Blütenzauber und Liebeswunder: Roman (German Edition)
Frankie musste es sich mit der Farbberatung in Francesca’s Fabulous Frocks wohl anders überlegt haben. Wie wunderbar!
Nachdem sie dem netten jungen Mann im Radio erklärt hatte, warum sie so plötzlich fortging und wohin, und sich bei ihm dafür entschuldigt hatte, dass sie ihn mitten in der Sendung abdrehte, nahm Cherish ihren besten Mantel samt Schal, griff sich ihre Handtasche, sah nach, ob sie genügend Kleingeld für die Busfahrkarte hatte, und verließ nahezu fröhlich hüpfend das Haus.
Frankie, die nicht recht wusste, ob sie allein durch diesen Anruf eben nicht vielleicht eine von vielen möglichen unternehmerischen Fehlentscheidungen getroffen hatte, brauchte nicht lange zu warten. Cherish, wieder in einem unvorteilhaften mausbraunen Mantel mit passendem Kopftuch, traf mit von der Kälte geröteter Nase und tränenden Augen eine halbe Stunde später ein. Zum Glück allein. Frankie wusste, dass sie Biddy im Schlepptau nicht verkraftet hätte.
»Hallo, meine Liebe. Oh, Entschuldigung, ich muss mich erst einmal schnäuzen – es ist eiskalt da draußen.« Cherish schniefte. »Ach, wie ich sehe, gehen Sie noch immer in Primärfarben. Ich hatte gehofft, Sie hätten sich inzwischen auf ein hübsches Anthrazit verlegt.«
»Anthrazit ist offen gestanden nicht meine Farbe. Und auch nicht Zinngrau oder Bleigrau oder sonst einer der Grautöne, von denen Sie gesprochen haben. Die gefallen mir einfach nicht. Tut mir leid.«
»Schade, ein hübscher Grauton würde Ihr Leben wesentlich verändern. Sie werden nicht erfahren, was dadurch ausgelöst werden könnte«, meinte Cherish und sah auf einmal ganz begeistert aus. »Ich nehme mal an, meine Liebe, dass Sie mich angerufen haben, weil Sie es sich anders überlegt haben? Dass Sie meine Talente Ihren Kundinnen zugutekommen lassen möchten, auch wenn Sie selbst meinem Rat nicht folgen? In diesem Fall stehe ich zur Verfügung, meine Liebe. Bei Dorothy Perkins in Winterbrook hat man uns brüsk die Tür gewiesen. Allerdings«, nun sah sie wieder bekümmert aus, »war es auch wirklich nicht von Vorteil, dass Biddy den Leuten erzählen musste, das Geschäft sei ganz und gar nicht mehr so, wie sie es in ihrer Jugend gekannt hatte, als man dort ein hübsches Kostüm oder Twinset für einen Apfel und ein Ei bekam. Dann hat sie noch einige unfreundliche Worte über neumodische Boutiquen geäußert. Das kam nicht besonders gut an. Das hat denen gar nicht gefallen.«
»Nein«, sagte Frankie diplomatisch, »das kann ich mir vorstellen. Und offen gestanden, nein, um Ihre Dienste als Farbberaterin wollte ich Sie nicht bitten. Es geht um etwas vollkommen anderes …«
Für ein Bewerbungsgespräch war es reichlich merkwürdig gewesen, fand Frankie im Nachhinein. Sie hatte Fragen stellen und Erklärungen abgeben müssen, wie etwa zur Funktionsweise der Kasse und der Kreditkartenmaschine, während sie nebenbei Kundinnen bediente, und Cherish hatte gar nichts gesagt, sondern nur genickt und sich die Nase geputzt.
Endlich hatte Cherish den Mund aufgemacht. »Das klingt alles ganz hervorragend, meine Liebe. Vielen Dank. Ich war früher schon als Verkäuferin tätig. Ich habe auch Referenzen. Nur zu gerne würde ich hier aushelfen. Ich bin fünfundfünfzig, wissen Sie, und habe einige Zeit lang nicht gearbeitet, abgesehen von der Farbberatung – und die läuft manchmal ein bisschen schleppend, meine Liebe. Nun, um ehrlich zu sein, ist sie mehr oder weniger zum Stillstand gekommen. Und von zu Hause aus zu arbeiten kann sehr einsam sein. Sagen Sie mir, welche Arbeitszeiten Sie sich vorstellen, und ich werde hier sein. Vielleicht könnte ich die Kundinnen ja auch zu ihren Seelen-Farben beraten und …«
»Nein«, sagte Frankie bestimmt. »Überhaupt keine Farbberatung. Die können Sie von zu Hause aus weiter betreiben, aber nicht in meinem Geschäft.«
»Vielleicht könnte ich einfach eine meiner Visitenkarten mit in die Tragetaschen stecken?«
Mit schlechtem Gewissen dachte Frankie an den Kartenhaufen im Papierkorb und schüttelte den Kopf. »Nein, bedaure. Interessenkonflikt, verstehen Sie?«
»Ja«, sagte Cherish, die in Wirklichkeit allerdings überhaupt nichts verstand. »Ganz, wie Sie wünschen, meine Liebe. Sie sind der Boss.«
Ja, dachte Frankie mit einem kurzfristigen Aufwallen von Stolz. Das bin ich. Und es ist herrlich.
Sie blickte Cherish hoffnungsfroh an. »Also, wenn Sie einverstanden sind, werde ich all die Formulare und den Papierkram für Einstellung und
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