Blumenfresser
bei einer Zeitung, eine stadtbekannte Persönlichkeit, die nicht geachtet, doch überall geduldet wurde, ein Wichtigtuer, der damit prahlte, wie gut er informiert war. Sein Sohn hatte keine Ähnlichkeit mit ihm, vor die Wahl zwischen Sonne und Schatten gestellt, würde er sich mit Sicherheit für letzteren entscheiden.
Die Sonne brannte in Klaras Zimmer, Kigl war mitten in seinen Ausführungen, als Klara unvermutet seine Hand ergriff. Der Bursche vergaß den Mund zu schließen, Entsetzen malte sich auf sein Gesicht, Klara spürte, wie er erbebte.
Herr Kigl, bitte hören Sie mich an!, sagte das Mädchen leise.
Der junge Mann nahm sich zusammen und nickte gehorsam.
Ich liebe Sie, sagte Klara ernst.
Der Bursche schluckte, dass sein Adamsapfel knackte.
Verstehen Sie, was ich sage?
Ich … ich … verstehe, sagte Kigl schnell.
Gut, und was antworten Sie darauf?
Dass … dass ich … Dass was?
Kigl schwieg, hochrot im Gesicht, doch er schlug die Augen nicht nieder, sondern sah Klara aufmerksam an.
Ich will Ihnen gehören. Sie neigte sich vor, begrub das Buch unter sich und legte sich bäuchlings auf den Tisch, so dass der junge Mann zwischen ihre Brüste blicken konnte.
Küssen Sie mich!
Sie zog sein Handgelenk an sich, ich, ich, ich, stotterte Kigl, er riss seine Hand zurück und begann mit zitternden Fingern seine Sachen zusammenzupacken.
Sind Sie verrückt geworden?!
Ich habe Spaß gemacht, kicherte sie.
In der Tür wandte er sich nach Luft ringend um, mit so etwas darf man keinen Spaß machen, Fräulein! Das war kein Spaß!, rief er und stürzte grußlos davon.
Klara schloss die Augen, ihr war unbehaglich. Was für einen schlechten Scherz hatte sie sich geleistet! Mit einer wütenden Bewegung riss sie den Vorhang vors Fenster, dann saß sie lange im Halbdunkel und erging sich in Phantasien über den jungen Mann. Wenn er ja gesagt hätte, wenn er gesagt hätte, dass er es auch will?! Was hätte sie dann geantwortet?! Wie hätte sie sich aus der Affäre ziehen können?!
Kigl kam nicht mehr ins Haus, und Margit versuchte vergeblich herauszubekommen, was vorgefallen war, weder Klara noch der mehrmals zu einer Erklärung gedrängte junge Mann waren bereit, vom Geheimnis der letzten Stunde zu sprechen.
Und natürlich hatte auch Margit ihr Geheimnis.
Doch sie wäre lieber gestorben, als ihrem Mann oder sonst wem davon zu erzählen. Vielleicht machte sie ihren Heiligen gegenüber ein paar Andeutungen. Oder vielleicht nicht einmal ihnen. Klara hätte ihrer Mutter gerne über die Wange gestreichelt,damit ihr die unaussprechliche, als Schande empfundene Bürde nicht zu schwer werde. Aber sie konnte nicht verraten, dass sie Bescheid wusste. Gewisse Geheimnisse, das hatte sie bereits begriffen, müssen Geheimnis bleiben, denn obwohl wir von ihnen wissen, tun wir so, als gäbe es sie nicht, wer ist schon auf die Wahrheit neugierig, wenn es Schöneres und Schrecklicheres zu erzählen gibt als sie.
Wind kam auf, Schnee fiel knisternd, es dämmerte und wurde wieder Tag, es war Winter, und es war Sommer, und ein stoppelbärtiger Mann steckte den Kopf zum Fenster herein.
Sein Name war Nero Koszta, sein Beruf Grasmusikant.
Ein Aas!
Ein bösartiger Hund!
Vieh, Vieh, Vieh!
Margit war allein gewesen, ihr Mann und ihre Tochter fuhren Schiff, wie üblich. Der Elende, das Aas hieß Nero Koszta! Margit hatte keine Ahnung, wie oft sich dieses schauerliche Gesicht über ihre Haut gebeugt, wie oft sie die summende Musik gehört hatte, die so klang, als würde jemand ersticken. Er war schrecklich. Er war dreckig. Doch wenn sich die Klänge des Fremden ins Haus stahlen, wurde ihr der Speichel süß und rann das Kinn hinab. Und es war noch etwas Schändlicheres geschehen, als dass er ihr nur ins Gesicht gehechelt, sie überall berührt und den Flaum unter ihren Achseln mit seiner Zunge gezaust hätte. Margit brannte vor Scham, wenn ihr einfiel, dass an einem windigen Frühlingsvormittag, als die zankenden Wolken am Himmel Frieden schlossen, der Grasmusikant ihre Schenkel auseinandergeschoben, sein rohes Gesicht an ihren Schoß gedrückt und sich gewunden hatte, als wolle er in ihre Gebärmutter hineinschlüpfen. Im Schoß der Frau fand Nero Koszta kalte Einsamkeit. Ja, er umknabberte den Venushügel, rieb sein stacheliges Kinn daran, seinen Daumen tauchte er in den Brunnen des Anus. Margit hätte vor grauenhafter Wonne gekreischt, hätte er ihr nicht das Kissen auf den Mund gepresst. Und die Tortur war noch nicht zu Ende,
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