Blumen Für Sein Grab
zögerte.
»Sie … ich glaube, sie war ziemlich verliebt in Nevil James, Mollys Sohn.« Sie sah Markby aus sorgenvollen Augen an.
»Wo steckt Rachel?«
»Mein Gott! Rachel! Bleib hier und lass niemanden rein, auch nicht Mrs. Pascoe! Ich komme so schnell zurück, wie ich kann. Fass nichts an!« Markby rannte durch die Glastür ins Haus und brüllte:
»Rachel! Rachel, wo steckst du? Ist alles in Ordnung mit dir?« Zu seiner Erleichterung hörte er ihre Stimme von irgendwoher:
»Alan! Ich bin im Arbeitszimmer! Was ist denn los?« Der erste Anflug von Erleichterung schwand und wurde von Niedergeschlagenheit abgelöst, während er in die Richtung rannte, aus der ihre Stimme gekommen war. Sie saß in einem kleinen Arbeitszimmer an einem Schreibtisch, der mit Papieren übersät war. Selbst in diesem Augenblick von Fassungslosigkeit verlor er noch ein wenig mehr die Fassung, als er sah, dass sie zum Lesen eine Brille aufgesetzt hatte. Markby hatte nicht gewusst, dass sie eine benötigte, und mit einem Gefühl von aufwallender Traurigkeit dachte er, dass selbst Rachel älter wurde. Sie sah auf, als er eintrat, und er war erstaunt über den Unterschied im Aussehen, den die Brille bei ihr bewirkte. Sicher, sie stand ihr gut, doch sie verwandelte Rachel in einen anderen Menschen. Ja, dachte Markby. Sie ist jetzt eine Geschäftsfrau! Sie bemerkte seine Überraschung, verzog das Gesicht, setzte die Brille ab und schob das dichte, honigfarbene Haar mit beiden Händen nach hinten.
»Alan? Seid ihr schon zurück? Du hast mein kleines Geheimnis entdeckt!« Sie winkte mit der Brille in der Hand, dann sah sie auf ihre Armbanduhr.
»Meine Güte, schon so spät? Mrs. Pascoe hat bald das Mittagessen fertig. Komm, wir gehen nach unten und nehmen einen …«
»Rachel!« Sie hatte sich halb aus ihrem Sessel erhoben und erstarrte nun mit einer Hand auf der Lehne. Markby sah, wie zuerst Überraschung, dann Schrecken in ihren Augen stand.
»Was ist passiert, Alan? Ist etwas mit Meredith? Sie hatte doch wohl nicht noch einen Unfall?«
»Nein. Setz dich, Rachel. Ich möchte dir ein paar Fragen stellen. Überleg genau, bevor du antwortest. Es ist wichtig!« Sie setzte sich und starrte ihn halb verwirrt, halb amüsiert an.
»Was hat das alles zu bedeuten? Willst du mich in die Mangel nehmen? Meine Güte, warum siehst du mich so ernst an?« Er ignorierte ihre Worte und fragte rundheraus:
»Wo warst du den Morgen über, seit Meredith und ich zu unserem Spaziergang aufgebrochen sind?«
»Hier! Wo sonst? Sieh dir all diesen Papierkram an! Wer soll ihn erledigen, wenn ich mich nicht selbst hinsetze?«
»Du hast das Zimmer nicht verlassen? Ganz sicher nicht? Denk nach, Rachel!«, drängte er.
»Warst du vielleicht am Telefon oder im Badezimmer? Irgendwo?« Sie zog die sauber nachgezogenen Augenbrauen hoch.
»Ich hab ein eigenes Telefon hier drin!« Sie deutete auf den Apparat.
»Ich war die ganze Zeit über hier! Alan, warum stellst du diese Fragen?« Er beachtete ihren Einwand nicht.
»Also schön. Hast du Besucher empfangen? Irgendjemanden? Hast du jemanden draußen vor dem Fenster vorbeilaufen sehen?« Jetzt wurde sie sichtlich ärgerlich. Sie funkelte ihn aus grünen Augen an.
»Nein! Alan, was um alles in der Welt hat das zu bedeuten? Irgendein albernes Spiel? Ist dir dein Beruf zu Kopf gestiegen? Reicht es nicht, dass ich mich mit Hawkins …«
»Das ist kein Spiel, Rach. Besser, du machst dich auf das gefasst, was ich dir jetzt sagen muss. Es hat eine weitere Tote gegeben. Ein Mädchen namens Gillian Hardy.«
»Hardy? 1st das nicht dieser große, unbeholfene Trampel, der bei Molly James die Zwinger säubert? Was meinst du damit, sie ist tot? Ist in der Tierpension etwas passiert?«
»Es ist hier passiert, Rachel. Sie liegt in der Orangerie. Hawkins kommt bald hierher.« Verspätet fügte er hinzu:
»Es tut mir Leid, Rachel.« Sie schüttelte den Kopf, die Augen voller Angst und Unverständnis.
»Aber das ist unmöglich! Tot in meinem Wintergarten? Was hatte sie dort zu suchen?« Panik in der Stimme.
»Aber wenn es stimmt, dann wird Hawkins mich auf kleiner Flamme grillen, wegen dieser Sache genauso wie wegen Alex! Er wird mir noch mehr Scherereien machen als bisher! Warum muss das ausgerechnet mir passieren? Was ist denn bloß los? Dann wird es hier vor Polizisten nur so wimmeln!« Sie stürzte vor und griff nach seinen Händen.
»Das darfst du nicht zulassen! Erklär ihnen doch, dass ich das alles nicht mehr aushalte!
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