Blumenfresser
unglaublicher Schwachsinn! Er, Peter Schön, könne kein Ehemann sein, dazu sei er nicht gemacht! Wohin solle er mit ihr gehen? In das von Kakerlaken wimmelnde Gästezimmer von Frau Léni?!
Klara widersprach leichthin, als genieße sie es, ihn zu quälen.
Schon ganz andere Berserker als Peter seien in den süßen Banden der Ehe zu zahmen Lämmchen geworden. Auch Peter könne in sich entdecken, welche Vorteile ein Bündnis bietet, das auf der Wertschätzung des anderen und auf gegenseitigem Respekt gründe. Die Ehe sei ein solches Bündnis!
Klara räusperte sich, hin und wieder schien sie zu glucksen. Peter ging aufgewühlt im Zimmer auf und ab, Vitrinen, Gläser und Kletterpflanzen zitterten. Das Dienstmädchen steckte den Kopf zur Tür herein, um ihn gleich erschreckt zurückzuziehen. Er schlug sich mit der Faust an die Stirn, die Verzweiflung verlieh seinem Gesicht einen kindlichen Zug.
Wie konnte man so etwas mit ihm machen, die ungeschriebenen Gesetze der Freundschaft in den Wind schlagen?! Das war nicht fair! Das war Verrat, das war Raub, das war Mord! Natürlich korrespondierten sie seit langem, ihre Briefe zeugten von Leidenschaft wie auch von anderen … ähm … Gefühlen, sie schäkerten und spielten miteinander, doch wesentlich dabei war, dieses Spiel unter Wahrung der Distanz aufrechtzuerhalten. Zsófia war ein liebenswertes Wesen, ein kluges und verfeinertes Geschöpf, Peter stockte für einen Moment, weil ihm ihre Brüste einfielen, dann fuhr er fort, ja, ja, ihre Einsamkeit war beklagenswert, doch Heirat war ausgeschlossen. Für ihn wäre das Tod und Pestilenz!
Er starrte auf das Glas der Vitrine, Aug in Aug mit dem eigenen zähnefletschenden Antlitz. Er setzte seinen Monolog fort, griff nach dem Likörglas. Hatte er der Wüstenblume irgendetwas geschrieben, aus dem sie hätte schließen können, dass sie diese Distanz aus der Welt schaffen sollten? Nein, bewusst hatte er so etwas nicht geschrieben! Dieser wahnwitzige Entschluss konnte nur auf einem Missverständnis beruhen!
Bis dahin hatte Klara am Fenster gestanden und die Vorhangfalten geknetet, jetzt trat sie zu ihm und legte ihm die Hand auf die Schulter.
Wenn es Wahnwitz ist, dann ist es kein Missverständnis.
Peter blinzelte, anscheinend verstand er nicht richtig.
Sie sehe, sagte Klara leise, dass die Wüstenblume ihm wichtig sei, er wolle sie ja nicht so zurückweisen, dass es ihr Schmerzen bereite. Wer weiß, vielleicht wolle er gar nicht mit ihr brechen. Man müsse sich dem nahenden Verhängnis entgegenstellen. An Davonlaufen sei nicht einmal zu denken. Klara sah ihm fest indie Augen. Feigheit stünde ihm schlecht zu Gesicht. Wenn er standhalte und noch mehr Widrigkeiten auf sich nehme, müsse zuerst die geplante Heirat taktvoll, zugleich mit der nötigen Energie verunmöglicht werden, ein Hindernis müsse errichtet werden, das klar ans Tageslicht bringe, dass Zsófias Entschluss absurd sei.
Während Klara redete, nahm Peter Unmut in ihrer Stimme wahr. Als würde sie zwar helfen wollen, doch nur widerwillig. Vorsichtig fragte er nach, worauf Klara mit erhobener Stimme bemerkte, auf wen verschwende er schon einen Gedanken, wieder rücke er seine eigenen Ängste in den Vordergrund, oder nehme er etwa auf die Gefühle anderer Rücksicht, wenn er schon erwarte, dass ihm eine helfende Hand gereicht werde?! Solle sie vielleicht glücklich darüber sein, dass er sie in eine so dumme Lage bringe?
Peter ließ den Kopf sinken, sie wurden still.
Von seinen, Peters, dunklen Angelegenheiten wolle sie nichts wissen, bemerkte Klara.
Und weil er neue Unannehmlichkeiten auf sich zukommen sah, begann er zu flehen. Klara unterbrach ihn, ihr Blick verschleierte sich, gut, sagen wir, du bist schon vergeben.
Was bedeutet das, ich bin vergeben?!, knurrte Peter.
Verheiratet, sagte Klara ruhig.
Wie?! Wieso verheiratet?!
Er habe richtig gehört, sagte Klara, Peter habe eine Frau und ein Heim, und wenn ihn sein unruhiges Blut gelegentlich in ferne Gegenden treibe, seien das nur abenteuerliche Streifzüge. Es wisse ohnehin niemand, in welchen Blumengärten er in seiner Abwesenheit wandle.
Peter schlug ungeduldig in die Luft, ach, was für eine Absurdität, wo solle er denn ein Heim, eine Ehefrau hernehmen?
Klara schwieg, ihr Kopf fiel zur Seite, sie sah ihn verächtlich an.
Hier, mein Lieber, sie deutete um sich, in diesem Zimmer, in diesem Haus, wenn es deinen Ansprüchen genügt, setzte sie mitSchärfe hinzu. Eine Szene lang bin ich bereit, die
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