Blumen fuer die Toten - Ein Fall fuer Commissario Mariani
ins Schwarze getroffen.« Er blättert in seinem Notizbuch. »Toneatto in der Via Sauli. Eine Frau hat sich vor ein paar Tagen nach der Marke Venezia erkundigt. Nach genau diesem Artikel und dieser Farbe. Sie schien sehr interessiert zu gewesen zu sein.«
»Hast du ihnen die Zeichnung gezeigt?«
»Viel besser. Die Inhaberin hat mir eine genaue Beschreibung gegeben. Etwa dreißig Jahre alt, groß, kurze Haare. Kein auffälliger Akzent. Sie hat eine Tochter oder hat zumindest behauptet, eine zu haben, nämlich als sie eine Schachtel ungiftige Stifte gekauft hat.« Seine Stimme hebt sich in Erwartung meines Beifalls.
»Ihre Tochter heißt Manuela.«
»Woher wissen Sie das, Commissario?«
»Das war meine Frau.« Jetzt bin ich ihm doch noch eine Erklärung schuldig. »Sie hat sich als Laienermittlerin betätigt.« Jetzt habe ich sie vielleicht doch zu schlecht wegkommen lassen. »Sie war es, die entdeckt hat, dass die Farbe Magentarot ist.«
Er schaut mich an, als sei ich verrückt geworden.
Genug mit den Erklärungen: »Machen Sie weiter mit Ihren Befragungen, Ravazzi. Und gehen Sie auf jeden Fall zu Toneatto zurück und zeigen Sie dort das Phantombild herum. In Ordnung?«
»Ja, Commissario. Wie Sie wünschen.« Und er stürmt nach draußen.
Anselmi zeigt keine Regung. Ob ich irgendwann einmal etwas entdecke, was ihn aus der Ruhe bringt? Etwas anderes als eine falsch eingeordnete Akte. »Ravazzi ist sehr gewissenhaft«, stellt er in den Raum. Eine Bemerkung, die alle möglichen Interpretationen zulässt, sie kann in Lobeshymnen münden oder in Kritik wegen Mangels anderer für einen guten Ermittler unabdingbarer Qualitäten. Anselmi hat mir den Ball zugeworfen, jetzt wartet er darauf, dass ich ihn zurückspiele.
Ich lasse ihn jedoch aus dem Spielfeld rollen. »Wirklich sehr gewissenhaft.« Pause. »Haben Sie etwas von Iachino gehört?«
Er schüttelt den Kopf: »Nein, Commissario.«
Ich berichte ihm in aller Kürze, was mir Torrazzi über das Medikament gesagt hat, und er macht sich Notizen.
Telefon. Die Zentrale. Ein Telefonat für Iachino. Man rufe bei mir im Büro an, weil die Einsatzzentrale gesagt habe, dass Iachino meinem Fall zugeordnet sei.
»Iachino ist unterwegs. Geben Sie mir das Telefonat.«
Rauschen, Rascheln, dann eine Frauenstimme: »Marco?«
Hoffentlich habe ich jetzt kein Privatgespräch angenommen!
»Hier spricht Commissario Mariani, Agente Iachino ist dienstlich unterwegs, Signora.« Ich sollte der Dame vielleicht mitteilen, dass es nicht gestattet ist, während der Dienstzeit private Telefongespräche zu führen. Doch bin ich ja der Erste, der zurzeit dieser Dienstanweisung zuwiderhandelt.
»Oh, Signor Mariani, ich habe Ihre Stimme gar nicht erkannt!«
Signor Mariani! Hier bin ich Commissario Mariani!
»Hier spricht Monica Defranchi, die Sekretärin der Agentur, in der Ihre Frau arbeitet, erinnern Sie sich an mich?«
Natürlich erinnere ich mich an sie. »Ja, natürlich, um was geht es denn?«
»Ich wollte mit … also mit Iachino sprechen. Er hat mir gesagt, dass ich ihn anrufen soll, wenn es etwas gibt. Ja, ich weiß, ich hätte Sie auch direkt anrufen können, Signor Mariani. Oder muss ich Sie Commissario nennen?«
»Das ist egal.« Hauptsache, du kommst jetzt zur Sache und erzählst mir, warum du angerufen hast und was passiert ist. Und wenn das jetzt nur ein Trick ist, um dir Iachino (Marco) zu angeln, der nach Auffassung meiner Frau ein hübscher Lockenkopf ist, kann ich zwar, was dich betrifft, nichts machen, aber bei Iachino werde ich dafür sorgen, dass ihm die Lust vergeht.
»Der Pförtner, wissen Sie, wen ich meine? Der Dicke mit dem Mundgeruch.«
»Ja.« Bitte, erzähl schon weiter.
»Der Umschlag mit dem Brief. Der von gestern, den hat er dem Laufjungen gegeben. Der Pförtner holt immer die großen Poststücke, außer, wenn es Einschreiben sind. Die kleineren Sachen nehme ich aus dem Briefkasten. Klar?«
»Ich glaube, ich habe es begriffen.«
»Und als ich heute aus der Pause zurückkomme, treffe ich ihn, ich treffe ihn immer …«
Auch Francesca trifft ihn immer. Der Fettwanst guckt den Frauen eben immer gerne auf die Beine. Er hält immer Wache, so der Kommentar meiner Frau.
»Da komme ich auf die Idee, ihn zu fragen, warum der Umschlag nicht im Briefkasten war, sondern in seinem Kabuff. Er war doch gar nicht so groß, sage ich zu ihm. Und er antwortet, dass der Brief an ein Päckchen geheftet war. Wieso, haben Sie das Päckchen denn nicht bekommen? Und ich
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