Blumen Für Sein Grab
der Familie Morrow. Ihnen hat Lynstone House gehört, als es noch ein richtiges Heim für eine Familie war. Wenn du ins Hotel kommst, sprich doch einmal mit Mavis Tyrrell darüber. Sie kann dir alles viel besser erzählen als ich. Ihr verstorbener Mann war ein Amateurhistoriker und hat sich mit einheimischer Geschichte befasst. Sie weiß alle möglichen Dinge über unsere Gegend.« Rachel stand auf.
»Und du bist sicher, dass du nicht mit in die Stadt willst? Ich warne dich, eine halbe Stunde lang Mavis’ Geschichten über das alte Lynstone, und du rennst schreiend davon! Oh, und wenn du vor dem Mittagessen noch einen Sherry möchtest, dann trink ihn hier. Mein Sherry kommt wenigstens aus Spanien. Gott allein weiß, woher Jerry Troughton seinen bezieht. Er schmeckt, als wäre er in einem Eimer gemacht.« Es war zu früh, um schon hinunter ins Hotel zu gehen, also ging Meredith nach Rachels Abfahrt erst einmal nach draußen, um den weitläufigen Park von Malefis Abbey zu erkunden. Er war in der Tat wunderschön und gepflegt. Martin musste sehr hart arbeiten, falls er keine Hilfe hatte. Und er verstand eine Menge von seiner Arbeit, so viel stand fest. In diesem Augenblick vernahm sie die Stimme des Gärtners und sein Lachen. Sie umrundete eine Ansammlung von Büschen und traf auf den jungen Mann selbst, der neben seiner Schubkarre im Gras saß und lebhaft in ein Mobiltelefon sprach. Als er Meredith bemerkte, beendete er hastig sein Gespräch und sprang auf, um sie zu begrüßen.
»Guten Morgen, Miss Mitchell!« Er lächelte, schob die Antenne zurück und steckte das Mobiltelefon in seine Jackentasche.
»Guten Morgen, Martin. Entschuldigen Sie, wenn ich Sie gestört habe.« Er winkte ab.
»Es war nichts Wichtiges. Ich habe eine kleine Pause gemacht, so sagt man doch, oder?«
»Ja, und ich bin sicher, Sie haben sie verdient! Ich habe Ihre Kunstfertigkeit bewundert! Der Park ist einfach fantastisch! Morgen Mittag wird jemand zum Essen kommen, der Ihre Arbeit noch sehr viel mehr zu schätzen weiß als ich.« Alan Markby wird sich nicht nur freuen, über diesen riesigen, wunderschönen Garten, er wird vor Neid ganz grün werden, dachte sie. Martin lächelte glücklich über ihr Lob.
»Ich studiere Gartenbau, wissen Sie? Ich war in Frankreich auf dem College und habe ein Diplom. Ich wollte mein Englisch verbessern und ein wenig Erfahrung mit der Gärtnerei sammeln, deswegen bin ich für ein Jahr hergekommen. Ich habe in einer Lokalzeitung gelesen, dass Mr. und Mrs. Constantine eine Hilfe für ihren großen Garten gesucht haben. Ich denke, sie wollten eigentlich nur jemanden, der ein paar Stunden in der Woche hier arbeitet. Aber ich habe ihnen geschrieben und erklärt, was ich mache, und sie haben mir eine Vollzeitanstellung gegeben. Mr. Constantine war das. Er war immer sehr freundlich zu mir.« Martins dunkle Augen wirkten kummervoll.
»Es hat mir sehr Leid getan, als er starb.« Noch jemand, der Mitglied gewesen ist im Alex Constantine Fanclub, dachte Meredith. Gibt es denn überhaupt jemanden, der ihn nicht gemocht hat? Ist er nie jemandem auf die Zehen getreten? Gab es niemals die leiseste Meinungsverschiedenheit wegen eines Parkplatzes oder Lärm in der Nachbarschaft oder den sonstigen üblichen Querelen zwischen Nachbarn? Vielleicht gerade hier nicht. Malefis Abbey lag viel zu weit von den Nachbarn entfernt, als dass es zu derartigen Ärgernissen gekommen wäre. Sie sah Martin genauer an. Er war ein gut aussehender junger Mann, mit ovalem Gesicht und olivfarbener Haut, glänzenden braunen Augen und einem kleinen Mund mit vollen Lippen. Es war die Sorte Gesicht, die einem aus alten Kirchenfresken entgegenblickte, und es unterschied sich ganz gewiss von allen anderen in dieser Gegend. Kaum verwunderlich, dass das junge Mädchen im Mini-Mart von ihm beeindruckt war.
»Hier in Lynstone gibt es doch sicher nicht viel, das man unternehmen könnte«, sagte Meredith.
»Oder in Church Lynstone. Ich war gestern dort.« Martin lächelte schüchtern.
»Ich bin nicht alleine. Ich bin mit jemandem zusammen.« Das Mädchen aus dem Mini-Mart wahrscheinlich, dachte Meredith. Die Jugend findet stets einen Weg. Ihr wurde bewusst, dass sie Martin ruhig ein wenig mehr Unternehmungslust hätte zutrauen können.
»Richtig. Oh, hat Mrs. Constantine erwähnt, dass die Journalisten es möglicherweise noch einmal versuchen werden?«
»Ja, Mademoiselle. Ich werde nach ihnen Ausschau halten.« Sie verabschiedeten sich freundlich, und
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