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Blumenfresser

Blumenfresser

Titel: Blumenfresser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: László Darvasi
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schmücken sie. Deine Mutter war so schön, Somnakaj, dass zehn Paschas sie als Hauptfrau in ihrem Harem haben wollten! Sie lockten sie mit schönen Worten, Schmuck, sie wollten sie rauben, doch sie ging nicht, sie hielt stand, denn sie hat mich geliebt!
    Wenn sie dich so geliebt hat, warum ist sie dann gestorben?!
    Gilagóg seufzte und tat, als wüsste er die Antwort, dann sagte er, deine Mutter ist nicht deshalb gestorben, weil sie mich nicht geliebt hat, sondern weil man sie um ihr Glück beneidete.
    Weil sie dich gewählt hat? Somnakaj machte große Augen, sie ließ sich die Geschichte gerne immer wieder erzählen. Sie kannte sie schon auswendig, und wenn der Woiwode einen Satz anders flüsterte, berichtigte sie ihn sofort.
    Wir sind uns begegnet, als ich ihr das Leben gerettet habe, sagte Gilagóg.
    Das Mädchen seufzte zufrieden, ihre Augen weiteten sich.
    Das Haar deiner Mutter glich einem Wasserfall. Am Morgen wogte es blau wie die Dämmerung, in der Nacht wehte es weiß, so dass man damit einen Vollmond hätte malen können. Und in dieses wunderschöne Haar nistete sich eine Spinne ein.
    Eine Todesblumenspinne!, rief Somnakaj aus.
    Genau, nickte der Woiwode, eine Todesblumenspinne! Doch ich fand sie, sie war so groß wie die Blüte einer Sonnenblume, und trotzdem hatte sie sich im Haar deiner Mutter so gut verstecken können, dass ich tagelang auf der Suche nach ihr war, doch als ich sie fand, kämpfte ich mit ihr und brachte sie zur Strecke. Da entzündete deine Mutter mit der Wärme ihres Herzens ein gewaltiges Feuer und führte mich hindurch.
    Er verstummte, kratzte mit seinem Messer in der Erde, der Geier soll’s holen, der Geier!
    Das Mädchen hatte genug von der Geschichte, sie lief zuden anderen. Gilagóg wurde schwer ums Herz. Wie viel süßer war die Lüge als das, was tatsächlich geschehen war. Und es tat gut zu lügen. Oder war es gar keine Lüge, etwas zu sagen, was seine Tochter hören wollte? Er steckte sich einen Grashalm in den Mund, beobachtete Habred, der Wahrhaftige blinzelte ihn aus dem Wagen hasserfüllt an, unter dem Tuch bewegte sich sein Mund. Offenbar wiederholte er immerzu diesen grässlichen Bettlerruf! Wenn die Prophezeiung über Habred Lüge war, wenn es nicht stimmte, dass der Wahrhaftige die Weltgeschichte der Zigeuner erzählen würde, musste jemand an seine Stelle treten.
    Der Woiwode stand auf und schlug mit der Faust in die Luft.
    Ja, ja, nur er allein konnte an die Stelle der falschen Prophezeiung treten!
    Wenn er Habreds Rolle übernehmen, wenn er die Weltgeschichte der Zigeuner erzählen sollte, dann musste er seine Worte beherrschen können. Lüge, Wahrheit, Zauber, Fluch, es war einerlei! Seine Worte würden herrschen! Dann konnten auch seine Geschichten Schaden anrichten, wenn er es wollte. Doch diese Geschichten konnten auch erschaffen! Der Woiwode trat Masa zur Seite. Er spuckte das Gras aus und beugte sich über Habreds runzeliges Gesicht.
    Du bist kein Wahrhaftiger, Habred! Du bist niemand und nichts, nur eine Missgeburt!
    Habred begann sich hin und her zu werfen, das Tuch rutschte ihm vom Mund, zitternd setzte er sich auf.
    Gebt mir Geld!, zischte er feindselig, gebt, gebt, gebt!
    Gilagóg schlug so stark zu, dass seine Faust wehtat. Habred fiel hart auf den Rücken, doch er hörte mit dem Gekrächze nicht auf.
    Schweig, Dreckstück, brüllte Gilagóg, ich habe Geld! Ich habe jede Menge Geld! Und er riss das Säckchen hervor, das er von dem Bleichgesichtigen bekommen hatte, als sie die Feldflur der Stadt erreichten. Es war wirklich sehr viel Geld. Gefährlich viel Geld! Einen solchen Schatz hatte er noch nie besessen. Dabeihatte er dem Beamten mit den schmerzenden Augen, der ihnen gestattete, sich hier niederzulassen, schon etwas davon gegeben.
    Gebt mir Geld, gebt mir Geld, winselte Habred.
    In rasender Wut langte Gilagóg nach ihm, riss ihn geradezu vom Wagen, ich nähe dir den Mund zu, Habred! Bei Devel, ich nähe dir dein Drecksmaul zu! Dann vergrabe ich dich und scheiße auf dein Grab! Du musst von nun an still sein, verstehst du, Elender?!
    Gebt mir Geld!, flüsterte Habred und verdrehte die Augen. Müde stieß ihn der Woiwode zurück. Im nächsten Moment blitzte es in seinen Augen.
    Pass auf, Habred, jetzt hörst du etwas, was du noch nie gehört hast!
    Gilagóg holte tief Luft, sein Blick färbte sich blau, als sei er ein Zauberer.
    Scheiße , sagte er, Scheiße , Scheiße .
    Er schloss die Augen, wartete, dann schielte er um sich, nein, die Welt war

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