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Blumenfresser

Blumenfresser

Titel: Blumenfresser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: László Darvasi
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Und wie soll man sich auch von seinen ausgestreckten, beschmutzten Händen abwenden?! All das war jedoch nicht mehr von Bedeutung. Seit dem verhängnisvollen Samstag konnte Reb Armin Mózes den Geschmack von Honig, Feigen und koscherer Fischsuppe nicht mehr wahrnehmen. Auch der Doktor konnte ihn nur noch selten in hitzige Debatten verwickeln. Herr Schütz war ein alter Bekannter der Familie, und obgleich Juden im Allgemeinen jüdische Ärzte wählten, hatten sie zu dem alten Deutschen Vertrauen gefasst und holten ihn häufig zu Hilfe. Vor einigen Jahren, als der kleine Salamon an Rachenbräune erkrankte und für sein Leben kaum mehr Hoffnung bestand, kurierte der Alte das Kind aus.
    Wer weiß, warum man ihm nicht sagte, dass er zu Adam gerufen wurde. Im Halbdunkel des puritanischen Gästezimmerslag der junge Mann in einem gewaltigen Bett. Im Kachelofen war gut eingeheizt, der Doktor wurde beim Eintreten von herbem Rauch empfangen. Eine Kerzenflamme schwankte neben Adams Gesicht. Der Doktor stieß einen überraschten Ruf aus, als er das weiße Gesicht erblickte, auf dem keine Spur von Leiden zu finden war, Adam schlief friedlich, doch sein Körper glühte, es grenzte an ein Wunder, dass er noch am Leben war. Übersteigt es Ihren Verstand, Armin Mózes, oder warum sind Sie nicht auf die Idee gekommen, den Kranken mit Prießnitz zu kühlen?, fragte der Doktor ärgerlich. Mózes wunderte sich, der Doktor wirkte viel gereizter als sonst.
    Doch, schon, auch andere Heilmittel sind mir noch eingefallen, brummte er in seinen Bart, doch ich musste auf Sie warten, Doktor, um nicht etwa falsch zu entscheiden.
    Sie haben nicht gewartet, weil Sie es nicht wussten, sondern weil sie die Verantwortung gescheut haben!, sagte der Doktor erregt.
    Diese Annahme ist wirklich kränkend, Herr Schütz, dann hätte ich den Jungen ja gar nicht in mein Haus aufgenommen.
    Haben Sie ihn denn nicht deshalb aufgenommen, Reb Armin Mózes, um sich an seinem hübschen Gesichtchen zu erfreuen, das der Tod langsam weißwäscht?!
    Die Augen des Doktors glänzten, er genoss die Debatte. Vielleicht reizte er den greisen Mózes ja nur deshalb, um ihn ein wenig aus seiner Melancholie aufzurütteln.
    Sie zanken ständig mit mir, Doktor Schütz, doch irgendwann einmal werde ich die Geduld verlieren und etwas sagen, das dann sogar mir selbst leidtun wird!, murrte der Jude mit rotem Gesicht.
    Mir gefällt es nicht, sagte der Doktor, dass Sie nur Ihre Wunden lecken! Was glauben Sie, Reb Armin Mózes, erleiden andere Menschen etwa keinen Schaden, Ärger oder Verlust, sondern immer nur Sie?! Wie viele sind durch Epidemien und Waffengewalt umgekommen, und Sie jammern hier herum, wie ein Kind mit vollgeschissener Hose!
    Für das Schicksal anderer kann ich schwerlich etwas, doch für meine eigene Sünde schon, gab Mózes zurück. Plötzlich stürmte seine Frau, die stattliche Judit, ins Zimmer und herrschte die beiden an.
    Während ihr hier herumsteht, haucht das arme Geschöpf seine Seele aus!
    Endlich wurde Adam in mit Eis gespickte Laken gehüllt, seine Füße wiesen an mehreren Stellen Erfrierungen auf, an Brustkorb und Taille hatte er rote Schürfwunden. Mit zwei, drei Stichen nähte der Doktor die Stirnwunde zu, anschließend erteilte er der Familie Ratschläge und eilte davon, er habe im Krankenhaus zu tun. Kaum eine Stunde später war er wieder zurück. Er setzte sich neben den bewusstlosen Kranken und wartete. Er las bei Kerzenlicht, aß ein wenig Fleisch, das ihm Reb Armin zusammen mit einem randvollen Glas Wein vom Festtagstisch selbst hereinbrachte. Seine beiden Töchter Esther und Marja kamen mit Tellern voller Gebäck.
    Die abstehenden Ohren des bösen Haman, kicherte Esther, die jüngere der beiden, und reichte ihm das Nussgebäck.
    Die tödliche Wunde von Haman, lächelte die schwarzäugige Maria und stellte den zweiten Teller ab. Dann ließen sie Arzt und Kranken allein, horchten aber noch ein bisschen an der Tür. Die Familie speiste verlegen und still, und obwohl jetzt Gelegenheit gewesen wäre zu schlemmen, sich ordentlich vollzustopfen, hielten sich alle zurück. Die Nacht verging, der Doktor schlief im Sitzen. Schließlich rieb er sich grunzend die Augen, als spürte er, dass er beobachtet wurde. Draußen war es dunkel, kein Stern blinkte. Der Alte zündete eine Kerze an.
    Na fein, Sie sind zu sich gekommen, stellte er zufrieden fest, weil Adams Augen offen waren und Verstand in seinem Blick glänzte.
    Wo bin ich?, fragte der Bursche.
    Bei der

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