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Blumenfresser

Blumenfresser

Titel: Blumenfresser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: László Darvasi
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Peter am meisten, dieses Gejammer.
    Pelsőczy schlug ihn auf lautlose Weise, er schlug ihn so, dass die anderen nichts davon bemerkten.
    Haben Sie etwas gesagt?, fragte er leise.
    Ich weiß, dass ich für dich nicht zähle, flüsterte Pelsőczy. Doch merke dir, Peter Schön, er blinzelte mit blutunterlaufenen Augen, wer einen Traum so lange am Leben erhalten konnte, ist kein Niemand!, und er torkelte aus dem Kaffeehaus.
    Peter runzelte die Stirn und begann betroffen zu rechnen. Mindestens sechs Jahre hindurch hatten Pelsőczy und Klara regelmäßig das Wrack besucht! Der Säufer, der bei aller Welt in der Kreide stand, hatte auf einem Schiffswrack ein Mädchen aufgezogen! Klara war zu einer richtigen Frau herangewachsen, sie mochte achtzehn sein, ein vollendetes Wesen, ein Kunstwerk! Pelsőczy hatte ihm seine Schöpfung selbst gezeigt, er hatte ihm die Augen geöffnet!
    Von diesem Moment an war Klara die erste in der Reihe. Auch sie würde ihm gehören, er brauchte es nicht einmal besonders zu wollen. Er reiste nach Pest, nach Pressburg, auch die Wüstenblume besuchte er noch einmal, sie war vom Pferd gefallen und hinkte. Dann hielt er sich bei Margit auf, sie massierte ihm den Rücken, indem sie den Rock hochzog, sich mit nacktem Hintern auf ihn setzte und mit der Hüfte kreisende Bewegungen vollführte. Das erste Mal, als Margit das tun musste, weinte sie vor Scham, doch dann konnte sie gar nicht damit aufhören. In der Puszta knisterte der Winter, Margit knabberte und leckte an seinen Lenden, langsam und mit viel Speichel, wie Peter es ihr beigebracht hatte, und er dachte an Klara. Es wurde Frühling, erdachte an Klara. Der Vater wurde beerdigt, und Peter kam mit der Lüge zum Begräbnis, dass er in der Zeit seiner Abwesenheit die Mutter gesucht hatte. Er hatte Anna Szabics nie gesucht, er wusste nur, er sollte sie suchen, es wurde von ihm erwartet. Wenn er betrunken war, spuckte er auf die Mutter, spuckte er auf ihr Andenken.
    Ich bin der verwaisteste Mensch, denn meine Mutter ist eine Verräterin!, brüllte er an Orten, wo ihn keiner kannte. Wer ihn zu besänftigen suchte, dem schlug er die Zähne ein, den trank er unter den Tisch und weinte mit ihm. Er kam heim, nach Szeged, und die Stadt war so klein wie ein Mantel, aus dem er herausgewachsen war. Er ging bei Imre ein und aus, als wäre er dort zu Hause, seine Stiefel waren schmutzig, seine Taschen vom Geld ausgebeult, sein Atem brannte, er redete viel, prahlte, log, weinte, ließ sich bedauern, es war zuviel, was er tat. Klara war bereits die Frau seines Bruders, den es, zumindest hatte er dieses Gefühl, nicht störte, dass er sich bei ihnen breitmachte, schwadronierte und sich vollfraß, Klara provokant anstarrte, ihre Hand packte und zu dem roten Fleck sprach. Sein Bruder war ein seltsames Wesen, er aß Blumen. Dieser Ochse! Sein Bruder war ein Idiot!
    Dann einmal, er prahlte gerade mit irgendeinem Geschäft, neigte sich Klara zu ihm und flüsterte ihm ins Ohr. Wenn so etwas geschah, betete er immer bei sich, die Frau möge ihm ins Ohr beißen! Oh, oh, wie schön wäre das! Klara biss ihn jedoch nicht, sie flüsterte nur, dass auch sie Blumen esse. Nanu, Peter habe noch nie Blumen gegessen?! Er habe noch keine Blüte verschlungen, noch nie sei ihm ein Stachel der Hundsrose im Hals steckengeblieben?!
    Er wiederum wurde unruhig, und obwohl er nichts Schlechtes getan hatte, schämte er sich.

Zsófia kommt in die Stadt
    Er war im Dampfbad gewesen, hatte das Wasser ausgiebig genossen und sich gründlich durchmassieren lassen, war hungrig wie ein Wolf und sehr zufrieden. Es blieb ihm keine Zeit, sich bei Frau Léni über den mit Fleisch beladenen Teller zu beugen, ein Brief erwartete ihn. Der Bursche, der ihm den Umschlag unter die Nase hielt, blinzelte geduldig, er wartete auf seinen Lohn. Peter warf ihm Kleingeld zu und öffnete vorsichtig das Kuvert, um es notfalls wieder zukleben zu können. Er wusste sofort, von wo der Brief kam, der sich seidig anfühlende Umschlag und die Schönschrift darauf waren ihm bekannt.
    Die Wüstenblume hatte sich gemeldet!
    Sie schrieb jeden zweiten Monat, und wenn er auch nicht postwendend antwortete, so ließ er sie doch nie lange warten.
    Er musste den Brief dreimal lesen. Beim ersten Überfliegen drang kein einziges Wort bis zu seinem Verstand vor, doch seine Eingeweide wurden von eisigem Entsetzen gepackt. Beim zweiten Lesen erfasste er den Inhalt des Schreibens, jedoch überkam ihn eine solche Leere, dass er minutenlang

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