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Blumenfresser

Blumenfresser

Titel: Blumenfresser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: László Darvasi
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sein lassen, doch Klara blieb stehen, ihr Atem glühte.
    Es reicht, zischte sie ihm ins Ohr, geben Sie besser acht!
    Das ist bei mir nicht eine Frage des Achtgebens, murmelte er.
    Nicht auf mich, flüsterte Klara, Sie sollen nicht auf mich achtgeben! Achten Sie auf sich selbst!
    Und was soll ich an mir beachten?!
    Achten Sie darauf, was Sie von mir wollen!, flüsterte das Mädchen, und sie begannen von neuem, Klara wurde leidenschaftlich, keinen Widerspruch duldend lenkte sie ihn, schließlich fand auch er den rechten Rhythmus, und er musste nicht mehr geführt werden.
    Ich habe Sie gewarnt, sagte er, nachdem sie sich ausgeruht hatten, er versuchte, die Blicke der anderen zu ignorieren, doch tief in seiner Seele empfand er Genugtuung. Hornochsen!, keuchte Klara, um die braucht man sich nicht zu kümmern.
    Sehen Sie, auch ich habe mich nur um Sie gekümmert.
    Dann können wir uns jetzt unterhalten, sagte sie.
    Imre strich sich versonnen über die Stirn, vor dem Tanz hatte er ihr etwas Wichtiges sagen wollen, doch der Gedanke war ihm entfallen, das Mädchen sah ihn von der Seite an.
    Sie wollten darüber sprechen, dass Sie mich lieben.
    Das wäre eine Idee!, Imre entfuhr ein Lachen.
    Speiseeis wurde ausgeteilt, ein kleines Mädchen mit Schleife klatschte in die Hände, bettelnd zog es seine verlegene große Schwester, die nicht mitwollte, Richtung Buffet.
    Bloß lohnt es sich nicht, darüber zu reden, erklärte Klara.
    Nur darüber lohnt es sich zu reden, entgegnete Imre und führte sie aus dem Tanzsaal, doch an der Schwelle stutzte Klara, sei ganz beruhigt, sagte Imre, und schon waren sie im Freien. Die Straße lag ausgestorben da, neben den Planken leuchteten Schneeflecken, ihr Atem vermischte sich qualmend und verschwand langsam in die Dunkelheit. Klara flüchtete sich plötzlich an seine Seite, eine hünenhafte Gestalt ragte vor ihnen auf, sie war aus dem Nichts hervorgetreten. Sie trug eine Pelzjacke, die weiten Hosen waren bis zum Knie mit Schlamm beschmiert. Der struppige Schopf sah aus wie schwarzes Stroh, die Gesichtszüge blieben im Dunkeln, doch die Bartstoppeln glänzten, als würden Nadeln in den Backenknochen stecken.
    Soll ich für euch Musik machen?, fragte er mit einschmeichelnder Stimme.
    Imre winkte, aber natürlich, mach Musik für uns, Nero!
    Und weil auch Klara nickte, spuckte der Grasmusikant aus, holte tief Luft und rückte den Grashalm in seinem Mund zurecht. Er begann noch nicht, sondern wartete so lange, bis eine Träne über Klaras Gesicht lief. Weine nur, meine Kleine! Alles Schlechte, Traurige, aller Kummer soll wegfließen! Dann musizierte er, blies und strich und summte. Sie hätten nicht sagen können, wie lang das Konzert dauerte. Auf einmal wurde ihnen bewusst, dass der Grasmusikant verschwunden war.
    Hin und wieder mache ich es schon auch zu kompliziert, sagte das Mädchen.
    Imre schien es gar nicht zu hören, er starrte vor sich hin, ein leerer, durchnässter Platz lag vor ihnen.
    Wir machen es alle zu kompliziert, sagte er schließlich und fügte hinzu, es ist absolut unmöglich, einfach nur zu leben, Klara.
    Für das Hochzeitsmahl mietete er das Gasthaus von Frau Léni. Das Fest war in vollem Gange, es gab bereits ein paar Betrunkene, er sehnte sich ins Freie hinaus und gab Frau Léni, die zwischen den Tischen ein mit Rippenstücken beladenes Tablett balancierte, einen Wink. Unauffällig entfernte er sich aus dem Saal, in dem Wissen, dass Klara ihm nachsah, er war froh, dass sie ihn nicht aufhielt. Der Hauptplatz war still, gegenüber lag der mächtige Klotz der Burg, der Kies knirschte, ganz in der Nähe marschierte die Wache vorüber. Neben der Druckerei wurde ein schmuckes Mietshaus errichtet, die Leute nannten es bereits das Kárász-Haus. Die Nachtwächter, die auf das Baumaterial achtgaben, riefen einander Spottworte zu. Der Mond war am Kirchturm der Unteren Stadt hängengeblieben und leuchtete nun als gelber Ball. Eine Eule uhute durch die Nacht. Er dachte an seine Blumen, deren Samen und Zwiebel in der Erde der Stadt schliefen. Eine schwere Hand legte sich auf seine Schulter. Imre wandte sich um, doch er wusste bereits, wer ihm ins Freiegefolgt war. Wieder war Peter unerwartet aufgetaucht, er hatte keine Einladung erhalten, sie hatten ja keine Ahnung, wohin man sie hätten schicken sollen. Peter kam wie eine Wolke und ging fort, so wie eine Pfütze trocknet, Nebel brachte ihn mit, er trat aus dem Vorhang des Regens hervor, ein andermal aus dem Schneefall, der über Nacht

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