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Blumenfresser

Blumenfresser

Titel: Blumenfresser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: László Darvasi
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Sterbenden die Hand gehalten, doch diese unbedeutende Frage rührte an eine offene Wunde. Kigl wusste, wohin er stechen musste. Die heimtückische Bemerkung und der höhnische Blick fielenihm von da an oft ein, in tiefer Nacht, umgeben vom Schnarchen und Stöhnen seiner Kameraden, während des Appells, wenn die Offiziere die Ausrüstung kontrollierten oder beim Anblick eines blühenden Weichselbaums, seiner schwarzen, knorrigen Äste, auf denen die Blüten wie weiße Falter zitterten.
    Er dachte an das Haus der Familie Schön, daran, dass er dort erwartet wurde. Und dort lebte auch das Kind, das von ihm war. Noch abwesender als sonst tappte er zwischen seinen Kameraden herum, er bekam es fast nicht mit, dass sie im grauen Dämmerlicht eines Morgens erneut auf die blutgetränkten Felder abkommandiert wurden. Stumm marschierten sie im Tagesgrauen, Räder knarrten. Sie wussten, die Russen unter der Führung von General Paskiewitsch, des Grafen von Eriwan, planten von jenseits der Karpaten ins Land einzufallen, wenn sie es nicht schon getan hatten. Die Luft wurde siedend heiß, sie schlugen ein Lager auf, die Blutsauger vermehrten sich rasch. Jeden Tag wurden sie in kleinere, doch um so leidenschaftlichere Zusammenstöße mit den Serben verwickelt. Einmal hätte er sich beinahe den Fuß gebrochen, nach einem Fehltritt hörte er ein Knacken, wunderte sich, dass es nicht wehtat. Er stand da und beschattete die Augen. Dann fuhr ihm der Schmerz in den Knöchel. Er setzte sich auf die weiche Erde, obwohl sie sich gerade eilig zurückzogen. Jemand brüllte ihn an, man zerrte an ihm, schlug ihn. Ein gewaltiger Knall erschütterte die Welt, eine Rauchwolke hüllte ihn ein, er verlor die Besinnung. Im Lager kam er zu sich, Kopf und Arm waren verbunden, der Knöchel zu einem Ball angeschwollen. Mir ist nichts passiert, ich weiß, dass mir nichts passiert ist! Und so war es auch, das durchgeblutete Leinen verhüllte eine unbedeutende Verletzung. Er hinkte leicht, nur sein Mund war schorfig und vom geronnenen Blut so verklebt, dass er erst nach einiger Zeit wieder reden konnte. Er kehrte mit den Verletzten in die Stadt zurück. Die Tage waren leicht, Nebel legte sich vor seine Augen, die Nächte durchwachte er. Es kam vor, dass er drei Tage hindurch überhaupt nicht schlief, kein Auge zutat, nur dastand, an die Wand gelehnt. Wer ihn sah, mochte glauben, er seibetrunken oder im Fieber. Jemand drückte ihm einen Kübel in die Hand, er solle ihn zur Senkgrube bringen oder in die Küche, irgendwohin! Er ging los, da sah er im Weiß des Burghofs Imre Schön auf ihn zukommen. Adam stellte den Eimer ab. Der andere sah ihn unentwegt an. Imre trug einen leichten, weißen Anzug und einen beigegrauen Sommerhut nach Art der Italiener. Die Hände steckten in den Jackettaschen, unter dem Arm hatte er eine Zeichenmappe. Er blieb vor ihm stehen, doch zuvor war er mit der Schuhspitze an einen kleinen, weißen Stein gestoßen, der gegen Adams Stiefel rollte. Adam bückte sich danach und ließ ihn in seiner Faust verschwinden, er hatte das Gefühl, er habe ein Stück von Imres Leben bekommen, und das tat wohl.
    Wir müssen reden, sagte Imre und nahm den Hut ab. Auf seiner Stirn standen Perlen, und ein dünner Streifen zog sich über seine bereits ergrauende Schläfe.
    Adam hob ruckartig den Kopf: Wollen Sie mir verbieten zu kommen?
    Du glaubst, ich bin dir böse wegen dieser … Imre verstummte, als wüsste er plötzlich nicht mehr, wie er sich ausdrücken sollte. Er zog ein Taschentuch hervor und wischte sich über das Gesicht. Wegen dieses Missverständnisses, beendete er schließlich den Satz und wurde rot.
    Sie wollen sich versöhnen, sagte Adam spöttisch.
    Es ist, sagte Imre Schön nachdenklich, als würden wir von den Farben reden. Wir wissen genau, dass es keine Farben gibt. Wir nennen den Himmel blau, obwohl er nicht blau ist. Es gibt einen Himmel, aber blau ist er nicht. Wir denken, die Erde ist braun. Es gibt die Erde, aber keine braune. Die Welt der Pflanzen kennt ausnahmslos alle Farben bis auf das vollkommene Schwarz. Die Gnade sucht sich regelmäßig andere Wege, als wir erwarten. Es gibt Gnade, doch sie kommt regelmäßig aus einer anderen Richtung, als wir erwartet haben. Das Gute kommt nicht von dort, von woher wir es uns wünschen. Du glaubst, du weißt, wer dein Vater ist.
    Was geht Sie mein Vater an?! Adam packte die eisige Angst.Was war das hier, eine Verschwörung?! Dass auch Imre Schön ihm mit dem Vater kam?!
    Ich weiß, dass

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