Blumen fuer die Toten - Ein Fall fuer Commissario Mariani
du wirklich geschlafen?«
»Ich war nicht müde.«
Dienstagmorgen, nach neun Uhr
Da wären wir also, jeder mit seinem Blatt voller Notizen.
Ich übertrage Anselmi gleich die Aufgabe, die Arbeit zu koordinieren. Er ist der einzige Sorgfältige von uns dreien, und außerdem liebt er Schreibtischarbeit. Er wird aufschreiben, was zu tun ist und wer sich darum kümmern soll. Wir werden ihm die Ergebnisse liefern, die er wiederum an die Gruppe weitergibt. Ich weiß, dass das eigentlich mein Job wäre, aber ich habe keine Lust, hier drinnen eingesperrt zu sein und die Hände in den Schoß zu legen.
Ich habe das von Francesca beschriebene Blatt genommen, ihre exzentrische Nummerierung ausgestrichen und habe drei Kopien davon gemacht, für jeden eine.
Anselmi hat ebenfalls ein Papier, von dem er Kopien gemacht hat, und schlägt Iachino vor, dasselbe zu tun.
Ich lege die drei Listen nebeneinander und markiere zunächst die gemeinsamen Punkte.
Vielmehr den gemeinsamen Punkt: den Nachbarn von Gina Gualtieri und Jolanda Lotti und deren Verwandten die Zeichnung zeigen.
»Machst du das, Iachino?« Er ist einer der wenigen, bei dem mir das Sie nicht über die Lippen kommt. Und doch sollte ich mich bemühen, denn eigentlich duze ich Menschen nicht gerne, die mich siezen.
»Natürlich, Commissario«, sagt er, denn er ist ein Arbeitstier. »Eines habe ich nicht auf die Liste gesetzt, denn es ist mir erst jetzt eingefallen: Soll ich es auch im Büro der Signora herumzeigen?«
»Welcher Signora?«
»Im Büro Ihrer Frau, Commissario. In der Consulting-Agentur.« Er spricht rasch weiter: »Der Brief wurde ja dorthin geschickt. Der Mörder muss sich dort herumgetrieben haben, um Informationen zu bekommen. Vielleicht weiß der Pförtner etwas.«
»Gute Idee.«
Ich bin mit dem Satz noch nicht zu Ende, da hat Anselmi den Auftrag schon in seiner Liste ergänzt und Iachino danebengeschrieben.
»Jetzt schauen wir mal, was Sie sich aufgeschrieben haben, Anselmi.«
»Das Farbtöpfchen. Das steht aber auch bei Ihnen, Commissario.« Er hat wohl keine Lust, das Büro zu verlassen, um an einem Regentag Ende März durch die Stadt zu laufen. Ob das seine Art ist, mir zu sagen, dass ich das erledigen soll?
»Damit beauftragen wir Ravazzi.« Ich wende mich Anselmi zu. »Geben Sie ihm das Phantombild in beiden Versionen und die Angaben auf dem Farbnäpfchen und schicken Sie ihn dann los.«
»Ich könnte zuerst bei den Schreibwarengeschäften anrufen, um herauszufinden, wer den Artikel überhaupt führt.«
»Auch bei Geschäften mit Künstlerbedarf.«
Und er schreibt auf:
- Schreibw.gesch. und Künstlerbed. anr. (Anselmi)
- mit Phantombild Mann/Frau hingehen (Ravazzi).
»Was ist mit deiner Liste, Iachino?«
»Die Perücke, Commissario.«
»Das haben wir schon ermittelt«, stellt Anselmi klar, pikiert darüber, dass jemand auf die Idee kommen könnte, er hätte ein Indiz vernachlässigt. »Die gibt es in der Karnevalszeit bei Standa. Sie werden dort zu Hunderten verkauft, man nimmt sie für ein Clownskostüm. Ausgeschlossen, dass sich dort jemand an alle erinnert, die so eine Perücke gekauft haben. Das ist anders als bei Künstlerfarben.« Beim letzten Satz hat seine Stimme einen belehrenden Ton angenommen.
»Das habe ich nicht gemeint. Ich weiß, dass Sie das recherchiert haben. Ich habe etwas anderes gemeint«, antwortet Iachino und verstummt dann.
»Weiter, Iachino«, fordere ich ihn auf. Auch ich fühle mich hin und wieder von Anselmi gemaßregelt.
Iachino räuspert sich: »Eine Prostituierte wurde ermordet, neben ihr hat man eine rote Perücke gefunden.«
»Es ist nicht bekannt, dass die Gualtieri rote Perücken benutzt hätte.«
»Ganz ruhig, Anselmi. Lassen wir …«, ich will schon sagen »den Jungen«, doch ich schwenke gerade noch rechtzeitig um, »Iachino ausreden.«
»Eine Kreuzabfrage mit zwei Suchbegriffen: ›Prostituierte‹ und ›rote Haare‹.« Er macht eine Pause, dann spricht er weiter. »Man muss nur in den Archiven schauen.«
»Darum kümmern Sie sich bitte, Anselmi.«
Der lächelt, auch wenn die Idee von Iachino ist. Er liebt solche Recherchen. Er notiert: Prostit. roth. (Anselmi).
»Kamelien. Ist das eine zufällige Wahl? Ist es Zufall, dass beim ersten Mord eine Sorte und beim zweiten eine andere genommen wurde?« Ich lege das Buch, das Francesca mir besorgt hat, auf den Tisch. »Ich glaube nicht.« Ich schlage die Seite 553 auf. »Anselmi, Sie sollten Kopien dieser und der Folgeseite machen. Lesen
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