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Blütenzauber und Liebeswunder: Roman (German Edition)

Blütenzauber und Liebeswunder: Roman (German Edition)

Titel: Blütenzauber und Liebeswunder: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christina Jones
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niederträchtig, natürlich. Und weil diese Thelma und Louise Ihnen das Kleid – angeblich – gestohlen haben und es als Spende hier gelandet ist, wollen Sie es jetzt wohl zurückhaben?«
    »Ja. Nur«, erwiderte er leise, »war es nicht mein Kleid, Spätzchen. Ich trage keine Kleider.«
    Kein Transvestit also. Einfach nur ein Spinner.
    Er sah Frankie bekümmert an. »Es hat meiner Frau gehört. Sie ist verschieden. Tot.«
    »Oh, das tut mir leid.«
    »Ach, mir auch, Spätzchen. Ich dachte, ich würde ihr bald folgen, aber es sieht nicht danach aus.«
    »Ach, sagen Sie doch das nicht! Natürlich muss es ganz schrecklich für Sie sein, aber das Leben geht weiter. Ehrlich. Meiner Oma ist es gelungen, sich nach Opas Tod dann doch noch ein recht schönes Leben zu machen. Sie ist Vereinen beigetreten, auf Reisen gegangen und …«
    »Das habe ich ja versucht, Spätzchen, aber das gibt mir nichts mehr. Ich will einfach nur ihr Kleid wiederhaben. Darf ich dir zeigen, welches es ist?«
    »Na gut.« Trotz ihrer Müdigkeit tat der einsame alte Mann Frankie schrecklich leid. Sie würde die Kasse für ihn noch einmal aufmachen und einen letzten Verkauf tätigen. »Danach sperre ich aber zu, und Sie müssen wirklich gehen.«
    Frankie folgte ihm zu den Fünfzigerjahre-Ständern und sah ihn auf ein cremefarbenes Seidenkleid deuten. Es war ganz im Stil von Audrey Hepburn: eng anliegend, ärmellos, hohe Taille mit einer extravaganten Schleife.
    »Es ist wirklich hübsch.«
    »Sie hat es an unserem Hochzeitstag getragen.« Sein Blick rückte in weite Ferne. »Und sie hatte eine weiße Rose im Haar. Sie hatte damals genauso dunkle Haare wie du, Spätzchen. Schön ist sie gewesen.«
    »Ganz gewiss.« Auf einmal hätte Frankie ihn umarmen können. Und was machte es schon, wenn er ein bisschen sonderlich und leicht abgedreht war? Er wollte das Hochzeitskleid seiner Frau wiederhaben. Es hatte einen gewaltigen sentimentalen Wert. Was war schon verkehrt daran?
    »Ich war erst siebzehn, als ich ihr bei einer Tanzveranstaltung drüben in Tadpole Bridge zum ersten Mal begegnet bin, und als ich einundzwanzig war, haben wir geheiratet. Wir hatten fünfzig wundervolle, glückliche Jahre miteinander.«
    Frankie seufzte. Sie würde ihm das Kleid schenken müssen, sie wusste es. Sie könnte nicht von ihm verlangen, dafür zu bezahlen – wie auch immer es in ihren Laden gelangt war, er hatte ja wohl schließlich jedes Recht, es zurückzufordern.
    »Neunzehnhundertsechsundvierzig war das.« Er sah sie an. »Kurz nach Kriegsende. Das Leben fing gerade an, sich wieder zu normalisieren. Nach all dem Elend war es schön, diese Dorf-Tanzabende und so was zu haben. Ich bin mit ein paar Kameraden nach Tadpole Bridge hinüber. Dort hatten sie immer eine gute Kapelle im Gemeindesaal. Eine richtige kleine Tanzkapelle, weißt du?«
    Frankie, deren Auffassung von Tanzmusik von seiner garantiert Lichtjahre entfernt war, nickte dennoch.
    »Ach, es war eine richtig tolle Fete. Eine umwerfende Band mit zwei Sängern – Schlagersänger sagten wir damals dazu. Jedenfalls habe ich sie gleich gesehen, als ich hereinkam. Schön war sie, wie sie da stand in ihrem hübschen rot-weißen Kleid, mit Haaren wie schwarze Seide. Sie war mit einigen Freundinnen dort, doch ich habe keine von ihnen auch nur wahrgenommen. Ich hatte nur Augen für sie.«
    Frankie, die nach wie vor nichts als heimgehen und schlafen wollte, spürte seine tiefe Traurigkeit. Es würde ihr ja schließlich nicht wehtun, ihm ein Weilchen zuzuhören. Vielleicht half es ihm ja?
    »Und Sie sind ihr auch aufgefallen?«
    »Nicht gleich auf Anhieb, Spätzchen. Ich war recht schüchtern, und sie war so hübsch, ich habe sie einfach nur irgendwie angestarrt, während mein Herz geklopft hat wie verrückt. Meine Kameraden sind geradewegs hinüber zu den Mädchen und haben sie zum Tanzen aufgefordert, wissen Sie, aber ich nicht. Ich blieb zurück. Jedenfalls hat sie nur den Kopf geschüttelt, wenn einer sie gefragt hat, ob sie tanzen möchte. Meine Kameraden haben mit ihren Freundinnen Jive getanzt – darin war ich nie besonders gut, aber die Mädchen liebten es. Die amerikanischen GIs hatten ihnen all diese Schritte beigebracht, als sie hier drüben stationiert waren, wissen Sie. Und dann begann die Kapelle ›Twilight Time‹ zu spielen, und alle haben aufgehört mit Jitterbug, und ich sah sie auf der anderen Seite der Tanzfläche stehen …«
    »Und da«, fragte Frankie, in deren Vorstellung das Ganze ablief wie

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