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Blütenrausch (German Edition)

Blütenrausch (German Edition)

Titel: Blütenrausch (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mila Herbst
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maskiert war und genauso plötzlich verschwand, wie er erschien, habe ich mich gefragt, wer er ist und ob er eventuell etwas mit Natalies Tod zu tun hat.«
    Sophia s Miene verfinsterte sich. Nervös klopfte sie ein paar Mal mit den Fingern auf die Tischplatte, anschließend schwenkte sie ihr halb leeres Glas Wein. »Sie irren sich«, sagte sie dann.
    Überzeugt, dass ich den Nagel auf dem Kopf getroffen hatte, bohrte ich nach: »Wissen Sie, wer der Mann war?«
    »Hat die Polizei noch nicht rausgefunden, wer er ist?«
    » Nein, leider nicht. Er ist wie vom Erdboden verschluckt.« Ich nippte an meinem Glas Wein und beobachtete gespannt Sophias Gesichtsausdruck. Wie mir schien, entspannte er sich. »Ich habe mir die Bilder der Hochzeit ausführlich angeschaut und dabei fiel mir etwas auf.«
    » Was denn?«, fragte Sophia auf hab acht und leerte ihr Glas.
    Ihr Gesicht vollführte in der letzten Minute gerade eine Achterbahn der Ausdrücke: Neugierde, Anspannung, Entspannung, Erleichterung, wieder Anspannung ... Wenn ich mir bisher noch nicht im Klaren war, ob sie mehr wusste, als sie vorgab, hatten sich soeben all meine Zweifel zerstreut.
    »Mir fiel Natalies Gesichtsausdruck auf ...« Ich legte eine kurze Pause ein und schenkte ihr nach. »… als der Mann anfing, eben dieses Lied zu spielen. Sie war nicht erfreut, ihn zu sehen. Da er eine Karnevalsmaske trug, so eine venezianische, konnte man ihn nicht erkennen, aber sie wusste, wer er war. Daraus schließe ich, dass da ein Verbindungsglied zwischen den Beiden existierte, und das konnte nur das Stück sein, das er spielte: Don't worry, be happy. Und Sie haben mir den Beweis geliefert, dass es nur Tim sein kann.«
    Sophia senkte den Kopf. »Sie irren sich, wenn Sie denken, der Mann hätte etwas mit Natalies Tod zu tun.«
    »Sie wissen, wer er ist, nicht wahr?«
    Sophia nickte. »Ja, es war Tim. Aber er hat nichts mit dem Mord zu tun. Er hat sie doch geliebt!» Sie schüttelte den Kopf. »Er würde ihr nie wehtun.«
    »Erzählen Sie, was passiert ist.«
    Sophia legte demonstrativ ihre Serviette auf den Tisch und erklärte somit ihr Essen für beendet. Sie winkte den Kellner herbei, erkundigte sich bei mir, ob ich noch etwas wünschte, und bestellte uns einen Espresso.
    »Tim ist über d ie Trennung nie hinweggekommen. Aber er hat Natalies Entscheidung akzeptiert. Kurz vor der Hochzeit rief er mich an. Er wollte von mir wissen, als Frau und gute Freundin von Natalie, was ich von seinem Plan hielt. Er wollte auf keinen Fall wie ein Vollidiot dastehen, aber er musste Natalie noch einmal seine Liebe beweisen. Er wusste, Natalie würde so oder so heiraten, deswegen beschloss er, erst nach der Trauung aufzutauchen. Er wollte kein Miesepeter sein, nur ihr zeigen, dass er sie noch liebte und, komme was wolle, immer für sie da sein würde. Sozusagen, ein letztes Zeichen. Ich fand die Idee, vor versammelter Hochzeitsgesellschaft ein Ständchen zu halten, unpassend, das sagte ich ihm auch. Er riskiere eine blutige Nase, denn David hätte das nicht einfach so hingenommen. Aber anscheinend hörte er nicht auf mich. Zumindest war er maskiert, so konnte ihn keiner, außer Natalie, erkennen. Das wusste ich bis jetzt nicht. Er hat sich nach der Hochzeit auch nicht mehr bei mir gemeldet.«
    » Und Sie glauben an seine Unschuld?«
    » Natürlich! Tim ist ein sehr liebenswerter Mensch, er kann keiner Fliege etwas zuleide tun.«
    » Warum hat er sich dann nicht bei der Polizei gemeldet?«
    » Was denken Sie denn warum? Die hätten ihn doch gleich festgenommen und versucht, aus ihm den Schuldigen zu machen.«
    Ich war mir sicher, Sophia hatte zu viele Krimis gesehen. Nur weil man ein verschmähter Ex-Freund ist, der am Tatort so schnell auftauchte, wie er verschwand, wird man nicht automatisch für den Mörder gehalten, doch Sophia belehrte mich nun eines Besseren: »Tim ist kein Unbekannter für die Polizei. In jungen Jahren gehörte er einer etwas, sagen wir mal ... extremen pazifistischen Organisation an, die manchmal nicht so ganz legale Methoden anwandte, um die Öffentlichkeit auf gewisse Unstimmigkeiten großer Konzerne aufmerksam zu machen. Das ist schon lange her und Tim bereut auch, was er damals gemacht hat. Aber die polizeilichen Akten sprechen für sich und so jemand wird doch schnell zum Verdächtigen Nummer eins, glauben Sie nicht?«
    »Nun ja, ich weiß ja nicht, an welchen Aktionen Tim beteiligt war, aber für die Polizei zählen nur die Fakten, Alibis und Beweise. Und

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