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Blumen fuer Polt

Blumen fuer Polt

Titel: Blumen fuer Polt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Komarek
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Doch Czernohorsky zeigte sich nicht. Polt war etwas
beunruhigt. Ausgedehnte Streifzüge in die benachbarten Höfe gehörten zwar durchaus
zum Alltag des Katers, doch legte er großen Wert auf regelmäßige Mahlzeiten.
„Na, dann eben nicht.“ Polt ging ins Badezimmer. Selten, aber doch, war es ja
vorgekommen, daß sich die Abenteuerreisen seines haarigen Mitbewohners über
mehrere Tage hin ausdehnten. Es bestand also wenig Grund, sich das Frühstück
verderben zu lassen.
    Polt kochte Kaffee, strich goldgelbe Bauernbutter
auf eine dicke Scheibe Schwarzbrot, legte Hausgeselchtes vom Höllenbauern auf
einen Steingutteller und füllte ein Glas mit Apfelsaft. Gemächlich kauend las
er in der Lokalzeitung und bewunderte wieder einmal, wie der Redakteur das
Leben auf dem Lande stilsicher mit einem internationalen Touch versah. Da gab
es einen Brauchtumskirtag mit Megadubbing, einen neuen Spielplatz für die Brunndorfer Kids, dralle
Bäuerinnen im Trachtenlook, einen Feuerwehr- Event und die nimmermüde Crew des Dorfverschönerungsvereines.
    Gestärkt an Leib und Gemüt, begab sich der Gendarm
in seine Dienststelle. „Was dagegen, wenn ich zum Runhof fahre?“
    Harald Mank schluckte erst einmal den letzten Bissen
Wurstsemmel hinunter. Seit ihn seine Frau probiotisch ernährte, um die
Energieflüsse im Innern ihres Angetrauten zu harmonisieren, waren zusätzliche
Mahlzeiten im Büro unerläßlich geworden. „Nur zu.“ Harald Mank warf das
Einwickelpapier zielsicher in den Abfallkorb. „Telefon hat der Breitwieser
keins. Aber wo soll er sonst sein als zu Hause. Außerdem kannst du bei dieser
Gelegenheit gleich Ausschau nach Frau Habesams Fahrrad halten.“
    „Wird gemacht.“ Gendarmerie Inspektor Polt nahm einen
Autoschlüssel vom Haken und ging. Der Regen war ein wenig stärker geworden, und
die Wolken hingen tief. Neue Scheibenwischer wären keine schlechte Idee, dachte
Polt und überlegte dann, wo er das vermißte Fahrrad finden könnte. Bisher war
die Untat stets mit einem gewissen Einfallsreichtum einhergegangen. Polt fuhr
also erst einmal zum Burgheimer Müllablageplatz und erkundigte sich, ob hier
vielleicht ein eigentlich noch nicht schrottreifes Fahrrad aufgetaucht sei. Er
hielt auch an der Hubertuskapelle hoch über dem Talboden Nachschau, und dann
bremste er auch noch am neuen Brunndorfer Feuchtbiotop. Hier wurde der Gendarm
fündig. Das Fahrrad stand, mit ein paar Asten verspreizt, im flachen Wasser,
und darauf saß eine aus Säcken geschnürte Puppe in Frauenkleidern, der eine
gewisse Ähnlichkeit mit Frau Habesam nicht abzusprechen war. Polt zog Schuhe
und Socken aus, krempelte die Hosenbeine hoch und barg seinen Fund. Das Fahrrad
klemmte er unter den Kofferraumdeckel und die Puppe plazierte er auf dem
Beifahrersitz. Kaum eine Minute später bremste Polt vor Frau Habesams Geschäft.
Sofort kam die Inhaberin vor die Tür. „Polizeibesuch, was für eine zweifelhafte
Ehre!“ Dann erblickte sie Polts Mitfahrerin und ließ ein empörtes Schnauben
hören. „Wer soll das denn sein?“
    „Weiß ich doch nicht.“ Der Gendarm war ausgestiegen.
„Jedenfalls ist die Dame auf Ihrem Fahrrad gesessen, Frau Habesam, im Brunndorfer
Feuchtbiotop übrigens.“
    „Nichts wie Bosheit ist in der Welt“, merkte die
Kauffrau an und nahm ihr Fahrrad entgegen. „Jetzt soll ich mich auch wohl noch
bedanken, bei Ihnen, nicht wahr? Den Teufei werd ich tun. Sorgen Sie in
Zukunft dafür, daß ehrbare Frauen nicht bestohlen werden. Auf Wiedersehen,
Herr Inspektor. Ich habe Kundschaften im Geschäft.“ Sie warf noch einen
verächtlichen Blick auf die Puppe. „Und die da nehmen Sie wohl zum Spielen mit
nach Hause, nicht wahr? Wird die Karin Walter aber ganz schön eifersüchtig
sein.“
    Polt wandte sich wortlos ab und machte sich auf den
Weg zum Runhof. Diesmal stand Horst Breitwieser in der Tür. Er trug
Schnürlsamthosen und eine dicke Strickjacke. „Guten Tag, Herr Inspektor. Sie
bemerken schon: Niemand nähert sich dem Runhof ungesehen. Gibt es etwas Neues?
Aber kommen Sie doch erst einmal herein.“
    Polt folgte dem alten Mann in einen riesigen
Innenhof. Breitwieser war stehengeblieben und wies mit einer müden Geste in die
Runde.
    „Eine sterbende Welt, Inspektor. Wenn wir diesen
Fritz Brenner nicht hätten, säßen meine Frau und ich schon im Altersheim. So
aber können wir noch die Getreidefelder bestellen, und Vieh gibt es auch. Das
reicht mehr schlecht als recht für die Pacht. Doch eigentlich sollte man

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