Blütenzauber und Liebeswunder: Roman (German Edition)
und daran denken, dass du sie nie wieder zurückholst, aber du kannst aus Weihnachten ja trotzdem etwas Besonderes machen. Gönn dir einen kleinen Baum und ein paar Girlanden und ein paar Weihnachtslieder im Radio, Nüsse und Süßigkeiten am Kaminfeuer. Kauf dir selbst ein paar schöne Sachen, die du am Weihnachtsmorgen auspacken kannst, und koch dir einen richtigen Festschmaus mit allem Drum und Dran als Weihnachtsessen. So mache ich es jedenfalls.«
»Du kaufst dir selbst Geschenke?« Cherish war völlig entgeistert. »Und gibst Geld aus für Delikatessen? Nur für dich allein? Ist das nicht reichlich verschwenderisch?«
»Es macht Freude, Kleines.« Brian sah sie traurig an. »In meinem Leben gab’s nicht sonderlich viel Freude – abgesehen von der Zeit mit Rita, und die hat nicht lange gedauert –, und wenn ich das mal so sagen darf, möchte ich meinen, du warst in den letzten Jahren auch nicht gerade auf Rosen gebettet. Nein, ich freue mich richtig auf Weihnachten. Ich hänge mir sogar einen Weihnachtsstrumpf ans Fußende von meinem Bett.«
»Oh ja! Über meinen Weihnachtsstrumpf hab ich mich als kleines Mädchen auch immer riesig gefreut!« Bei der glücklichen Erinnerung klatschte Cherish die Fäustlinge zusammen. »Aufzuwachen und nachzusehen, ob der Weihnachtsmann da gewesen war, und dann all diese spannenden Klumpen und Beulen zu betasten, und das Knistern und Rascheln des Geschenkpapiers zu hören und zu raten, was ER mir wohl gebracht hatte, und mich dann zu meinen Eltern ins Bett zu kuscheln, um alles auszupacken und ihnen zu zeigen. Ach ja, das waren herrliche Zeiten. Für dich nicht auch?«
Brian schüttelte den Kopf und verlangsamte die Fahrt, da sie zu der Autoschlange am Ortseingang von Hazy Hassocks aufschlossen. »Ich hatte als Kind nie einen Weihnachtsstrumpf, Cherish. Keinen einzigen. Das wird mein erster.«
Voller Entsetzen sah Cherish ihn an. »Oh Brian, ich hatte ja gar keine Ahnung. Ich meine, natürlich, ich weiß, nach dem, was die Leute so sagen, dass deine Mutter nicht gerade … äh, die freundlichste Seele der Welt war, äh, ist, aber selbst dann …«
»Meine Ma war und ist noch immer ein herzloses Biest, und mein Dad war ein gewalttätiger Säufer.« Brian zuckte unbekümmert die Achseln. »Da lässt sich nichts beschönigen, Kleines. Das ist nun mal Tatsache.«
»Ach du liebe Güte.« Cherish sah auf ihren Schoß hinab und ordnete die Falten ihres Regenmantels, nur um irgendwas zu tun zu haben.
»Zerfließ mal nicht gleich vor Mitleid mit mir, Kleines«, meinte Brian freundlich. »Ich hatte gar nicht vor, dir das alles zu erzählen. Du bist nur einfach jemand, mit dem man gut reden kann.«
»Bin ich das?« Cherish war überrascht. Keiner hatte sich je wirklich dafür interessiert, mit ihr zu reden. Nun, Frankie hatte während der letzten paar Tage mit ihr geplaudert, was schön gewesen war, aber bis dahin hatte sie mit niemandem groß Vertraulichkeiten ausgetauscht. Nicht einmal mit ihren Eltern. »Danke.«
»Das Vergnügen war ganz meinerseits, Cherish. Aber hör auf mich. Tu du nicht unnötig knausern und knickern, weil du denkst, Weihnachten wär reine Zeitverschwendung. Lass mal fünfe gerade sein und gönn dir was. Kauf dir selbst was Schönes.«
»Weißt du«, sagte Cherish zögernd und lächelte vor sich hin, »vielleicht mach ich das wirklich. Ich meine, es muss ja kein Vermögen kosten, nicht wahr? Aber es wäre doch schön, ein paar Tage lang ein bisschen Luxus zu genießen.«
»Ganz genau, Kleines.« Brian grinste vergnügt hinter seiner wilden Mähne hervor, die ihm nun ins Gesicht gefallen war. »Wir beide, wir machen uns fröhliche Weihnachten. Verwöhnen uns selbst und machen es uns zu Hause gemütlich. Weißt du, es gibt viele Leute, die das nicht können.«
»Oh, ich weiß.« Cherish nickte. »Ich schätze, wir sollten wirklich dankbar sein.«
»Oh ja.« Brian nickte und bog um die Ecke in Cherishs Straße ein. »Das stimmt. So, da wären wir, Kleines. Lieferung frei Haus. Sicher und wohlbehalten.«
»Vielen herzlichen Dank. Das war sehr freundlich von dir.« Cherish öffnete die Wagentür und schauderte erneut, als die eisige Luft hereinpfiff. Vorsichtig glitt sie mit den Füßen voran aufs Pflaster. »Mach’s gut, Brian. Und vielen Dank noch mal.«
Brian grinste, winkte und fuhr davon.
Noch immer zitternd tastete Cherish in ihrer Handtasche nach dem Haustürschlüssel und sah ihm nach, bis der Wagen um die Ecke gebogen und verschwunden
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