Blütenzauber und Liebeswunder: Roman (German Edition)
Cherish gesagt«, murmelte Frankie und versuchte, ihr Gesicht mit einem Tüchlein zu reinigen und gleichzeitig Wimperntusche aufzutragen.
»Wohl eher um die dreißig, würde ich sagen. Aber genügend. Vor allem weil sie alle ziemlich … na ja, sonderbar aussehen.«
»Oh Gott, es sind doch nicht etwa … ähm … Tote, oder? Es wollen doch nicht etwa noch mehr Geister herein?«
»Nein, sie sind alle sehr lebendig. Warm eingemummelt gegen den Frost und mit Thermoskannen voller Bovril-Bouillon.«
»Hör auf. Das ist ja total verrückt. Erzähl mir nichts mehr, bis ich da bin. Komme gleich.«
Zehn Minuten später erreichte sie den Marktplatz. Es war noch immer stockfinster, und die Weihnachtslichter funkelten fröhlich. Der überfrorene Schnee auf dem Kopfsteinpflaster war noch weitgehend unbetreten und sah wunderschön aus, allerdings war es immer noch bitterkalt.
Frankie drängte sich durch die Menge an Menschen, die stark nach Vogelbeobachtern aussahen, bis sie Dexter gefunden hatte. Sie lächelte ihn an und strich ihr Haar zurück, damit die Ohrringe zum Vorschein kamen. »Siehst du? Ich nehme sie nie wieder ab. Vielen herzlichen Dank.«
»Sie sehen süß aus an dir.« Dexter nickte. »Und ich freue mich, dass sie dir gefallen.«
»Gefallen ist eine Untertreibung. Sie sind das beste Geschenk aller Zeiten.« Sie sah sich auf dem Marktplatz um. »Was zum Teufel ist denn hier los?«
»Ich habe noch immer keine Ahnung. Hattest du schöne Weihnachten?«
»Toll, danke. War viel zu schnell vorbei. Und bei dir?«
»Nicht wirklich. Ruhig. Sehr ruhig. Und du siehst aus wie ein Osterküken.«
Frankie ächzte. Das kurze gelbe Wollkleid unter der zitronengelben Jacke mit rosa Strumpfhose und roten Stiefeln bildete nicht gerade eine ideale Farbkombination, aber sie hatte keine Zeit gehabt, wählerisch zu sein.
»Danke. Und wo zum Henker steckt Cherish?«
»Brian und sie waren schon ganz steif gefroren, sodass sie auf ein warmes Frühstück ins Greasy Spoon gegangen sind.«
»Und die beiden haben Weihnachten gemeinsam verbracht?«
»Sieht ganz so aus.«
»Lieber Himmel.«
Plötzlich löste sich jemand aus der Menge vor Francesca’s Fabulous Frocks und kam auf sie zu. Aufgrund der Daunenjacke mit dickem Schal und Pudelmütze war es unmöglich, das Geschlecht zu bestimmen.
»Entschuldigung, aber wissen Sie, wann die Boutique aufmacht? An der Tür steht, am Achtundzwanzigsten – und das ist heute –, aber nicht, um welche Zeit.«
Die heisere Stimme gab auch keinen Hinweis auf das Geschlecht der Person.
»Um neun Uhr«, sagte Frankie.
»Und sind Sie die Inhaberin?«
»Ja, aber warum? Wer sind Sie? Wollen Sie alle Kleider kaufen?«
»Nein, natürlich nicht. Ich bin Jackie Minton, Vorsitzende der Psychical Research Association in Winterbrook.«
Weiblich also.
Frankie lächelte. »Nun, freut mich, Sie kennenzulernen, aber ich verstehe nicht …«
»Und ich bin Alan Bradstock. Ich leite die Afterlife Group in Willows Lacey.« Eine ähnlich eingemummelte Figur drängte sich vor Jackie. »Wir sind konkurrierende Vereine, wissen Sie? Und ich möchte nicht, dass die da mir zuvorkommen.«
Pling!
Ungläubig schüttelte Frankie den Kopf. »Sie sind Geisterjäger?«
»Diese Bezeichnung benutzen wir eigentlich nicht«, sagte Alan Bradstock verschnupft. »Viel zu eindimensional. Wir sind weitaus mehr als das.«
»Ganz genau«, bestätigte Jackie Minton. »Jedenfalls haben wir gehört, dass es in diesem Geschäft eine Präsenz gibt, und wir sind alle sehr begierig darauf, hineinzukommen und sie selbst zu spüren.«
»Aber«, sagte Alan, »wenn Sie die Inhaberin sind, müssen Sie von dieser Visitation doch wissen.«
Frankie lachte. Es klang sehr gekünstelt. »Sie meinen, Sie glauben, in meinem Geschäft würde es spuken? So einen Unsinn habe ich ja im ganzen Leben noch nicht gehört!«
»Sie sind sich dessen vielleicht nicht bewusst«, krächzte Jackie liebenswürdig. »Sie sind vielleicht nicht auf die geistige Welt eingestimmt. Wir könnten Ihnen helfen.«
»Ja, in der Tat«, meinte Alan freundschaftlich und stapfte mit den Füßen. »Lassen Sie uns nur hinein, dann setzen wir uns mit jeglichen Geistern in Verbindung, die Sie heimgesucht haben mögen.«
»Nur über meine Leiche«, fauchte Frankie. »Bitte gehen Sie – und zwar alle! Ich will jetzt erst einmal frühstücken. Ich öffne das Geschäft um Punkt neun – um Kleider zu verkaufen. Ausschließlich um Kleider zu verkaufen. Wenn Sie kein Kleid kaufen
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