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Blumenfresser

Blumenfresser

Titel: Blumenfresser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: László Darvasi
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in den Augenhöhlen. Klara kam der Gedanke, dass es Adam immer noch nicht gelungen war zu töten, er es aber sicher schon versucht hatte. Nicht aus Feigheit hatte er nicht getötet, es hatte ihm das Glück gefehlt. Er wollte töten, hatte schon die Waffe erhoben, gezielt, war aber ausgelacht worden. Sie nickte ihm zu, Adam rührte sich nicht. Eintagsfliege, Eintagsfliege! Er hätte längst sterben müssen, doch er lebt immer noch! Wie gut, dass er lebt! Hin und wieder wurde er angerempelt, gestoßen, doch er stand immer nur da, sein weißes Gesicht leuchtete ihnen unschuldig entgegen, es war unerträglich.
    Imre Schön legte seiner Frau den Arm um die Schultern, gehen wir, sagte er.
    Es tut mir leid, sei mir nicht böse, sagte sie.
    Wie könnte ich dir böse sein. Er wich einer Pfütze aus, im Wasserspiegel sah Klara sich selbst entgegen. Sie kehrten in die Schwarzer-Adler-Straße zurück, wo sie ein schlafendes Kindvorfanden. Noch am selben Abend verbrannte Klara die Zeichnungen, die ihr die kleine Schauspielerin überlassen hatte. Da war Imre bereits völlig entkräftet, sein Körper glühte vom Fieber. Doktor Schütz kam erst nach längerem Flehen, er warf einen kurzen Blick auf den Kranken, dann empfahl er Prießnitzumschläge, Kamillentee, Rum und Knoblauch. In der Tür nahm er Klara beim Arm und kam mit seiner krummen Nase näher.
    Wissen Sie, meine Liebe, dass die Burschen, und Klara ahnte gleich, dass er an Imre und Peter dachte, einen … Halbbruder haben?
    Klara schüttelte verwirrt den Kopf.
    Sie wissen es nicht, Klara?
    Nein, nein.
    Sie haben aber einen, Doktor Schütz verzog den Mund zu einem unangenehmen Lächeln, ich habe ihre Mutter gekannt, und ich kenne auch ihren Sprössling.
    Warum sagen Sie mir das jetzt?! Ich verstehe Sie nicht, Doktor!
    Sein Vater war Antal Schön, Sie haben ihn nicht mehr kennenlernen können, antwortete der Arzt und blickte in die Ferne, wissen Sie, die haben einen Bruder, nur wollen sie nichts von ihm wissen.
    Einen Bruder?! Wer?!
    Sein gesetzlicher Vater war ein Pallagi, ein berühmter Richter. Ein Charmeur, ein lebenslustiger Mann. Er suchte so viel Lebenslust, bis er ein Kind mit einer anderen hatte, sagte Doktor Schütz und taperte in die Nacht hinaus, durch die, im Schein der Fackeln, noch immer das Gejohle der Freiheitsfeiern hallte.

Der lange Weg einer Blumenblüte
    Der Augusthimmel war so blau, als hätte ein Kind sein Tintenfass umgekippt. Seit Tagen rang die Stadt vor Hitze nach Luft. Der metallische, giftige Geschmack in Klaras Mund vergingnicht, sie sah alles. Es war der sechste August, und eine winzige Blumenblüte tanzte über der Stadt. Am Vortag hatte man bei Szőreg alles verloren, in der Umgebung des Dorfes war die letzte Schlacht geschlagen worden. Nein, nein, schon früher war alles verloren gewesen! Der Staub in der Schwarzer-Adler-Straße wurde von kaiserlichen Reitern aufgewirbelt, Fuhrwerke polterten hinterher, auf den Böcken saßen Soldaten, das Plündern war schon in vollem Gange. Der Wind trieb verstreute Kossuth-Banknoten vor sich her, und wo vor wenigen Tagen noch die Geschütze der Ungarn aufgereiht waren, Nationalgardisten und Bürgermädchen tanzten, schleppten nun kaiserliche Soldaten und Trossknechte Kisten und Truhen. Gerade ging das Stadttor auf, Feldzeugmeister Haynau ritt hinaus, sein finsterer Blick fiel auf die Torflügel, die in den Nationalfarben gestrichen waren, sofort übermalen, befahl er knapp.
    Klara stand am Fenster des Salons und beobachtete die Straße. Imre lag in seinem Arbeitszimmer auf dem Kanapee, er hatte die Finger verschränkt, drehte die Daumen auf der Brust und trällerte irgendeine abgedroschene Melodie. Seit Tagen trällerte er, als wäre er nicht bei Trost. Das war er auch nicht, zum Teufel mit ihm! Imre fragte trällernd und antwortete trällernd. Er aß kaum etwas, goss seine Blumen nicht. In der Nacht zuvor war Klara aufgestanden und hatte nachgesehen, ob mit dem im Gästezimmer auf der anderen Seite des Salons einquartierten Kind alles in Ordnung war, dann versuchte sie sich mit gezuckerter Milch zu beruhigen. Erschrocken bemerkte sie, dass sie betete. Beschämt verstummte sie, eine Ader pulsierte auf ihrer Stirn, die Nacht füllte sich mit Rufen. Wenn ihr so bange war, begann der Fleck auf ihrer Hand zu schmerzen.
    Seit Tagen feuerten die Kanonen, und wenn sie aufhörten, blieb offen, wann es wieder losging. Leuchtgeschosse färbten den Himmel violett, und sie konnten sehen, wie die Häuser am anderen

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