Blumenstrauss
flachen Hand zurück und verfolgte den Weg des Boten mit einem erwartungsvollen Blick aus strahlend blauen Augen.
Simon hielt sich vor Augen, dass M. Weber jedoch offensichtlich in einer Beziehung lebte, denn er hatte den Ring an dessen rechter Hand wohl entdeckt. Vermutlich waren ihm die Blumen von seiner Ehefrau zum Geburtstag oder Ähnlichem geschickt worden. Oder auch von seinem Freund , schob er mit einem Anflug von Sehnsucht gedanklich hinterher. Rasch wischte er jeden weiteren Gedanken beiseite.
„Hallo, guten Abend“, grüßte Simon freundlich und hielt ihm den üppigen Strauß entgegen. „Bitte schön.“
„Von wem ist er?“, wollte der Mann wissen, als er ihn entgegennahm.
Simon zuckte nur mit den Schultern. Er sah sich selten die Absender der Bestellungen an. Wichtig waren für ihn die Lieferadressen und welche Blumen sich der Besteller gewünscht hatte. Alles andere regelte Britta, ebenso die Abrechnung und die Überwachung der Zahlungseingänge.
„Da ist eine Karte“, antwortete Simon und deutete auf ein kleines Briefchen in den Rosen. Brittas Lebensgefährtin war eine Künstlerin und verwandelte die Grußkarten in kalligrafische und optische Kunstwerke, die von den Kunden gern genommen wurden.
„Oh, ja. Okay, danke.“ M. Weber schenkte ihm ein Lächeln, während er ihm dankbar zunickte.
Simon verabschiedete sich mit einer höflichen Floskel und sprang wieder die Treppen hinunter. Er leckte sich über die Lippen, als seine Gedanken zu diesem Mann zurückwanderten. Das war in der Tat kein Kerl, den er von der Bettkante geschubst hätte. Aber leider für ihn unerreichbar.
Ein großer Nachteil seines Jobs. Diejenigen, denen er Blumengrüße überreichte, waren meist vergeben, denn der Auftraggeber der Blumengrüße war meistens der Ehemann oder Freund.
Mit einem Seufzen setzte er sich wieder in den Lieferwagen und fuhr zurück zu seinem Laden.
* * *
Wer – um Himmels willen – schickte ihm einen Rosenstrauß?
Maximilian Weber, von allen nur Max genannt, füllte eine Vase mit Wasser, steckte den Strauß in das Gefäß und setzte sich dann mit der Karte nachdenklich auf sein Sofa.
An meine Liebe , stand in hübsch geschwungenen Lettern auf dem goldenen Umschlag. Er öffnete ihn und nahm die kleine Karte heraus, um sie neugierig und mit wachsendem Interesse zu lesen.
„ Zwanzig wunderbar duftende Blumengrüße für jeden Tag, an dem ich an dich denke. Für jede Stunde, die ich in Sehnsucht nach dir verbringe. Für jede Minute, die ich ohne dich verbringen muss, für jede Sekunde, in der sich mein Herz nach dir verzehrt. “ Unterzeichnet mit: „ In Liebe S. “
Immer wieder las er die Karte, deren Buchstaben eindeutig nicht vom Absender, sondern von einem künstlerisch begabten Kalligrafie-Talent geschrieben worden waren. Fieberhaft überlegte er, von welchem S. diese Zeilen entworfen sein könnten und ging seine Erinnerungen durch. S. … ihm wollte kein Verflossener einfallen.
Doch … da war einer. Sebastian … mit dem er letztes Jahr ein paar Monate zusammen gewesen war. Konnten die Blumen von ihm sein? Der Trennungsgrund war Desinteresse und mangelnde Romantik gewesen. Max konnte sich beim besten Willen nicht vorstellen, dass sich Sebastian so weit gewandelt hatte und ihm nach einem Jahr absoluter Funkstille einen Blumengruß schickte. Dennoch holte er sein Handy hervor.
Als er ihn noch in seinen Kontakten fand, dankte er seiner Faulheit, in der er gar nicht daran gedacht hatte, seine Adressenlisten hin und wieder zu bereinigen.
„Hi, hier Max!“, sagte er, nachdem sich Sebastian gemeldet hatte. „Kennst du mich noch?“
Zögerlich kam ein: „Ja!“
„Hab ich dir ein Blumengeschenk zu verdanken?“, fragte er geradeheraus. Er war nicht der Typ, der lange um den heißen Brei herumredete, und kam stets gleich zur Sache.
„Ähm … Wieso? Nein. Wieso sollte ich dir Blumen schenken?“
Ganz der alte Sebastian, dachte Max seufzend. „Vergiss es. Was machst du so?“, fragte er, um das Thema rasch auf etwas anderes zu lenken. Sebastian war, wie es den Anschein hatte, nicht der Kavalier, der ihm zwanzig teure Rosen geschickt hatte.
„Arbeiten“, antwortete der Andere knapp.
„Und sonst?“
„Ich … ähm … bin wieder in einer Beziehung, falls du das meinst“, kam es aus dem Telefon. „Tut mir leid.“
„Mir auch“, erwiderte Max. „Mach's gut.“
„Du auch.“
Max beendete das Gespräch und warf sein Handy neben sich auf das Sofa.
Von
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