Blütenzauber und Liebeswunder: Roman (German Edition)
benötigte Erfrischung zu sich zu nehmen.
Der kräftige Duft von frisch gemahlenem Kaffee wirkte augenblicklich wie ein Wachmacher. Cherish schnupperte begierig und fühlte sich unvermittelt in Kindheitstage zurückversetzt, wenn sie nach Einkäufen mit ihrer Mutter immer zum Mittagessen ins Cadena gegangen war, wo sie einen dickflüssigen Erdbeer-Milchshake in einer hohen Glasflöte mit zwei rosa Strohhalmen haben durfte – wobei ihr aber stets verboten wurde, Blasen blubbern zu lassen oder mit dem Eis am Boden irgendwelche Schlürfgeräusche zu machen.
Glückliche Zeiten.
Nachdem sie sich angestellt und eine Kanne Tee für zwei sowie zwei große Scones gekauft hatte, sah Cherish sich in der Cafeteria nach einem freien Tisch um. Ah ja! Da drüben war einer für zwei Personen, nicht weit von der Tür.
Auf ihr Tablett und ihre Einkäufe sorgsam aufpassend schlängelte sich Cherish recht geschickt durch das Labyrinth aus Tischen und Stühlen, damit kein anderer vor ihr dort ankam. Triumph! Cherish setzte ihr Tablett ab und stellte ihre Tragetaschen auf den zweiten Stuhl. Dann knöpfte sie den Mantel auf, nahm die Mütze ab und begann ihr Scone mit Butter zu bestreichen.
In der Cafeteria war es warm, und behagliches Geschirrgeklapper mit gedämpftem Geplauder erfüllte zusammen mit angenehmer weihnachtlicher Jingle-Bells-Musik die Luft.
Cherish blickte sich um. Sie saß nicht weit vom Eingang, sodass Brian sie leicht entdecken konnte. Sie schenkte sich Tee ein und bewegte die kalten und schmerzenden Füße in den praktischen Schnürschuhen. Oh, herrlich.
»Cherish?« Eine schneidende Stimme zerriss alle Glückseligkeit. »Cherish? Was in aller Welt machst du denn hier?«
Cherish stöhnte auf und legte das gebutterte Scone auf den Teller zurück. »Hallo, Biddy.«
»Ich räum das hier mal eben beiseite, ja?« Biddy begann an den Tragetaschen auf dem Stuhl zu zerren. »Meinen Tee kann ich hier hinstellen – wenn du dein Geschirr ein bisschen hinüberrückst.«
»Eigentlich«, sagte Cherish etwas zaghaft – Biddy in voller Fahrt machte sie immer nervös –, »hätte ich lieber, dass du die Taschen dort lässt, wenn es dir recht ist. Der Platz ist besetzt. Ich warte auf jemanden.«
»Ach, tatsächlich?« Biddys Nase zuckte. »Und ist dieser Jemand der Grund, warum ich seit Wochen nichts von dir gesehen habe?«
»Ganz und gar nicht«, sagte Cherish entschieden, obwohl sie innerlich noch immer zitterte. »Ich arbeite jetzt, Biddy, wie du ganz genau weißt. Ich hatte ganz einfach keine Zeit.«
»Für meine Freunde nehme ich mir immer Zeit. Aber ich bin ja auch eine treue Seele. Im Gegensatz zu manch anderen.« Cherish widerstand dem Impuls, darauf hinzuweisen, dass Biddy, abgesehen von ihr, eigentlich gar keine Freunde hatte, und schüttelte den Kopf. »So ein Vorwurf ist wirklich nicht angemessen, Biddy, wenn ich mir die Bemerkung erlauben darf. Immerhin war es anfangs ja deine Idee, dass ich bei Francesca’s Fabulous Frocks arbeiten sollte, nicht wahr?«
Biddy stand immer noch mit ihrem Teetablett in den Händen da und beäugte den mit Taschen belegten Stuhl. »Das mag wohl sein, aber ich meinte: als Farbberaterin. Nicht als Hilfsverkäuferin, verdammt noch mal. Hast dich da ja recht hübsch eingenistet, ohne mir davon zu erzählen, wie?«
»Ach, sei doch bitte nicht so sauer. Und zieh dir einen Stuhl von dem Tisch dort drüben heran. Ich mache nur eben Platz für dein Tablett. Außerdem mache ich keine Farbberatung mehr, also«, sie sah zu, wie Biddy in ihrem fliederfarbenen Mantel mit passendem Kopftuch einen dritten Stuhl an den Tisch schob, »kannst du ruhig aufhören, diese Frühlingsfarben zu tragen, wenn du möchtest.«
Sichtlich erschöpft ließ Biddy sich auf den zusätzlichen Stuhl fallen. »Und warum sollte ich das wollen, wenn ich fragen darf? Zufällig mag ich diese zarten Pastellfarben. Sie stehen mir. Ich verstehe ums Verrecken nicht, warum du die Farbberatung aufgeben und niedere Dienste verrichten willst.«
»Bei Frankie zu arbeiten hat nichts mit niederen Diensten zu tun. Es entspricht meiner natürlichen Berufung. Nun, wie ich sehe, hast du eine Tragetasche, du hast also wohl Weihnachtseinkäufe gemacht?«
»Was für Weihnachtseinkäufe?« Biddy schlürfte dankbar von ihrem Tee. »Seit du und ich uns keine Geschenke mehr machen, muss ich auf diesen Unsinn weder Zeit noch Geld mehr verschwenden.«
»Oh, was hast du denn dann gekauft?«
»Albernen Julklapp-Quatsch für die
Weitere Kostenlose Bücher