Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Blumenfresser

Blumenfresser

Titel: Blumenfresser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: László Darvasi
Vom Netzwerk:
eine Nachricht zukommen, sie solle ihn jetzt nicht erwarten, er könne sicher eine Zeitlang nicht kommen.
    Klara sah den Überbringer mit dem freundlichsten Lächeln an. Seien Sie so gut, sagen Sie ihm, dass er verrecken soll!
    Dennoch bebten am nächsten Tag die Gläser in der Vitrine seinetwegen vor Todesangst. Denn Peter war gekommen, er wollte nicht zur Kenntnis nehmen, dass er sie verraten und getäuscht hatte, er war hungrig, lärmte, umarmte sie, wollte von Somnakaj reden, das aber ließ Klara denn doch nicht zu, natürlich war ihm nicht zu widerstehen. Er versprach, morgen wiederzukommen, doch da wartete sie vergeblich auf ihn.
    Die Theiß drohte über die Ufer zu treten, dann beruhigte sich das Wasser wieder, auch der seit Tagen pfeifende Wind ermattete, der Himmel erstrahlte. Manchmal fand sich unter der Führung Peters die ganze Kumpanei ein, Peter und seine dummen Jünger, wie sie diese Hornochsen bei sich nannte, und natürlich war Somnakaj nicht mitgekommen, und sie tat auch gut daran, sich nicht bei ihr zu zeigen. Sie waren zu viert, sie tranken viel, aßen viel von den mitgebrachten Delikatessen, die vier hatten sich zusammengetan, Peter und Pietro, der Italiener mit dem schwarzen Kinn, ein ehemaliger Festungshäftling, der Jude Salamon und ihr früherer Deutschlehrer, der verschämte Kigl, dessen Vater sich jetzt wegen der Ermordung des Kriminalinspektors versteckt hielt. Aus Kigl war ein erwachsener Mann geworden, Klara wusste, dass er unten im Süden in den größten Massakern gekämpft hatte. Er nannte sich nicht mehr Kigl, aucher lebte inkognito und hatte ein gestempeltes Papier, dass er Stein oder so ähnlich hieß und von Beruf Rechtsanwaltsgehilfe war, der Ausweis sah makellos aus.
    Bist du es, Kigl?, fragte sie, als die Gesellschaft vor dem Haus auftauchte und Peter, gestikulierend wie ein Dirigent, seine frischgebackenen Freunde vorstellte.
    Ich werde mich immer daran erinnern, was Sie in der Deutschstunde zu mir gesagt haben, sagte Kigl später, und Klara war wirklich überrascht, dass nichts mehr an ihm an den linkischen Halbwüchsigen erinnerte. Er hatte schlechte Zähne, Gesicht und Hände wiesen weiße Narben auf, er war zum Mann geworden. Sie blieben in der Küche allein, Kigl strich Klara übers Haar. Es war ein seltsames, unsicheres Streicheln, männlich und traurig.
    Willst du?, fragte sie ihn, Wärme lief ihr durchs Rückgrat.
    Ja, sagte er, so natürlich, als würde er ein Glas Wein annehmen.
    Wo ist dein Vater?
    Kigl antwortete nicht, er ging in den Salon zurück, Peter hatte nach ihm gebrüllt. Als sie dann gingen, nickte Kigl nur. Und Klara wusste, es bedeutete, dass er zu ihr kommen würde. Und tatsächlich pochte er eines Nachts an ihr Fenster. Es war völlig dunkel, die Sterne waren von Wolken verhüllt, und Klara war selbst erstaunt, wie sehr sie erschrak. Sie hatte auch noch Angst, als er das Zimmer betrat und sich aufs Sofa setzte. Zuerst wollte er nichts trinken. Dann zeigte er ihr seine Hand, die zitterte so, dass er damit kein Glas hätte halten können. Klara führte es an seinen Mund, er trank mit geschlossenen Augen, er wollte mehr, die Augen öffnete er nicht. Klara hatte auch während der Liebe Angst. Sie hatte Angst, als die Lust sie überkam. Dann verstand sie, dass seine Bewegungen, sein sich an sie herandrängendes, ruiniertes Leben von Adam gelenkt wurde, mit einer Bewegung wie diejenige der zitternden Hand zur Schläfe, mit der Betonung gewisser Wörter und mit einer überirdischen Aufmerksamkeit.
    Hast du Adam Pallagi gekannt?, fragte sie plötzlich.
    Er war überrascht, ja, sagte er, der habe ihm das Leben gerettet.
    Das genügte, um Klaras Angst zu vertreiben. Sie sagte, er solle nicht wiederkommen, es habe ihr gefallen, mit ihm zusammen zu sein, doch er solle nicht wiederkommen. Kigl lächelte versonnen, er antwortete, dass es im Hospital von Rochus einen Verrückten gebe, und wenn er, Kigl, nicht bei ihm sei, könnte Klara den Unglücklichen besuchen. Er bitte sie sogar darum.
    Kigl war bereits draußen auf der Straße. Doch Klara hatte das Gefühl, Adam sei fortgegangen und er werde zurückkommen, einmal komme er sicher zurück.
    Der Sommer hatte sein Feuer verbrannt, die Sandbank am anderen Ufer wurde von großangelegten Bauarbeiten aufgewühlt und ein großer Teil des Ufers abgetragen, eines Tages sah Klara während eines Spaziergangs ein so riesiges Loch, dass sie vor Entsetzen aufschrie. Es wurde Herbst, dann kam Schnee, bösartig, wirbelnd und

Weitere Kostenlose Bücher