Blumenfresser
Fata Morgana bezahlt?
Und ob, gar nicht wenig!
Wer verkauft heutzutage Fata Morganas?
Zsófia blickte in die Ferne, weißt du, meine Liebe, eine Fata Morgana kann man nicht von jemand beliebigem kaufen, und es ist auch nicht einerlei, womit man zahlt. So viel kann ich dir sagen, lächelte sie, dass ich sie von einem Künstler gekauft habe.
Und wo ist sie jetzt, diese Fata Morgana?
Mein Gedächtnis bewahrt sie auf, und ich könnte stundenlang darüber sprechen.
Und womit hast du gezahlt?
Natürlich auch mit einer Fata Morgana, antwortete Zsófia.
Das Kind kam herein, Mama, sagte es leise.
Am nächsten Vormittag wartete ein gewaltiger Schatten vor der Tür, Berger, der Schiffsbesitzer. Er war sanft und demütig, riss sich die Mütze vom Kopf, bevor er zu sprechen begann. Klara musterte ihn argwöhnisch, doch er hatte sie nicht verhöhnt. Sie wusste bereits, denn Herr Schütz hatte es ja doch ausgeplaudert, dass zwischen ihm und Peter etwas vorgefallen war, ihr Schwager hatte beinahe den Tod gefunden, nach seiner Genesung hatte er es Berger heimgezahlt, ihn aber schließlich am Geschäft mit der Theiß beteiligt. Auch deshalb war Peter so bleich und schwach, als er erklärte, dass Somnakaj ihm gehöre.
Berger reichte ihr einen Umschlag und einen Sack, Wasser tropfte ihr vor die Füße.
Das schickt eine durchreisende Dame, murmelte er. Außerdem brachte er Fische, sie lebten noch. Berger verabschiedete sich und ging, Klara sah ihm gedankenverloren nach, und als das Hoftor ins Schloss fiel, holte sie den größten Eimer und warf die Fische hinein, einen beachtlichen Wels, einige Karpfen und Brassen. Unter vergnügtem Gelächter spielten sie mit ihnen, bis einer der Fische genug hatte und ihnen den Bauch zuwandte. Es dauerte Tage, bis alle zugrunde gegangen waren, sie trug die Kadaver auf den Hof hinaus und sah zu, wie Katzen sie davonschleppten.
Klara hatte noch nie Fische geputzt, nicht nur wegen des Tulpenfischs. Auch um das Glitzern der Schuppen hätte es ihr leidgetan.
Geschäft eines Juden, am Sabbat
Damals, an der Wende der Jahre dreiundfünfzig und vierundfünfzig, verschwand der Doktor manchmal für Wochen, er unternahm weite Reisen, zuletzt Ende Februar, und als er zurückkam, war er schweigsam, blinzelte und lächelte schalkhaft.
Er sei in Wien gewesen, wenn Klara das interessiere.
Nicht möglich! Die ganze Zeit über?
Er sei ein wenig gereist, sei das etwa nicht erlaubt?!
Klara verstand den Alten nicht, Doktor Schütz hasse die Kaiserstadt doch wie die Pest!
Oh, das gehöre der Vergangenheit an, die Dinge ändern sich. Er hasse die Stadt nicht mehr, knurrte der Alte und wurde rot wie ein Halbwüchsiger.
Wien, flüsterte er, Wien ist eine wunderbare Stadt, Klara!
So, wie er sich danach wochenlang durch die Straßen bewegte, war ihm anzusehen, dass er das staubige Szeged, seine Rückständigkeit und Armut verachtete. Es wurde Frühling, und Herr Schütz nahm seine Aktivitäten wieder auf, besorgte die Genehmigungen, und er war es auch, der Klara davon überzeugte, dass sie Imre besuchen müsse. Da kann es kein Pardon und keine Einwände geben, wie viele Angetraute haben diesen traurigen Gang schon getan! Imre ist schon das dritte Jahr in der Josephstadt eingekerkert, und die wenigen Briefe, die ihn erreichten, würden offenbar nur seine Traurigkeit nähren. Er, Doktor Schütz, wisse, dass Klara der Post nur wenige Briefe anvertraute, in ihren Botschaften zurückhaltend sei, sie berichte nur von den wichtigsten Ereignissen, in unbeteiligtem, fast schon frostigem Ton. Und weil der Arzt recht hatte, sträubte sich Klara nur wenig und ließ sich schließlich erweichen. Wenigstens reisen würde sie! Damals hätte sie sich nicht einmal ein paar Tage in Pest leisten können.
Herr Schütz strich sich den weißen Bart und pfiff mit seiner asthmatischen Lunge schlichte Liedchen, schon recht, wenn die Absicht erklärt ist, soll es am Materiellen nicht scheitern.
Wenn Klara es so wolle, würden sie die Reise machen, das garantiere er!
Er umarmte sie, dass die Rippen knackten, und brach sogleich auf. Er schlug die Richtung zum Judenviertel ein, flink lief er über Planken und neu verlegte Pflastersteine, kaum eine Viertelstunde später klopfte er mit dem Stock ans Fenster von Ignác Dereras Haus. Doch weil keine Antwort erfolgte, fuhr es ihmplötzlich durch den Kopf, aber natürlich, Samstagnachmittag, kaum ein Jude war auf der Straße zu sehen, doch dann, erzählte er Klara hüstelnd, habe ihn die
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