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Blumen fuer Polt

Blumen fuer Polt

Titel: Blumen fuer Polt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Komarek
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hast recht. Einen Versuch ist es wert. Rufst du
vielleicht vorher an? Macht ja doch mehr Eindruck.“
    Gegen zehn, um nicht zu früh zu stören, griff Harald
Mank zum Telefon.
    „Ja? Frieb.“
    „Schönen guten Morgen und entschuldigen Sie die Störung.
Ich bin Harald Mank, der Leiter des Polizeiwachzimmers Burgheim.“
    „Und?“
    „Es wäre sehr freundlich von Ihnen, unseren Gruppeninspektor
Polt zu empfangen. Es geht grundsätzlich um ein gutes Einvernehmen mit unseren
neuen Mitbürgern.“
    „Ich wüßte nicht, wozu das gut sein sollte. Aber meinetwegen.
Kann dieser...“
    „Inspektor Polt.“
    „...kann er um 15 Uhr hier sein? Ich bitte mir Pünktlichkeit
aus!“
    „Das wird gehen. Und vielen Dank auch.“ Mank legte
den Hörer auf und schaute zu Polt hinüber. „Viel Vergnügen, mein Guter. Du
wirst dich in besseren Kreisen bewegen. Paul Frieb ist ein pensionierter
Generaldirektor, wenn ich mich nicht irre, und offensichtlich ein ganz
reizender Mensch.“
     
    Pünktlich auf die Minute legte Simon Polt seinen
Finger auf einen Klingelknopf aus poliertem Messing.
    „Sind Sie dieser Gendarm?“ klang es aus der Gegensprechanlage.
    „Ja.“
    Summend öffnete sich die Gartentür, Simon Polt ging
zum Haus und wurde von Paul Frieb empfangen. Wortlos folgte er ihm.
    „Wir gehen in mein Büro. Da sind wir ungestört und
können die Sache rasch hinter uns bringen.“ Der weißhaarige Mann nahm hinter
einem Schreibtisch Platz, der bestimmt nicht billig gewesen war. „Setzen Sie
sich, Herr...“
    „...Polt.“
    „Ja, richtig.“ Paul Frieb überreichte dem Gendarmen
eine Visitenkarte. „Hier, damit Sie wissen, mit wem Sie es zu tun haben.“
    Polt warf einen Blick auf eine Reihe eindrucksvoller
Berufstitel und schob die Karte in eine Tasche seiner Uniformjacke.
„Willkommen in Burgheim, Herr Frieb!“
    „Darauf kann ich verzichten. Es ist ruhig hier, und
die Luft ist sauber. Soviel zu unseren Ansprüchen. Das Dorf brauchen wir nicht.
Gut möglich, daß auch einfache Mensehen ihren Charme haben. Aber es ist nicht
unsere Welt, wirklich nicht. Können Sie mir folgen?“
    „Durchaus. Burgheim ist übrigens eine Stadt, man
würde es kaum glauben.“
    „Oh. Entschuldigung. Aber wir sitzen wohl nicht
hier, um ländliche Eitelkeiten zu zelebrieren.“
    „Nein. Es geht um Ihre beiden Söhne.“
    „Wer hätte das gedacht.“ Paul Frieb nahm eine
Zigarre aus einem schönen Holzkästchen und kappte die Spitze mit einer
Schneidevorrichtung, die wie eine winzige Guillotine aussah.
    Polt schaute ihm interessiert zu. „Einer der beiden,
ich glaube Anatol, hat am Ostermontag einen Weinbauern tätlich angegriffen.“
    „Und Sie, Herr Gendarm, haben ihn fertiggemacht und
dann meine Söhne wie Vieh abtransportieren lassen.“
    „Der Transport war ihrem Zustand angemessen. Außerdem
müßte ich eigentlich Anzeige erstatten.“
    „Und warum tun Sie es nicht?“
    „Mein Gott, Herr Frieb, weil wir immer erst einmal
versuchen, mit den Leuten hier friedlich auszukommen.“
    Polts Gegenüber lehnte sich zurück, zündete seine Zigarre
an und rauchte genußvoll. „Sie meinen, daß mir das Wohlwollen subalterner
Beamter etwas bedeutet?“
    „Ihre Sache. Leider gibt es auch in zwei anderen
Fällen einen schlimmen Verdacht, der Ihre Söhne betrifft.“
    „Verdächtigen Sie, wen Sie wollen. Sobald Sie
Beweise haben, kommen Sie wieder.“
    „Ist es Ihnen eigentlich egal, was Ihre Söhne so
treiben, Herr Frieb?“
    „Das geht Sie nichts an, Herr Gendarm. Aber ich will
Ihnen etwas sagen. Die beiden sind schon lange volljährig und für sich selbst
verantwortlich.“
    „Auch verantwortlich dafür, daß sie so geworden
sind?“
    Paul Frieb machte eine zornige Handbewegung, fand
seine Beherrschung wieder, schwieg und schaute Polt aus kieselgrauen Augen an.
Die Zigarre hatte er weggelegt. Dann stand er auf, öffnete die Tür und rief:
„Anatol, Rene, zu mir ins Büro!“
    Zu seinem Erstaunen hörte Polt schon kurz darauf
Schritte. Die Brüder kamen und verzogen die Mundwinkel, als sie den Gendarmen
erblickten. „Setzt euch dort auf die Bank“, sagte ihr Vater und fügte dann, zu
Polt gewandt, hinzu: „Erledigen Sie Ihre Arbeit!“
    „Ihr habt so allerhand auf dem Gewissen, dafür gibt
es Zeugen. Sachbeschädigung, Prügeleien, öffentliches Ärgernis und eine
versuchte Körperverletzung, wenn nicht mehr. Aber bis jetzt haben wir beide
Augen zugedrückt.“
    „Arschkind“, sagte Rene, und Anatol grinste.
    Polt nickte.

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