Blütenzauber und Liebeswunder: Roman (German Edition)
und bemühten sich, nicht laut zu kichern.
»Natürlich«, sagte Alan, »wäre das Ganze bei Nacht sehr viel effektiver. Im Dunkeln. Bei Tageslicht hat sich mir noch nie ein Geist materialisiert.«
»Na, da sind wir ihm um einiges voraus«, flüsterte Dexter.
»Pst!«, zischte Jackie, die noch immer umherwanderte.
Plötzlich blieb Alan bei den Umkleidekabinen stehen und berührte die Vorhänge. »Hier spüre ich etwas. Oh ja, eindeutig. Wenn du hier bist, gefangene Seele, dann gib uns ein Zeichen. Wir kommen in Freundschaft und wollen dir helfen.«
»Äh, ja«, warf Jackie rasch ein, die hinter ihrem Rivalen offenbar nicht zurückstehen wollte. »Wir wissen, dass du unglücklich bist. Wir wollen dir zu einem friedlichen und mühelosen Hinübergehen verhelfen. Wir haben die spirituellen Kräfte, um dies zu bewirken.«
Es herrschte absolute Stille. Dann zuckten die Vorhänge.
»Kuckuck, ihr Süßen!« Noch immer in voller Weihnachts-Montur kam Jared herausgetänzelt. »Ihr habt mich gefunden! Und sosehr ich all diese Kleider auch liebe, wäre ich wirklich froh, jetzt von hier wegzukommen. Ich langweile mich.«
Jackie und Alan starrten ihn mit offenen Mündern an.
»Was meinst du«, flüsterte Dexter, »sind sie so geschockt, weil sie einen Geist vor sich haben oder wegen seiner Aufmachung?«
»Letzteres.« Frankie gluckste.
»Ähm …« Jackie räusperte sich.
Die restliche Gruppe gaffte einfach nur.
Alan tat einen Schritt auf Jared zu. »Hab keine Angst. Ich sehe, du bist ein ruheloser Geist. Wir sind hier, um dich zu erlösen.«
»Ach, wie entzückend, ihr Süßen!« Jared klatschte in die Hände. »Ich kann es kaum erwarten.«
»Und ich auch nicht.« Hinter den Kleidern der Achtzigerjahre-Abteilung trat Bev hervor.
»Oh du lieber Himmel!« Alan war ganz aus dem Häuschen vor Begeisterung. »Das ist der wundervollste Tag meines Lebens!«
»Das kann ja alles sein«, sagte Bev mit strenger Miene, »aber wenn ihr uns wieder in unsere andere Welt bringen könnt, dann beeilt euch doch bitte ein bisschen.«
Jackie sah aus, als hätte sie am liebsten an Ort und Stelle einen Freudentanz aufgeführt.
Die übrigen Geisterjäger glotzten einfach nur.
»Läuft gut«, zischte Frankie Dexter zu.
»Also, ihr ruhelosen Geister.« Jackie räusperte sich. »Unsere Gedanken sind mit euren im Einklang. Unsere Wünsche sind eure Wünsche. Unsere Kräfte sind mobilisiert und bereit, euch zu helfen. Jeder hier will, was ihr wollt, nämlich euch auf eure letzte Reise schicken. Nicht wahr, Freunde?«
Die versammelten Geisterjäger umarmten sich gegenseitig vor Freude und nickten einstimmig mit ihren Wollmützen.
Alan beugte den Kopf und schloss die Augen.
»Betet er?«, erkundigte sich Dexter.
»Keine Ahnung, aber ich schon.« Frankie seufzte. »Doch immer noch kein Zeichen von Ernie. Vielleicht ist er einfach noch zu neu, um so hervorzutreten.«
»Ruhelose Geister. Unglückliche Seelen«, intonierte Alan. »Ich fühle euer Elend, hier in irdischen Banden gefangen zu sein. Ich durchtrenne diese Bande. Jetzt!«
»Und ihr sollt frei sein!« Jackie machte mit den Armen eine große Geste nach Art von Freddie Mercury. »Frei, um zurückzukehren, woher ihr gekommen seid!«
»Geht jetzt!«, sagte Alan bestimmt. »Verlasst uns und geht! Für immer!«
Jared stieß einen spitzen Schrei aus, winkte Frankie auf Wiedersehen und verschwand dann mit sich immer mehr entfernender Stimme in einer mit funkelnden Sternen durchsetzten bunten Ätherspirale.
»Lieber Himmel!« Dexter schluckte.
»Und jetzt ich!« Bev wirkte ungeduldig. »Nur nicht trödeln.«
»Ja – geh und sei frei!«, rief Jackie laut. »Ruhe in Frieden auf immer und ewig!«
Und auch Bev winkte und lächelte ihnen zu und entschwand spiralförmig nach oben in demselben prachtvoll glitzernden Nebel, der das Geschäft erfüllte.
Frankie war sprachlos.
Wie konnte das so einfach sein? Ach, Ernie wäre begeistert.
Jackie und Alan sahen einander an und atmeten tief aus. Die versammelten Geisterjäger strahlten einfach nur.
»Aber«, schnaufte Alan, sichtlich erschöpft, »ich habe noch immer den Eindruck, dass …«
»Noch etwas oder jemand anders da ist?«, murmelte Jackie. »Ich auch, Alan. Kommt, unglückliche Geister – zeigt euch und lasst uns euch erlösen!«
Die Kleider aus den Sechzigerjahren begannen zu wogen und zu tanzen.
»Bitte, Gott – oder wer auch immer –, lass sie Ernie erwischen«, flüsterte Frankie.
»Ach herrje.« Alan zuckte zurück,
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