Blumen fuer die Toten - Ein Fall fuer Commissario Mariani
Sie sich das bitte durch, vielleicht kommt Ihnen eine Idee.«
Während Anselmi schreibt, streckt Iachino die Hand aus, klappt das Buch zu, wobei er den Finger als Lesezeichen nimmt. Florario . Er sieht mich an. »Was soll das heißen? Davon habe ich noch nie gehört.«
»Die Sprache der Blumen. Jede hat eine Bedeutung.«
»Wie sind Sie denn an ein solches Buch gekommen, Commissario?«, fragt Iachino, Anselmis vorwurfsvollen Blick ignorierend.
»Ich habe geheiratet.« Eine nebulöse Antwort, aber nahe an der Wahrheit, denn schließlich hat meine Frau das Buch entdeckt.
Ich weiß, dass er gerne nachfragen würde, doch auch ich muss auf meinen Ruf achten - ein Hauch von Geheimnis ist nie verkehrt!
»Ich würde gerne noch einmal mit Torrazzi reden. Das Medikament.« Ich schlage die Akte auf, sorgfältig wie er ist, hat er natürlich den Namen des Präparats aufgeschrieben. »Ich wüsste gerne mehr darüber, zum Beispiel in welchen Fällen es verschrieben wird und warum.«
»Meine Tante hatte mal einen Ischiasanfall.«
»Ich auch«, schaltet sich Anselmi ein, doch Iachino spricht weiter: »Eine furchtbare Sache. Sie konnte weder stehen noch sitzen. Dann haben sie ihr ein Schmerzmittel gegeben. Vielleicht hat die Mörderin ja tatsächlich gehinkt, vielleicht hat sie ein steifes Bein. Möglicherweise hat sie jetzt oder hatte sie früher schon Schmerzen. So war sie schon im Besitz des Medikaments und hat dann einfach die Dosis erhöht.«
»Sehr gut, Iachino«, lobe ich ihn, und er wird rot. »Ich rede mit Torrazzi.«
Das Telefon klingelt: ein interner Anruf. Beim Abnehmen weiß ich schon, dass es Serra ist. Ich bin mir sicher, dass er auf den neusten Stand gebracht werden will, was den Fall betrifft. Ich weiß, dass ich keine guten Nachrichten für ihn habe.
Er jedoch hat gute Nachrichten für mich: Er werde noch weitere drei Tage fort sein, er wolle nur mal kurz hören. Ich gebe das an die anderen weiter und lehne mich zurück. »Ich glaube, das war’s für den Moment. An die Arbeit.«
Anselmi steht auf. Iachino ebenso, doch statt zu gehen, setzt er sich wieder.
»Was ist los?«
Er nimmt sein Notizbuch, schlägt es auf und sieht mich an. »Gestern habe ich mit der Tochter der Lotti gesprochen, ja, ich weiß, ich muss noch einmal mit dem Phantombild hingehen, doch das wusste ich gestern ja noch nicht.« Er wirft mir einen verschmitzten Blick zu. »Sie hatten wirklich Recht, Commissario, sie ist eine … na ja, jedenfalls als Frau nichts Besonderes. Und irgendetwas aus ihr herauszubekommen … man muss ihr alles einzeln aus der Nase ziehen. Sie sagt, sie will mitarbeiten, rückt aber mit nichts raus. Doch ein bisschen was habe ich über ihre Mutter erfahren. Wenn Sie, Commissario, nicht über das Medikament gesprochen hätten, dann hätte ich es vielleicht vergessen, und möglicherweise ist es ja auch ganz unbedeutend.«
»Zur Sache, Iachino.«
»Die Mutter litt an Schmerzen im Rücken und in den Beinen. Vor drei Jahren ist sie einmal im Hausflur gestürzt, dort sind drei Stufen, und der Läufer war schlecht befestigt. Da hat sie die Hausverwaltung verklagt. Ich weiß es deshalb, weil die Tochter mich gefragt hat, ob der Prozess auch weitergehen würde, obwohl die Mutter tot ist, und dass sie die Kosten getragen hätte, sie, nicht die Mutter, und dass es ja im Grunde richtig wäre, eine Entschädigung zu bekommen, die könnte man dann vielleicht spenden, es ginge aber doch ums Prinzip. Ich konnte sie nicht stoppen, Commissario.«
Ich schaue ihn an. Es ist mir nicht ganz klar, was das mit unserem Fall zu tun hat. »Uns interessieren die Schmerzen der Mörderin, nicht die des Opfers. Oder sollen wir annehmen, dass die Lotti die Gualtieri umgebracht hat? Dann hat sie sich selbst getötet, und als sie tot war, noch einen Finger abgeschnitten und an mich geschickt, und dann hat sie noch aus dem Leichenschauhaus den Brief an meine Frau geschrieben?«
»Ich musste es Ihnen aber doch sagen. Man kann ja nie wissen, wozu es gut ist.«
»Natürlich, Iachino. Das hast du richtig gemacht. Schreib ein paar Zeilen und gib sie Anselmi, damit er sie in die Akte heftet.«
»Ich wollte Ihnen nicht Ihre Zeit stehlen, Commissario.« Er steht auf.
»Keine Sorge, ist schon in Ordnung.«
Endlich allein.
Stille. Frieden.
Endlich kommt die Ermittlung in Gang. Nur darf ich mich nicht von Panik übermannen lassen. Es ist eine Ermittlung wie jede andere.
Nach und nach werde ich die eingeforderten Fakten bekommen, und mit viel
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