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Blumenfresser

Blumenfresser

Titel: Blumenfresser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: László Darvasi
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anmerken darf – einen wissenschaftlichen Disput über die ästhetischen Grundprinzipien von Gartenstrukturen führten, sondern Brown und Chambers. Brown war ein bedingungsloser Anhänger der Hogarthschen Linien, das heißt, Brown brach, wenn ich so sagen darf, eine Lanze für die Wichtigkeit von geschwungenen Linien und Bögen, während Chambers, der ambitionierte Schwede, die Notwendigkeit verkündete, in den betreffenden Teilen der Gärten gerade Linien zur Anwendung zu bringen.
    Imres Gesicht war rot, er keuchte, als könnte ihn jeden Moment der Schlag treffen. Doch er holte tief Luft und redete weiter.
    Im übrigen, Herr Kigl, existiert die Fachliteratur nicht, auf die sich der nicht existente Autor des nicht existenten Buches beruft und die sich der Rezensent offenbar gleichermaßen ausgedacht hat, weil Gragl, Janáček und Folla keine Mineralogie, Holland, Fanta, Fluido keine aerologische, Batarescu, Tell und Morrisson keine kartographische Studie verfasst haben, Schüttelmeier hat nicht über den Schnee, Perl nicht über die Eisbildung, Sageveau nicht über die Verbindung zwischen Raureif und Malerei und Gorontschakow nicht über die Beziehungen zwischen Regen und Musik geschrieben, darüber hinaus gibt es den Verlag nicht, der das nicht existente Buch veröffentlicht hätte, es gibt den Lektor nicht, der das Buch redigiert und abgezeichnet hätte, zudem gibt es auch einen solchen Rezensenten nicht, es gibt auch diesen gewissen Autor nicht, zumindest hat er niemals etwas in der einschlägigen Fachliteratur veröffentlicht, das heißt, jemand hat diesen Artikel unter Pseudonym geschrieben! Ich wiederhole,auch dieses Buch, auf das die Rezension von Absatz zu Absatz eingeht, existiert nicht, Imre schrie bereits, es gibt kein Buch, das den Titel »Blumenfresser« trägt!
    Imre Schön verstummte keuchend und massierte sich mit der Faust die Brust.
    Auf das Gemüt des Redakteurs hatte sich bleierne Müdigkeit gelegt, denn er kannte Schön gut, er, Kigl, berichtete nicht nur über ihn, sondern sie trafen einander auch häufig in derselben Gesellschaft, doch so leidenschaftlich hatte er ihn noch nie gesehen. Das Ganze war Teil irgendeines Irrsinns! Er wusste von Imre Schöns Schrullen. Er wusste, dass er Skandale liebte, dass er ein seltsamer Kauz war und die Obrigkeit provozierende Ansichten vertrat, doch persönlich war er noch nie mit ihm in Konflikt geraten. Es stimmte, dass er das Feuilleton auf zwei Seiten veröffentlicht hatte, wie üblich mit im unteren Drittel über beide Blätter fließenden Zeilen, er hatte sich noch gefreut, dass er in den Besitz eines auf so angenehme Weise wissenschaftlichen Artikels gelangt war.
    Herr Redakteur, fuhr Imre milder fort, ich frage Sie, was für einen Zweck könnte der geheimnisvolle Rezensent damit verfolgen, dass er eine Kritik eines nicht existierenden Buches veröffentlicht, in einer Zeitung, Sie müssen schon verzeihen, wie der Ihren?
    Kigl machte ein Gesicht, als stünde ein Marsmensch vor ihm.
    Warum, wie ist denn meine Zeitung?
    Unbedeutend, kleinlich, und sie verbreitet himmelschreiende Lügen, sagte Imre.
    Kigl stand auf und zündete sich missvergnügt eine Zigarre an, Sie können mich beleidigen, wenn es Ihnen Freude macht, ja sicher, er blies den Rauch aus. Wir schreiben, was geschieht. In der Kirche geht es um das, wonach sich die Menschen sehnen. Wir hingegen schreiben über das, wovor die Leser sich fürchten.
    Ich verstehe nicht, brummte er, jetzt war er tatsächlich gekränkt. Gereizt drückte er den Zigarrenstummel aus.
    Warten Sie, warten Sie!, rief er, die Geduld verlierend, derText stammt doch von Ihnen, hier, er stieß mit dem Finger auf die Zeitung, hier steht Ihr werter Name, Imre Schön!
    Der andere setzte sich. Er schenkte sich Wein ein und trank ihn aus.
    Mehr gibt’s nicht?, fragte er.
    Reicht das nicht?
    Nein, es reicht nicht!, Imre Schön schüttelte den Kopf.
    Haben denn nicht Sie die Rezension geschrieben?
    Darum geht es nicht!
    Aha, jetzt verstehe ich, der Zorn des Redakteurs war plötzlich verflogen, mit einem Mal begann er das Gespräch zu genießen, andererseits befiel ihn eine gewisse Ratlosigkeit, denn er hatte keine Ahnung, wie er über diesen Besuch einen Bericht schreiben sollte.
    Ich weiß genau, wer der Betreffende ist, wo er sich befindet, und ich werde ihn entlarven!, sagte Imre, helfen Sie mir, setzte er in vertraulichem Ton hinzu.
    Ich?! Wie denn?!
    Kigl, Sie haben Ihre Beziehungen! Helfen Sie, einen Weg zu finden!
    Wollen

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