Blumenstrauss
nicht, was er mit seinen Händen oder seinen Füßen anfangen sollte. Den ganzen Tag lang hatte er sich Mut zugesprochen, sich immer wieder umentschieden und verboten, sich auf dieses Abenteuer einzulassen. Doch letztlich konnte er gar nicht anders, als sich von Max ablichten zu lassen. Er wollte mehr von ihm wissen, ihn besser kennenlernen – auch wenn ihm bewusst war, dass er im allergünstigsten Fall nur ein guter Freund für ihn sein konnte.
„Wie lange bist du schon Florist?“, wollte Max wissen, während sein Finger unentwegt auf den Auslöser drückte und er seine Position immer wieder änderte, um die Perspektive zu wechseln.
„Eigentlich schon immer“, entgegnete Simon unsicher. Er konnte sich nicht vorstellen, was sein Beruf nun mit dem Fotoshooting zu tun hatte.
„Es ist dein Herzblut, hab ich recht? Es war sicherlich ein bedeutender Schritt, einen eigenen Laden aufzumachen.“
Simon nickte bestätigend und verharrte verkrampft, als ihm bewusst wurde, dass er damit vielleicht einige Aufnahmen ruinierte. Doch Max sagte nichts, sondern knipste einfach munter weiter.
„Ein Traum“, gab er heiser von sich und leckte sich hastig über die Lippen. Seine Kehle war trocken geworden, obwohl er vorhin einen kräftigen Schluck zu sich genommen hatte.
„Noch mal!“, rief Max, sichtlich begeistert.
„Was?“
„Was du eben mit der Zunge gemacht hast.“
Simon öffnete seine Lippen, brachte es jedoch nicht fertig, seine Zunge herauszustrecken und sich abermals über die Lippen zu lecken. Max nahm die Kamera herunter, drehte sich um und holte Simons Glas, um es ihm zu reichen. Auch wenn er nicht danach gefragt hatte, nahm er es entgegen und trank einige Schlucke, während Max weiterhin auf den Auslöser drückte.
„Bist du solo?“, erkundigte sich Max beiläufig.
Sofort schoss Blut in Simons Gesicht. Einem Impuls folgend, wollte er es zur Seite drehen, erinnerte sich jedoch daran, dass er sich eigentlich nicht bewegen sollte, und verkrampfte sich regelrecht.
„Ich … äh … ja“, presste er mühsam heraus.
„Schade“, kam es nüchtern von Max. „Es wäre hilfreich, wenn du jetzt an jemanden denken könntest. Die Kunden unseres Magazins lieben einen verliebten Blick.“
„Für welches Magazin arbeitest du?“, griff Simon die Gelegenheit beim Schopf.
„Für verschiedene Magazine. Ich bin freischaffend, werde meist von Verlagen engagiert. Derzeit arbeite ich an einem Kalender für ein Erotik-Magazin.“
„Erotik …?“ Simon verschluckte sich und musste husten.
Max lachte leise, während er weiterknipste. „Keine Angst, du musst nichts tun, was du nicht möchtest.“ Dennoch nahm er die Kamera herunter und sah ihn fragend an. „Wie weit wärst du bereit zu gehen?“, wollte er interessiert wissen.
„Ich … äh … keine Ahnung. Ich habe mich damit noch nie beschäftigt.“ Am liebsten wäre Simon nun Hals über Kopf aus der Wohnung geflohen. Doch seine Beine waren schwer wie Blei und ließen sich einfach nicht bewegen.
„Würde es dir etwas ausmachen, das Hemd auszuziehen?“ Max sah ihn so hinreißend an, dass Simons Hände ganz automatisch zu den Knöpfen seines Hemdes glitten und einen nach dem anderen öffneten, während Max die Gelegenheit nutzte und weiter fotografierte.
„Dreh dich mal zur Seite und sieh mich an“, kam als nächstes von dem Fotografen. Simon rutschte auf seinem Hocker herum und blickte halb über seine Schulter. Ein bestätigendes Nicken von Max zauberte ihm sogar ein unsicheres Lächeln auf das Gesicht.
„Jetzt zur anderen Seite.“
Folgsam drehte sich Simon auf dem Hocker, präsentierte ihm sogar seinen Rücken. Das Klicken des Fotoapparates machte ihn zu gleichen Teilen nervös, wie es ihn beruhigte. Die Scheinwerfer brannten heiß auf ihn nieder, sodass er bald noch mehr zu schwitzen begann. Max befahl ihn in mehrere Positionen. Folgsam führte Simon die Bewegungen aus. Dann sollte er auf dem Boden sitzen, mal im Schneidersitz, mal auf dem Rücken, mal auf dem Bauch liegend.
Als Max die Rosen neben ihm verteilte, keimte in Simon wieder jenes kalte Gefühl auf, das ihn befallen hatte, als er das Glas neben die Sträuße gestellt hatte. Doch er hielt still und ließ sich von den Befehlen des Fotografen in alle möglichen Stellungen bringen. Dabei versuchte Max immer wieder eine Art Small-Talk zu machen, offenbar, um ihn von der Nervosität abzulenken.
„Bist du so mutig, deine Hose auszuziehen?“, fragte Max urplötzlich.
„Nein“,
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