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Blumen fuer die Toten - Ein Fall fuer Commissario Mariani

Titel: Blumen fuer die Toten - Ein Fall fuer Commissario Mariani Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maria Masella Birgitta Hoepken
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schiebt den Teller weg.
    »Kaffee?«
    Er nickt.
    »Sie kann sich die Spritze nicht selber gegeben haben, oder?«
    »Nein, das glaube ich nicht.«
    »Ist es schwer, Injektionen zu spritzen?«
    »Nein. Man muss keine ausgebildete Krankenschwester sein. Diese war sogar ganz gut gemacht.« Er lacht. »Die Spritze, meine ich, nicht die Gualtieri.« Er lacht wieder. »Nicht, dass die Gualtieri nicht gut gemacht wäre, doch ich habe von der Injektion gesprochen.«
    Torrazzis Problem: Die Worte und Sätze scheinen sich gegen ihn aufzulehnen. Wenn er spricht, kann er es ja richtigstellen, aber wenn er sie schwarz auf weiß niederschreibt, dann weiß man nie, was er meint.
    »Ein winzig kleines Hämatom, so groß wie ein Fünfzigcentstück. Wer das gemacht hat, war gewiss kein Fachmann, aber er hatte eine ruhige Hand.«
    »Jemand, der daran gewöhnt ist, sich selbst zu spritzen, weil er muss?«
    »Möglich.« Wir stellen die leeren Tassen ab. Die Mittagspause ist zu Ende.
    Als wir schon fast bei der Questura sind, kommt mir plötzlich ein Bild in den Sinn, und ich muss lachen. Es ist ein hysterisches Lachen.
    »Was ist denn, Antonio?«
    »Die Tochter der Lotti hat Iachino erzählt, dass die Mutter Schmerzen im Rücken und am Bein hatte.« Ich bleibe stehen und packe ihn am Arm, er soll dasselbe Gefühl von Absurdität verspüren wie ich. »Da habe ich Jolanda Lotti vor mir gesehen, wie sie der Gualtieri das Medikament verabreicht, und sie dann erstickt …«
    »Und ihr den Finger abschneidet.«
    »Keine schlechte Idee. Aber wer hat die Lotti umgebracht?«
    »Es geht auf Ostern zu. Die Gualtieri ist wiederauferstanden. Vielleicht ist ja jetzt auch für die Huren die Zeit der Auferstehung gekommen.« Wir reden und lachen wie die Blöden, nur wenige Schritte von der Questura entfernt, direkt an der Scalinata delle Caravelle. Es hat aufgehört zu regnen, doch die Luft ist noch keineswegs frühlingshaft. Torrazzi albert weiter: »Zuerst die Allerberühmteste: Maria Magdalena, dann die Kurtisanen und die leichten Mädchen. Und dann, um zur Musik zu kommen, sie: Violetta, la Traviata, die Kameliendame.«
    Das Lachen bleibt mir im Halse stecken.
    »Was hast du gesagt?«
    »Weiß ich nicht mehr, Antonio, einfach nur dummes Zeug.«
    »Die Kamelien, was haben Kamelien mit Huren zu tun?«
    »Sag bloß, du weißt nicht, dass Violetta die Kameliendame genannt wurde und dass sie eine Kurtisane war!« Er summt etwas vor sich hin. »Das ist Verdi, schon mal von ihm gehört?«
    »Aber ja doch, ja. Außerdem stand das ja auch in dem Buch. Im Florario , das Buch über die Bedeutung der Blumen. Marguerite Gautier, die Kameliendame. Es ist bekannt, dass sie eine Prostituierte war …«
    »Man nannte sie eine Dame der Demi-monde .«
    »So direkt habe ich die beiden Dinge bisher nicht miteinander in Verbindung gebracht.« Ich sehe ihn an. »Du scheinst ja ein Experte auf dem Gebiet zu sein.«
    »Mein Schwager ist Musikliebhaber. Einen Platz im Carlo Felice und CDs von Verdi bis zum Abwinken. Ein bisschen was habe ich mir beigebracht. Da ich wenig von Musik verstehe, habe ich die Libretti und die diversen Anekdoten gelesen, damit ich ein wenig mitreden kann und nicht immer wie ein Idiot dastehe. La Traviata ist seine Leidenschaft, also befasse ich mich mit den vermeintlichen Musen, Alphonsine, Violetta, der Callas und Margot.«
    Wir stehen genau vor der Questura, die Leute, die hinein- und hinausgehen, schauen uns irritiert an, denn ich halte ihn am Arm fest und rufe: »Margot? Was für eine Margot?«
    »Das ist die Kurzform von Marguerite, auf Französisch. Warum?«
    »Nichts.« Weil ich selbst nicht weiß, warum der Name mich so berührt hat. »Entschuldige bitte.« Ich lasse seinen Arm los.
    »Du brauchst eine Pause, Antonio.« Wir gehen ins Gebäude.
    Ravazzi ist bei Anselmi.
    »Gibt es etwas Neues?«, frage ich und setze mich an meinen Schreibtisch.
    »Ich habe Ihre Anweisungen ausgeführt, Commissario«, Ravazzis Stimme nimmt einen förmlichen Ton an, »nachdem ich die Aufstellung der Geschäfte mit Künstlerbedarf, die Farben der Marke Venezia vertreiben, erhalten hatte.«
    Anselmi schaltet sich ein. »Fünf in ganz Genua.« Ravazzi spricht weiter: »Ich habe mich zu den Geschäften begeben, um zu fragen, ob man sich an jemanden erinnert, der die Marke Venezia gekauft oder Erkundigungen darüber eingezogen hat. Ich habe mit dem am nächsten liegenden Geschäft angefangen.« Ravazzi hört sich an wie ein Handbuch. »Beim ersten habe ich bereits

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