Blumenstrauss
Diesen muskulösen, gut trainierten, nackten Körper, nur von einer eng anliegenden, schwarzen Pants und schwarzen Socken bedeckt, hätte er gerne neben sich gehabt und ausgiebig erkundet. Verlangende Hitze war in ihm aufgestiegen, und in seinem Schritt war sein Schwanz angeschwollen, zu allen Schandtaten bereit. Wenn nicht im letzten Moment ein stummer Warnruf in seinem Kopf ertönt wäre, und sich der Name des Absenders penetrant in den Vordergrund gedrängt hätte … Wahrscheinlich wäre er trotz des Wissens, dass Max vergeben war, mit ihm im Bett gelandet.
Waren diese Fotografen nicht alle irgendwie sexgeil? Immerhin arbeitete er für ein Erotik-Magazin und wer wusste schon, was alles passierte, wenn die Scheinwerfer ausgingen.
Der Anblick des fast nackten Mannes verfolgte ihn bis in seine Träume, wo er sich mit dem Fotografen unter grellen Lichtern in einem Bett aus Rosen wälzte und ihm lustvolle Laute entlockte. Als er am Morgen erwachte, war seine Pyjamahose feucht und verklebt.
Es musste ihm irgendwie gelingen, diesen Kerl aus seinem Kopf zu entfernen, doch je angestrengter er dies versuchte, desto mehr und intensiver musste er an ihn denken.
Er ertappte sich am nächsten Tag sogar dabei, wie er eine schöne, dunkelrote Baccara-Rose zärtlich in die Hand nahm und sie liebevoll streichelte.
Maximilian Weber, dieser Name hatte sich fest in seine Gedanken eingebrannt. Er würde ihn vermutlich nur dann loswerden können, wenn er sich mit einem anderen Mann tröstete.
Doch wen?
Wer könnte Max Weber ersetzen?
Diesen umwerfenden Fotografen, der sich nicht scheute, sich vor einem Fremden auszuziehen.
Die Türglocke von seinem Laden ertönte und er drehte sich langsam um. Sein gewohntes Lächeln erstarb augenblicklich, als er erkannte, wer da in seinen kleinen Blumenladen gekommen war.
Maximilian Weber.
* * *
Einerseits hatte er damit gerechnet, dass Simon nicht mehr kommen würde. Immerhin hatte er den Ring gesehen und musste seine Schlüsse daraus gezogen haben. Andererseits war er dennoch enttäuscht. Als er um zehn Uhr abends immer noch nicht gekommen war, ging Max einfach vor seine Wohnungstür, um nachzusehen. Er wusste selbst nicht, was ihn dazu bewogen hatte. Dachte er tatsächlich, dass Simon draußen im Treppenhaus stand und geduldig darauf wartete, dass die Wohnungstür aufging?
Als er den Strauß auf seiner Fußmatte sah, starrte er ihn erst einmal fassungslos an.
Warum hatte er diesmal nicht geläutet?
Traute er sich nicht mehr, wegen des Ringes?
Schließlich holte er den Strauß rein, stellte die Blumen in eine Vase und ließ sich mit der Karte auf dem Sofa nieder.
„ An meine Liebe “, las er nun zum fünften Mal auf dem Umschlag. „ Zwanzig wunderbar duftende Blumengrüße für jeden Augenblick, den ich mit dir verbringen möchte. Für jeden Tag, den wir künftig gemeinsam verbringen werden. Für jedes Jahr, in welchem wir gemeinsame Wege gehen werden, für jeden Moment voller Liebe und Vertrauen, die uns bis an unser Ende verbinden werden. Willst du mich heiraten? In Liebe S. “
Max fiel beinahe die Karte aus der Hand. Er musste schlucken.
Er hatte am gestrigen Tag bereits vermutet, dass Simon auf etwas Bestimmtes hinaus wollte, aber das übertraf selbst seine kühnsten Vermutungen.
Er wollte ihn heiraten?
Max konnte es kaum glauben.
Sie kannten sich doch kaum. Der letzte Abend war der Erste gewesen, an dem sie sich ein wenig näher kennengelernt hatten. Er kannte den Floristen doch so gut wie gar nicht, eigentlich überhaupt nicht. Einzig, dass er wahnsinnig gut aussah und mit seinem sanften Blick Herzen zum Schmelzen bringen konnte.
Kurz entschlossen suchte er die Telefonnummer des Blumenladens heraus. Doch zu dieser späten Stunde ging nur noch der Anrufbeantworter ran. Die Recherche nach der Privatnummer brachte auch keine Erfolge, denn Simon Lauterbach schien sich nicht im Telefonbuch eingetragen zu haben. Max blieb nichts anderes übrig, als bis zum nächsten Morgen zu warten, wenn der Laden öffnete und er ihn dort besuchen konnte.
So stand er kurz nach neun Uhr vor der Tür von Simons Blütenzauber. Seine Knie waren weich wie Wackelpudding. Auch zitterten seine Hände, die einen Umschlag mit ausgedruckten Fotos von ihrer Fotosession hielten. Sein Puls raste. Der ganze Brustkorb schmerzte ihm bereits, so heftig klopfte sein Herz gegen die Rippen. Der kalte Wind strich über seine schweißnasse Stirn und verursachte ein Schaudern, das ihm
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