» Die Antwort kam zu schnell, das merkte sie auch, daher versuchte sie die Lage zu retten: »Ich meine, ich kannte ihn nicht so gut, aber genug, um es zu wissen. Er ist ein Schürzenjäger und früher oder später hätte er einen Fehler gemacht, der Natalie unglücklich gemacht hätte.«
Ich wurde das Gefühl nicht los, dass Sophia etwas verschwieg oder mir nicht die ganze Wahrheit erzählte. Wenn ich jetzt weiter bohrte, würde sie aber wahrscheinlich dichtmachen, und das konnte ich nicht riskieren, also erläuterte ich endlich mein eigentliches Anliegen: »Sie besitzen einen Schrebergarten in Berlin, nicht wahr?«
» Woher wissen Sie das?« Sophia wirkte sehr überrascht. Wahrscheinlich konnte sie sich keinen Reim darauf machen, wie oder warum eine Hochzeitsplanerin so eine Information besaß. Einem Detektiv oder der Polizei hätte sie es wahrscheinlich zugetraut, aber eine Hochzeitsplanerin? »Niemand weiß ...«
» Ich weiß, niemand aus Ihrer Familie oder Ihrem Umfeld weiß davon, außer Natalie, und auch nur deswegen, weil Sie gut befreundet waren und Sie sie gebeten hatten, auf ihn aufzupassen, wenn Sie nicht da waren. Das ist doch so, oder?«
» Ja, das stimmt«, sagte sie noch überraschter als zuvor. »Woher wissen Sie das?«
» Wegen der Hochzeitsvorbereitungen habe ich viel Zeit mit Natalie verbracht, und da erwähnte sie es einmal. Sie sagte, Sie hätten noch als Studentin einen Schrebergarten gepachtet, und wenn Sie auf Reisen oder in Amerika waren, hätte sie sich gerne um das Häuschen und das Gärtchen gekümmert. Als sie mir davon erzählte, war ich gerade in etwas sehr Wichtiges vertieft, sodass ich nur so nebenbei zuhörte. Wir waren beim Chefkoch im Schlossrestaurant und besprachen die letzten Details des Menüs. Ich versuchte sie davon zu überzeugen, dass sie nach den opulenten fünf Gängen, bestehend aus Flugentenbrust in Balsamico mit Erdbeeren, lauwarmem Salat mit gefüllter Zwerghuhnbrust, einem Consommé mit Pilzsäckchen, Medaillons vom Seeteufel gebraten im Kartoffelmantel auf sautierten Fenchelstreifen und einem gebratenen Kalbsfilet im Kräutercrêpemantel, ein leichtes Dessert die bessere Variante wäre.«
» Erstaunlich, wie Sie sich so was merken können!«, platzte es aus Sophia heraus. »Ich kann mir nicht einmal die Namen der drei Gänge eines normalen Mittagessens merken, nachdem ich bestellt und die Karte zugemacht habe.«
» Nun ja, ich würde sagen, das gehört zu meinem Beruf«, schwindelte ich. Niemals würde ich zugeben, dass sich am Schreibtisch, direkt vor meiner Nase, eine offen stehende Menükarte von Natalies Hochzeit befand, die ich noch nicht abgeheftet hatte und die ich nur vorlesen musste, um offensichtlich Eindruck zu hinterlassen. »Dem Chefkoch und mir war es sehr wichtig, dass wir zum Abschluss kamen, denn die Besprechungen diesbezüglich zogen sich in die Länge. Herr Behring war es relativ egal, was man den Gästen auf der Hochzeit zum Dinner vorsetzte. Er überließ die Wahl Natalie. Und sie konnte sich nicht richtig entscheiden. Nach etlichen Probeessen mit ihrer Mutter konnte sie sich, zumindest was das Hauptessen betraf, endlich festlegen. Aber nicht, was das Dessert betraf. Und so versuchte ich, die Besprechung über das Dessert voranzutreiben. Vor uns lagen vier verschiedene Nachspeisen und wir kosteten jede Einzelne. Am Schluss herrschte eine rege Diskussion, darüber welches Dessert am besten zum restlichen Menü passte. Leider war ich etwas
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