Blumen fuer Polt
Nachmittag verspottet oder vielleicht auch durch Bosheiten gequält. Sie
sind dann in ihre Höhle gegangen, wo sie ja am liebsten waren. Oben am todten Hengst hat
irgend etwas den Willi erschreckt, eine Fehlzündung von Gapmayrs Traktor
vielleicht, was weiß ich. Jedenfalls ist der Willi in Panik losgerannt und den
vieren vor die Höhle gefallen. Reicht das für einen Schock?“
„Ja, das reicht. Und wen betrifft das große Ehrenwort,
von dem sie mir im Ziegelofen erzählt haben?“
„Davon höre ich erst jetzt. Sie haben es sich
gegenseitig gegeben, was sonst?“
Polt schwieg. Dann sagte er langsam. „Ich gebe dir
recht, Karin. Wahrscheinlich gibt es sogar noch ein paar Möglichkeiten, die
plausibel sind. Aber Wirklichkeit gibt es nur eine, und die muß ich
herausfinden.“
„Wer ordnet das an?“
„Niemand.“
„Du gehst also deinem Privatvergnügen nach.“
„Wenn du das ein Vergnügen nennst, kennst du mich
ziemlich schlecht.“
„Entschuldige.“
„Noch etwas. Du warst nie dabei, wie ich mit den
Buben geredet habe.“
„Nein. Aber ich habe die Wirkung gesehen. Die Kinder
sind in einer ausweglosen Situation, und du bringst sie dazu, sich dessen so
richtig schön bewußt zu sein.“
„Im Gegenteil. Ich möchte ihnen heraushelfen.“
„Wenn du jetzt nicht lügst, dann war es die
fürchterlichste Hilfe, die ich je erlebt habe.“
„Kannst du das wirklich beurteilen?“
„Wenn ich irgend etwas kann, dann das. Ich mag dich,
Simon. Das wirst du inzwischen hoffentlich mitgekriegt haben. Aber der Gendarm,
der so heißt wie du, wird mir mehr und mehr zuwider.“
„Du hast es aber mit uns beiden zu tun, Karin. Und
das wird immer so sein.“
„Dann möchte ich mit beiden lieber nichts mehr zu
tun haben.“
„Ein für allemal?“
Karin gab keine Antwort. Sie ging einfach. Sie
rannte nicht, sie heulte nicht, sie warf auch die Tür nicht ins Schloß.
Nieder
mit Einstein
Simon Polt hatte sich in den letzten Tagen
verändert. Seinen Dienst versah er mustergültig, aber unpersönlich, und seine
freundliche Gutmütigkeit war ihm irgendwie abhanden gekommen. Sogar
Czernohorsky bekam das zu spüren. Er wurde bestens versorgt, aber entschieden
zu wenig gekrault und gestreichelt. Polt ging nicht mehr ins Wirtshaus, kochte
aber auch nicht für sich, ein paar Wurstsemmeln zwischendurch mußten genügen.
Außerdem war er einer merkwürdigen Bastelarbeit nachgegangen
und hatte sich einen Robisch geschnitzt. Für alle Ereignisse, die außer Zweifel
standen, zog er einen Strich über beide Hölzer: Gegen zwei Uhr hatte er mit
Willi und Karl Gapmayr oben am todten
Hengst geredet. Etwa eine halbe Stunde
später war er mit Sepp Räuschl in den Keller gegangen und hatte dann gegen drei
Uhr sein zerstörtes Fahrrad vorgefunden. Gegen halb sechs war die Nachricht vom
Autounfall Breitwiesers eingetroffen, und etwa eineinhalb Stunden später hatte
Karl Gapmayr den Tod von Willi gemeldet.
Mit Kreide markierte Polt dann auf einem der Hölzer
Vermutungen und ungewisse Zeitpunkte. Anatol und Rene am Tatort. Vielleicht
auch die Viererbande. Breitwiesers täglicher Spaziergang führte vorbei. Am
bewußten Tag war er allerdings mit dem Auto unterwegs gewesen. Wer wann noch?
Wann war Willi gestorben? Aber so sehr Polt auch grübelte, mit theoretischen
Überlegungen kam er nicht weiter.
Von Karin Walter hatte er seit dem Streit nichts
mehr gehört, wußte aber, daß die vier Buben regelmäßig in die Schule kamen.
Polt beschloß, sich das alte Zollhaus näher anzuschauen. Das Gebäude stand
immerhin auf der Liste der Viererbande, und dann war ja noch die Sache mit den
eingeschlagenen Fenstern passiert. „Professor“ nannten die Bauern den alten
Mann, der dort seit Jahrzehnten lebte.
Polt machte sich also in der dienstfreien Zeit erst
einmal auf den Weg nach Brunndorf, wo er die Gemischtwarenhandlung betrat.
Frau Habesam beendete auffallend rasch ihr intensives Gespräch mit einer dicken
Frau mittleren Alters und warf dem Gendarmen einen schnellen abschätzenden
Blick zu. „Gut schauen wir aber nicht aus, mein Lieber!“
„Ich bin hier zum Einkaufen und nicht zur Behandlung,
Frau Habesam.“
„Und eine Laune hat der junge Mann, schauderhaft.
Vielleicht hängt es damit zusammen, daß Karin Walter nur noch ihr eigener
Schatten ist?“
„Woher soll ich das wissen?“
„Ja, woher auch. Kann ich ihr was ausrichten? Auf mich
hört sie manchmal.“
„Ich möchte bitte zwei Semmeln mit Käsewurst
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