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Blumen für den Führer

Titel: Blumen für den Führer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Seidel
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wusste nicht, ob sie etwas antworten sollte. Vielleicht erwartete er, dass sie ihm für seine Höflichkeit dankte. Sie lächelte verlegen und sagte: »Wenn man jemanden nicht kennt, ist man eben vorsichtig. Das ist verständlich.«
    »Nein, es ist unhöflich, und wenn hier jemand keine Erziehung genossen hat, dann ist es meine Frau.« Er ruckte mit dem Kopf zum Herd, wo die Wirtin mit der Wäsche tätig war. Waltraut sah von der Seite, dass ihre Lippen zitterten.
    »Ich wünsche nicht, dass Korff hereinkommt.«
    »Lisbeth!«
    »Nein, hab ich gesagt! Ich habe Angst vor ihm. Überall suchen sie diesen Mörderjungen und bestimmt sind sie deinem Korff auch schon auf den Fersen. Er bringt die Polizei ins Haus, ich sag es dir.«
    »Hör auf damit!« Der Mann stand auf. Die Stuhlbeine schabten am Boden. Im Stehen leerte er die Tasse, stellte sie ab und ging hinaus.

    »Im Vertrauen, Fräulein Knesebeck«, sagte die Wirtin plötzlich, »jetzt wo wir allein sind: Ich bin die Einzige, die sich hier Sorgen macht. Mein Mann ist wie ein Kind, leichtsinnig. Der lädt uns draußen von der Straße Kommunisten, Juden und Verbrecher ein, wenn ich nichts sage. Jeder weiß doch schließlich, dass wir nur weiterkommen, wenn wir uns anpassen, oder nicht? Ein Bekannter bei der Stadtverwaltung hat mir gesagt, dass sie Spitzel senden, die kommen her und schauen, wer hier wohnt. Nun stellen Sie sich mal vor, so einer sieht, dass dieser Korff hier ein und aus geht.« Sie schwieg erschöpft.
    »Wenn Sie möchten, suche ich mir eine andere Unterkunft«, sagte Waltraut leise.
    »Das erlaubt mein Mann nicht.«
    »Dann sage ich ihm, dass er sich keine Sorgen machen soll und dass ich meine neue Stelle früher antreten kann.«
    »Er wird es Ihnen nicht glauben. Er wird sich mit Korff absprechen und über alles genau Bescheid wissen. Ich habe leider keine Macht über ihn, verstehen Sie? Aber ich kann nachts kaum mehr schlafen, weil er immer diesen Umgang hat, der uns ins Verderben bringen wird. Ich habe jeden Tag Kopfschmerzen und er nimmt keine Rücksicht.«
    »Ich kann es ja versuchen«, sagte Waltraut. »Außerdem bestimme ich selbst, wo ich wohne.«
    »Sie haben keine neue Stellung, stimmt’s? Warum hat man Sie denn fortgeschickt aus Ulmengrund?« Bevor Waltraut antworten konnte, redete die Frau weiter. »Ach wissen Sie, wenn ich Sie wäre und ein bisschen mehr Mut hätte, ich würde zurückgehen und mich zur Wehr setzen. Wenn Sie überzeugt sind, dass Sie nichts falsch gemacht haben, dann gehen Sie hin und klären den Sachverhalt auf. Oder?« Sie blickte Waltraut
aufmunternd an und baute weiter an den Wäschemauern, machte daraus Türme und trug sie in ein Nebenzimmer. Hin und her, so lange, bis der Küchentisch fast leer war.
    Waltraut war verblüfft. Natürlich konnte sie nicht einfach zur Misera gehen und sich beschweren. Aber der Gedanke ließ sie nicht in Ruhe. Sie sah die Wirtin freundlich an. »Danke für den Zuspruch. Sie haben recht, ich kann mich wehren.«
    Der Mann kam durch den Flur zurück. »Im Grunde muss ich meiner Frau beipflichten: Es ist leichtsinnig, mit Leuten wie Korff Umgang zu haben. Aber dann frage ich mich: Wo führt das hin? Am Ende verdächtigen wir uns alle gegenseitig, bis es eines Tages so weit ist, dass wir uns verfolgen und umbringen und überhaupt nicht wissen, warum.«
    Die Wirtin kam wieder aus dem Nebenzimmer. Sie nahm die letzte Wäsche und trug sie weg. Als sie erneut zurückkam, spitzte sie den roten Mund und lächelte. Es klopfte an die Haustür, als hätte sie es mit den Lippen ausgelöst. Sie ging und öffnete. Man hörte, wie sie Korff begrüßte und ihm den Vortritt in die Küche ließ.
    »Frau Lisbeth«, sagte er. »Wann gelingt es mir, Sie zu überzeugen, dass ich kein Unmensch bin?«
    »Na schön, Sie sind kein Unmensch«, entgegnete die Wirtin. »Aber bitte verschonen Sie mich mit Ihren politischen Ansichten. Die Politik macht aus Menschen Unmenschen.«
    »Das stimmt«, rief der Wirt und begrüßte Korff. Man setzte sich zu Waltraut an den Tisch.
    »Ich hoffe, Sie hatten eine gute Nacht, Fräulein Knesebeck.« Korff holte eine Pfeife aus der Jackentasche, eine Tüte Tabak und ein Messer. Während er sie stopfte, nahm die Frau ein Schälchen Wasser und Tücher und kehrte nach nebenan zurück, um dort zu bügeln, wie es schien.

    Waltraut fasste allen Mut zusammen. »Herr Korff, wären Sie bereit, mich morgen nach Gut Haardt zu fahren? Ich glaube, es ist richtig, wenn ich mich gegen meinen Rauswurf

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