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Blumenfresser

Blumenfresser

Titel: Blumenfresser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: László Darvasi
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Masa, der Hund, strich um seine Füße herum, beim Anblick des Krüppels schlug er an. Habred wollte reden, offenbar hätte er den wohlbekannten Satz gegurgelt, doch der Woiwode fuhr ihn an, Schnauze, Wahrhaftiger, kusch. Und als endlich alle vor der Apparatur standen und die Reihen sich geordnet hatten, die Kleinen vorn, die Großen hinten, als sie auch den schwächsten Alten herbeigeschleppt hatten, mischte sich eine entrüstete, aufdringliche Gestalt ein. Er schrie krächzend wie ein Papagei.
    He, he, Zigeuner, und was ist mit uns?!
    Sind wir denn niemand, sind wir denn nichts?!
    Sind wir nur dann gut genug, wenn wir helfen müssen?!
    Undankbare Zigeuner!
    Wann hast denn du schon irgendwem geholfen, Wurm?, fragte Gilagóg zurück.
    Mit wessen Würmchen hat denn dein Freund den Tod geködert, du dummer Zigeuner?, erboste sich Herr Wurm.
    Wenn es euch nichts ausmacht, stellen auch wir uns dazu, unterbrach Blatt, dessen Kleidung auch jetzt untadelig war, keine Falte auf seiner Jacke, die Hose frisch gebügelt. Wurzelmama latschte vorbei und stellte sich neben Gilagóg, dabei starrte sie auf seinen Verband, als würde sie besorgt fragen, ach, du schöner Zigeuner, was ist dir schon wieder passiert?! Nun griff sie in die Wellen ihres Rocks und holte verschiedene Heilkräuter hervor, die sie dem Woiwoden in die Hand drückte.
    Was zum Henker ist denn das? Sie bestaunte Gilagógs Kopf.
    Ein Zylinder, Mama, brummte er, sag bloß, du hast so etwas noch nicht gesehen.
    Der Teufel trägt auch keine Bischofsmütze, Gilagóg, lächelte Wurzelmama.
    Oder doch, murrte Gilagóg, dann schwieg er, denn der Deutsche zischte ein Pscht und hob den Arm, um sie niederzuschießen.
    Wo ist denn Nero Koszta?, fragte die Ungarin plötzlich.
    Nero Koszta, der große Nero Koszta, der Grasmusikant!
    Die Frage war berechtigt, nichtsdestoweniger lugte der deutsche Doktor hinter der Kanone hervor und nickte, nur keine Angst, er wird hier sein, wenn er hier sein muss.
    Sie mussten lange reglos dastehen, nicht einmal blinzeln durften sie. Und wenn eines der Kinder weglaufen wollte, wenn es ein anderes zwickte, fuhr der Doktor sie an wie ein wütendes Wildschwein, Donnerwetter und Kruzifix!
    Was bedeutete das, was knurrt der Alte?, flüsterten die Zigeuner.
    Gleich werdet ihr Schweine sein! Der deutsche Zauberer wird euch in Ratten verwandeln!, zischte Gilagóg sie an.
    Für einige Minuten war es wieder ruhig, niemand wollte einSchwein werden. Einer der Alten schlief ein und fiel wie ein Baumstamm zu Boden. Scheiße , brummte der Doktor unter dem schwarzen Tuch, worauf Gilagóg nach dem Alten griff und ihn nebst einer tüchtigen Ohrfeige in die Reihe zurückzog. So eine mühselige Stunde hatten sie noch nie verbracht. Sie durften sich überhaupt nicht bewegen. Wenn ein Zigeuner sich nicht bewegen kann, hat er das Gefühl, im Gefängnis zu sein. Ein Zigeuner, der sich nicht bewegen kann, ist tot, er existiert gar nicht. Endlich knallte etwas, dann blitzte es und rauchte, doch Devel sei Dank, der Blitz verflog, und auch der Rauch erstickte sie nicht. Sie hatten das furchtbare Abenteuer überstanden, niemand war gestorben. Sie standen noch eine Weile da, als dann die Lage vollends unhaltbar geworden war, schnauzte der Deutsche sie an. Jeder könne gehen, wohin er wolle!
Geschichte für Somnakaj
    Am Himmel entzündeten sich rote Lichter, die Schatten ermüdeten, die Fremden gingen schließlich fort. Benommen sah Somnakaj der Ungarin nach, auf ihrem Gesicht verschmierte sich der Kummer, Tränen standen ihr in den Augen, ich will auch so schön sein, flüsterte sie, so schön!
    Du wirst schöner sein als sie, Somnakaj! Gilagóg wandte sich ihr zu, er dachte, nicht nur er sei vergiftet worden, sondern auch seine Tochter. Ärgerlich schüttelte er den Kopf, Gott soll diese Leute schlagen, haben sie Somnakaj nicht krank gemacht? Er kannte diese Art von Hexerei! Sie würde von nun an die Nächte durchweinen und auch tagsüber nur herumwanken, seufzen, und schließlich nicht bleiben können!
    Auch meine Mutter war so schön?, fragte das Mädchen schnupfend.
    Noch viel schöner, sagte der Vater ernst.
    Und ist sie auch im Tod schön geblieben?!
    Sie liegt in der Tiefe der Erde, auf wunderschönen Kissen,mein Töchterchen, und ist wunderschön! Deine Mutter ist so schön, dass die Erde über diese Schönheit staunt, und wenn dort unten ein plätschernder Bach zu ihr findet, wäscht er ihr gründlich Gesicht und Herz. Wurzeln reinigen ihr die Haut, Edelsteine

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