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Blütenrausch (German Edition)

Blütenrausch (German Edition)

Titel: Blütenrausch (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mila Herbst
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Wann dachten Sie?«
    » Was halten Sie davon, wenn ich Sie zum Essen einlade? Gegen dreizehn Uhr dreißig? Im Flo ? Kennen Sie das Lokal?«
    » Ja, das kenne, und zeitlich passt es auch.«
    » Das ist ja wunderbar«, freute sich Sophia. »Dann kann ich mich noch kurz frisch machen und umziehen. Wir sehen uns also gleich. Bis dann.«
    Z ufrieden legte ich den Hörer auf. Was für ein Glück, dass sie in Berlin ist, dachte ich nur. Doch bald schon würde ich sowohl diesen Gedanken als auch eine verhängnisvolle Bemerkung, die ich während unseres Treffens von mir geben würde, noch sehr bereuen.
     
    Das Flo war zur Mittagszeit immer voll. Das Restaurant in der Mommsenstraße, untergebracht in einem von Wildem Wein umrahmten Gründerzeithaus, war beliebter Treffpunkt aller Geschäftsleute der Umgebung . Das schicke Lokal war edelst eingerichtet: mit Kronleuchtern, alten Bildern, Antiquitäten und Stofftischdecken. Das exklusive Ambiente spiegelte sich an den Preisen wieder, was die Kundschaft aber nicht störte, denn oft genug ‒ genauso wie jetzt ‒ standen die Menschen draußen am Eingang und warteten nicht selten mehr als eine halbe Stunde, um einen der begehrten Tische zu ergattern.
    Es war kurz vor halb zwei. Ich stöckelte an der Schlange entlang, und betrat, gefolgt von missmutigen Blicke, das Restaurant. Ich erwartete nicht wirklich Sophia schon sitzend an einem der Tische anzutreffen, aber ich wollte sichergehen. Mein Blick wanderte von Tisch zu Tisch, ihr Bild immer im Kopf, ich konnte sie aber nicht entdecken.
    I ch ging wieder raus und stellte mich ans Ende der Schlange, die aus mindestens zehn hungrigen Gästen bestand. Nach ungefähr zehn Minuten hielt ein Taxi und Sophia stieg aus. Da sie mich noch nie zuvor gesehen hatte, schaute sie sich die Menschenmenge genau an in der Hoffnung, mich zu erkennen. Ich befand mich schon mitten in der Schlange und winkte sie herbei.
    » Frau Trautheim?«, fragte sie mit erwartungsvoller Stimme, zwei Schritte von mir entfernt.
    » Die bin ich, schön, dass wir uns mal kennenlernen.« Ich reichte ihr die Hand zur Begrüßung.
    » Ganz meinerseits. Was machen Sie denn hier draußen?«, fragte sie verständnislos.
    Sie sah umwerfend aus, der Meinung waren auch die männlichen Gäste in der Schlange, die sich prompt zu ihr umdrehten. Sie trug ein eng anliegendes rotes Kleid, blaue High Heels und eine farblich dazu passende Handtasche. Ihr pechschwarzes Haar glitzerte in der Sonne und die große Sonnenbrille, die perfekt ihre Augen umrahmten, verliehen ihr den Hauch einer Hollywood Diva.
    » Leider sind alle Tische besetzt«, erklärte ich mit hochgezogenen Schultern.
    » Na, kommen Sie.« Sophia ging mit einem leichten Hüftschwung an der Schlange vorbei und passierte die Eingangstür. Ich lief ihr hinterher, nicht ohne die bissigen Blicke der Schlangensteher ein zweites Mal in meinem Rücken zu spüren.
    Sophia begrüßte die überraschte Platzanweiserin mit zwei Küsschen auf die Wangen und unterhielt sich einen Moment mit ihr. Fünf Minuten später saßen wir an einem kleinen Tisch, halb in einer Ecke versteckt, den zwei kräftige Kellner, mitsamt zwei Stühlen, kurzum aus einem Nebenraum rausgeholt und nur für uns hergerichtet hatten.
    » Ich kenne Maike schon ewig«, rechtfertigte sie die Aktion. »Sie ist eine Schulfreundin. Nach ein paar Semestern an der Uni entdeckte sie zum Entsetzen ihrer Eltern, dass sie lieber kellnern ging, als sich stundenlang vor langweilige Bücher zu setzen. Sie hat sich bis zur Geschäftsführung hochgearbeitet. Mittags steht sie jedoch gerne vorne und entscheidet, wer wo sitzt. Wenn ich in Berlin bin, komme ich gerne hierher. Das Essen ist übrigens vorzüglich.« Sophia brauchte nicht einmal die Speisekarte durchzusehen. Als der Kellner kam, wusste sie schon längst, was sie wollte. »Lutz, gibt es heute das köstliche gedämpfte Seeteufelfilet mit Hummer-Soufflé?« Der braun gebrannte, etwas untersetzte Kellner bejahte. Sie sah mich an und fragte mich mit dem Blick, ob ich damit einverstanden wäre. So wie sie mich anschaute ‒ zuversichtlich eine positive Antwort zu erhalten ‒, blieb mir auch nichts anderes üblich, als ihr zuzustimmen. »Dazu eine Flasche Voss Still und den guten Verdicchio dei Castelli .« Sie sah mich erneut an und versicherte mir, der Wein wäre absolut stimmig und würde ausgezeichnet zu dem Fisch passen. Was hatte ich da noch zu sagen? »Das Essen im Flugzeug ist schrecklich. Man könnte meinen, in der

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