Blütenzauber und Liebeswunder: Roman (German Edition)
– sofern ich überhaupt an Geister dachte – nur dort spuken, wo sie gestorben sind. In dem Fall müsste Ernie dann ja eigentlich im Poundland herumgeistern, oder?«
Frankie nickte und rührte das türkisfarbene Gebräu vor ihr mit dem Stiel ihrer erloschenen Wunderkerze um. »Ja. Kann sein – tut er aber nicht. Er ist wegen Achsahs Hochzeitskleid in meiner Boutique, nicht wahr?«
»Ja, so wird es wohl sein. Er hat erklärt, durch das Kleid fühlt er sich ihr nahe.«
»Und als ich ihn das erste Mal gesehen habe, nachdem mir klar wurde, dass er kein Crossdresser ist, und er mir seine ganze Geschichte erzählt hat, hat er gesagt, seine Nichten hätten das Kleid gestohlen und Rita gegeben. Also dachte ich mir, wenn das Kleid etwas so Besonderes für ihn ist, könnten wir es vielleicht mit in eine Kirche nehmen oder so – vielleicht sogar in die Kirche, wo Ernie und Achsah getraut worden sind – und irgendeine Zeremonie abhalten und ihn auf diese Weise, tja, erlösen.«
Dexter schob seinen nicht ausgetrunkenen Cocktail von sich und bestellte bei dem gelangweilten Barkeeper ein Bier. »Vielleicht, aber dazu bräuchten wir den Pfarrer oder so jemanden, und möglicherweise sind Kirchenleute nicht besonders scharf darauf, mit Untoten zu kommunizieren. Ich weiß es nicht. Ich bin seit meiner Grundschulzeit nicht mehr viel zur Kirche gegangen.«
»Ich auch nicht«, gab Frankie zu. »Ach, keine Ahnung. War nur so ein Gedanke. Ich weiß sonst wirklich nicht, was wir für ihn tun könnten.«
»Ach, Skype ist doch wirklich etwas Wunderbares!« In einem violetten Kunstpelzmantel über hautengen Jeans kam Lilly in den Pub getänzelt und kletterte neben Dexter auf einen Barhocker. »Andreas und ich haben gerade ewig lange miteinander gesprochen. Ach, ich vermisse ihn so schrecklich! Aber an Ostern kommt er herüber. Nur noch zwölf Wochen bis dahin! Falls ich überhaupt so lange ohne ihn leben kann.«
»Ich freue mich darauf, ihn kennenzulernen«, sagte Dexter und verkniff sich das Lachen. »Frankie hat mir jede Menge über ihn erzählt.«
»Das liegt daran, dass es seit ihrer Rückkehr kaum ein anderes Gesprächsthema mehr gibt.« Frankie spielte mit ihrem winzigen Cocktailschirmchen. »Und ich wette, bis Ostern sind schon mehrere andere Männer aus unserer Gegend an seine Stelle getreten.«
»Nein, ganz bestimmt nicht.« Lilly zog einen Schmollmund und beäugte den verschmähten Cocktail. »Trinkst du das nicht mehr, Dexter?«
»Nein – bedien dich.«
»Cool, danke schön. Oh, köstlich. Ich bestelle mir noch so einen. Und überhaupt, Andreas kommt nicht nur auf Besuch rüber. Er zieht hierher. Er wird hier wohnen. Bei mir.«
»Was?« Frankie schüttelte den Kopf. »Seit wann?«
»Seit heute Abend. Wir haben schon darüber gesprochen, als ich dort war, und er hat einen Cousin zweiten Grades oder einen Onkel oder so, der in Winterbrook ein griechisches Restaurant betreibt, dort hat er sich einen Job besorgt, und ich habe gesagt, natürlich kann er bei uns wohnen, also, bei mir – und so ist alles geregelt.«
»Na dann herzlichen Glückwunsch«, sagte Frankie mit matter Stimme und fragte sich erstens, ob Lilly und Andreas wohl an Visum und Arbeitserlaubnis gedacht hatten, Andreas vermutlich schon, und zweitens, ob sie das Haus in der Featherbed Lane wirklich mit einer total verknallten Lilly und einem festen Mitbewohner teilen wollte.
»Äh, ja – herzlichen Glückwunsch.« Dexter versuchte einen neutralen Gesichtsausdruck zu wahren.
»Danke.« Lilly strahlte. »Und außerdem brauchst du gar nicht so zu tun, als drehten sich alle Gespräche immer nur um mich. Von der Geisteraustreibung war genauso viel die Rede wie von Andreas. Dass ich das verpasst habe! Ich fasse es kaum, dass sie wirklich weg sind und ich sie nie wieder sehen werde. Jared mochte ich wirklich gern.«
»Ich weiß, ich auch, aber jetzt sind sie glücklich. Gerade haben wir mal wieder über den armen alten Ernie gesprochen«, sagte Frankie. »Und versucht, einen tauglichen Plan zu entwickeln, ihn wieder mit seiner Achsah zu vereinen. Zum soundsovielten Mal. Ich habe überlegt, ob wir vielleicht irgendeine kirchliche Zeremonie für ihn abhalten könnten.«
Lilly bestellte einen weiteren dubiosen Cocktail. »Was denn? Wie bei einer Beerdigung?«
Frankie lachte laut auf. »Lilly, wie machst du das bloß? Du bist genial! Ach Lilly, ich liebe dich!«
»Prima!« Lilly klimperte mit den langen rosa Glitzer-Wimpern. »Aber ich verstehe nicht ganz,
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