Blumenstrauss
nächster Kalender? Meinte er damit etwa, dass er gerade einen Kalender für Schwule erstellte?
War das die Art von Erotik, die er derzeit fotografierte?
Simon keuchte erregt. Die Erkenntnis hatte seinen gesamten Unterleib aufflammen lassen und ließ ihn nun unruhig hin und her zappeln. Max' Gesicht war so dicht vor ihm, dass er nur leicht vorzurücken brauchte und ihre Lippen würden sich berühren. Er wollte diese Lippen küssen. Einmal in seinem Leben wollte er dieses Gefühl auf seinen eigenen spüren. Ein verbotener Wunsch.
Wie zur Bestätigung seines letzten Gedankens, oder auch als Warnung, blitzte etwas an der Hand des Fotografen auf und Simon zuckte beinahe reflexartig zurück. Mit einem Räuspern machte er einen Schritt rückwärts, trat dabei direkt auf die Rosen. Erschrocken darüber, dass er die teuren Blüten zertrampelte, sprang er zur Seite, rempelte dabei Max an und brachte ihn damit aus dem Gleichgewicht. Dieser stolperte rückwärts, stieß gegen einen Scheinwerfer, der daraufhin umkippte und krachend auf den Boden fiel. Scherben flogen umher und vermischten sich mit den dunkelroten Rosen.
„Oh, Verzeihung“, stieß Simon erschrocken hervor und schickte sich sofort an, sein Missgeschick in Ordnung zu bringen.
Er beugte sich nieder, um hektisch die Scherben aufzuheben. Dabei schnitt er sich in den Finger. Er schob sich den verwundeten Finger in den Mund und registrierte erst dann, dass Max bereits wieder den Auslöser betätigte.
„Du bist einfach genial“, stieß Max überwältigt aus, während es munter klickte. „Zum Anbeißen … der Hammer! … einfach zum Verlieben!“
Auch wenn ein kleines Männchen in seinem Inneren lauthals zu protestieren anfing, fand Simon nun den Zeitpunkt richtig, um zu gehen. Er richtete sich auf, zog die Hose hoch, schloss den Bund und suchte nach seinem Hemd, das unter einem Berg von Rosen begraben lag.
„Du brauchst dir wegen des Scheinwerfers keine Gedanken zu machen“, bemerkte Max, als er erkannte, dass es nun vorbei war. „Es geht jeden Tag was zu Bruch und ich war ja auch derjenige, der ihn umgeworfen hat.“ Er legte seinen Apparat vorsichtig auf den Beistelltisch und sah beinahe traurig auf. „Wenn es deswegen ist, weswegen du gehen willst …“
Simon schüttelte den Kopf. „Es hat Spaß gemacht, aber ich sollte jetzt besser gehen. Danke für die Erfahrung. Du kannst mir die Bilder an meine Email-Adresse schicken. Auf meiner Homepage steht die Adresse …“ Er biss sich auf die Lippen.
Eigentlich wollte er Max unbedingt wiedersehen, doch ihm war selbst klar, dass Maximilian Weber nicht für ihn frei war. Der Ring bestätigte dies, der Auftraggeber der Rosensträuße und wer weiß noch alles. Als Fotograf eines Erotik-Magazins holte sich Max wahrscheinlich jede Nacht einen anderen Kerl ins Bett. Simon war sich dafür zu schade. Auch wenn es ihn sehr schmerzte, aber Max spielte in einer ganz anderen Liga, in einem ganz anderen Universum.
„Gute Nacht, und danke.“ Damit schloss er die letzten Knöpfe und flüchtete förmlich aus der Wohnung. Das „Danke, auch dir eine Gute Nacht!“ von Max bekam er kaum noch mit.
Dies war nicht seine Liga.
Ein Spiel, in dem zu viele Spieler agierten. Da war er eindeutig überflüssig.
* * *
Max blieb etwas perplex in seiner Wohnung zurück und blickte dem flüchtenden Simon hinterher. War er zu weit gegangen und hatte ihn regelrecht vertrieben?
Die direkten Fragen waren Absicht gewesen. Er hatte ihn herausfordern und herausfinden wollen, ob er derjenige war, der ihm seit vier Tagen die Rosensträuße schickte. Nun war er sich sicher, dass es nur Simon sein konnte.
Sein aufgeschrecktes Verhalten war ihm Beweis genug.
Gut, er hatte ihm einiges abgefordert. Etwas, das er für gewöhnlich bei keinem seiner Fotomotive machte. Sich ebenfalls auszuziehen, damit sich das Modell wohler fühlte …
Max musste unwillkürlich lachen. Natürlich, das war in der Tat schon passiert, aber nicht ihm. Das hatte er irgendwann mal in einem Artikel gelesen. Er wollte einfach wissen, wie weit Simon bereit war zu gehen, so wie er ihn anfangs gefragt hatte. Es war ein Versuch, aus ihm die Wahrheit herauszukitzeln. Ein äußerst gewagter Versuch, der auch gehörig nach hinten hätte losgehen können.
Dass Simon plötzlich so Hals über Kopf davongestürzt war, war für Max eine Bestätigung für diese anonymen Blumengrüße. Simon war noch nicht bereit, sich ihm zu erkennen zu geben. Er musste einfach
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