Blumen Für Sein Grab
Haken baumelnden Messingglocke befestigt war. Gillian setzte sich zu ihrem Vater und beobachtete ihn eine Weile bei der Arbeit.
»Dad, kann ich dich etwas fragen?«
»Sicher kannst du«, antwortete Mr. Hardy.
»Es ist wegen Nevil, Dad. Ich weiß nicht, was ich machen soll.«
»Und warum«, fragte ihr Vater,
»glaubst du, dass du etwas machen musst?« Sie errötete.
»Er … er braucht Hilfe.«
»Oh. Ja, die braucht er tatsächlich«, murmelte Mr. Hardy bedrohlich.
»Du magst Nevil doch, oder nicht?« Ein zweifelnder, überraschter Unterton klang aus ihrer Frage. Mr. Hardy legte umständlich seinen Malerpinsel beiseite und drehte sich mitsamt seinem Rollstuhl zu seiner Tochter um.
»Nein.«
»Warum nicht?« Auf Gillians schlichtem Gesicht spiegelten sich Verwirrung und Ärger wider.
»Nun hör mir einmal gut zu, mein Kind!«, setzte Mr. Hardy an.
»Komm mir bloß nicht auf dumme Gedanken wegen diesem Nevil James! Damit verschwendest du nichts weiter als deine Zeit.« Einen Augenblick lang sah sie aus, als sei sie den Tränen nahe.
»Wahrscheinlich tue ich das, ja! Er beachtet mich nicht! Vielleicht würde er es tun, wäre sie nicht! Er ist völlig besessen von ihr!« Unerwartet und mit rauer Stimme sagte Mr. Hardy:
»Du würdest gerne von zu Hause fortgehen, nicht wahr? Dir eine eigene Wohnung in Chippy oder sonst wo suchen. Eine Arbeit annehmen. Dir einen Freund suchen und viele neue Kleider kaufen und ein gutes Leben führen.«
»Nein, Dad«, antwortete sie müde.
»Ich mag meine Arbeit in der Tierpension.«
»Nein, tust du nicht. Du bleibst nur wegen diesem Burschen hier! Du bleibst nicht wegen deiner Mum und mir. Aber es ist, wie ich gesagt habe – du verschwendest deine Zeit.«
»Das ist nicht fair! Ich würde dich und Mum niemals im Stich lassen!« Ihr Elend wich Zorn. Sie schob das lange glatte Haar zurück und fuhr entschlossener fort:
»Hör zu, wegen Nevil – selbst wenn er nicht an mir interessiert ist, sollte er nicht dauernd in Malefis Abbey vorbeigehen, jetzt, da Rachel Constantine Witwe ist. Er müsste doch merken, dass sich die Situation verändert hat! Die Leute werden anfangen zu reden! Schließlich ist Rachel jetzt frei, und … oh, Dad! Du verstehst sicher, warum ich mir solche Sorgen mache!« Mr. Hardy stieß ein rasselndes Kichern aus.
»Sie wird den jungen Nevil gewiss nicht heiraten, falls es das ist, was dir so viel Kopfzerbrechen bereitet!«
»Aber sie wird ihn in Schwierigkeiten bringen!«
»War das rein biologisch nicht immer andersherum?«
»Du bist ekelhaft, Dad!«, fauchte sie ärgerlich.
»Ein Polizist aus London kommt hierher, ein Superintendent Hawkins. Er wird eine Menge Fragen stellen, und er könnte anfangen zu glauben, dass Nevil eifersüchtig war auf Alex und … und etwas getan hat.«
»Was denn, Nevil soll den Zug nach London genommen und Constantine ermordet haben? Dazu hätte er ganz be stimmt nicht den Mumm!«
»Ich weiß, das ist lächerlich! Aber wenn er immer weiter in Malefis ein und aus geht, jetzt, wo Alex tot ist, könnte die Polizei anfangen … na ja, eben alles Mögliche zu denken!« Ihre Besorgnis war so offensichtlich, dass Mr. Hardy sich bemüßigt fühlte, ihr einen wenn auch schroffen Trost zu bieten.
»Hör zu, mein Mädchen. Es ist ganz allein Sache des jungen James, von dieser Frau loszukommen. Wenn er das nicht kann, kannst weder du noch irgendjemand anderer daran etwas ändern.«
»Aber er will nicht von ihr loskommen! Sie hat ihn eingewickelt! Sie ist diejenige, die ihn gehen lassen muss! Das muss sie doch einsehen!«
»Du kannst nichts daran ändern, Gillian, hör auf, dir den Kopf zu zerbrechen. Geh lieber und hol mir eine Tasse Tee.« Er nahm seinen Pinsel wieder zur Hand. Gillian stand auf und ging nach draußen. Eine Tasse Tee, dachte sie müde, als sie den Hof durchquerte, ist in diesem Haus das patentierte Wundermittel gegen sämtliche emotionalen Probleme. Deprimiert? Setz den Kessel auf. Missverstanden? Herzschmerz? Koch noch eine Kanne. Manchmal fühlte sich Gillian wie Samson, angekettet an die Säulen des heidnischen Tempels. Sie wollte mit all ihrer Kraft um sich schlagen und die klaustrophobische Enge ihres Elternhauses zum Einsturz bringen, alles darunter begraben. Kurz bevor sie die Hintertür erreichte, blickte sie zufällig die schmale Gasse entlang, die neben dem Haus verlief. In diesem Augenblick fuhr ein fremder Wagen durch die Hauptstraße, mit einer jungen Frau am Steuer. Sie fuhr den Berg hoch in
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