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Blut & Barolo

Titel: Blut & Barolo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carsten Sebastian Henn
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ihnen auf, sein Fell war fast schwarz, seine Ohren endeten spitz.
    »Damit du weißt, wem du dein Leben verdankst. Wir sind Geschwister, alle aus einem Wurf. Der Züchter ist eine Berühmtheit. Er taufte uns Daisy, Donald und Dagobert.«
    »Aber ... «
    »Drei Väter. Bei mir ein Dobermann, bei Daisy ein Terrier und bei Donald weiß es niemand.«
    Daisys Fell war karamellfarben, caramello. Das hatte Giacomo schon immer gemocht.
    »So was hab ich ja noch nie gehört?«
    »Hast du schon genug gefressen? Bist du wieder bei Kräften?«
    Giacomo erhob sich, sein Körper fühlte sich halbwegs gut an. Sein Bauch mochte schmackhaftes Essen und dankte es umgehend, wenn er welches bekam. »Ich kann aufrecht stehen. Damit bin ich schon zufrieden.«
    Dagobert zog einen Käselaib aus einer Tüte und ließ ihn vor Giacomos Pfoten fallen.
    »Was soll das?«
    »Turin. Das ist Turin. Turin ist wie ein löchriger Käse.« »Wie ein Toma?«
    »Von außen sieht Turin perfekt aus, aber drinnen sind überall Löcher. Und in denen leben wir.« Er biss in den Laib, um es zu demonstrieren. »Doch der Käse weiß nicht, dass die Löcher da sind. Du verstehst, was ich meine.«
    Giacomo sah ihn leicht verwirrt an. »Jede Stadt, die eigentlich ein Käse ist, kann mir nur sympathisch sein.«
    »Dieser Käse hier gehört eigentlich nicht uns. Er gehört dem mächtigsten Hund Turins, dem Conte Rosso.«
    »Kenne ich.«
    Jetzt meldete sich Donald, dessen marronefarbenes Fell so dünn und flauschig war, dass ein Collie sein Vater sein mochte. Er ließ von einer Packung Grissini ab und versuchte mit vollem Maul zu sprechen. »Der Conte hat dich also schon aufgespürt? Hat er Maria Grazia zu dir geschickt?«
    »Ich bin zu ihm.«
    Auch Daisy wurde nun Teil des Halbkreises um Giacomo. Ihre Augen musterten den alten Trüffelhund. »Zum Conte selbst? Du hast ihn getroffen ?«, die Hündin schien es nicht glauben zu wollen.
    »Er ist ein Pekinese.«
    Dagobert wandte sich ab, trat hinaus ins morgendliche Licht. »Der will uns doch für dumm verkaufen! Der Conte ein Handtaschenhund? Unser Giacomo ist ein Scherzkeks.«
    »Glaubt von mir aus, was ihr wollt«, erwiderte der alte Trüffelhund und verschlang den unbewachten Käse.
    »Nachher erzählst du uns noch, er trüge eine Schleife im Fell!«, sagte Donald. Doch in seinen Augen stand leiser Zweifel. Er war der Unsicherste des Trios, folgte wie ein verschüchtertes Lamm den Spuren seines Anführers Dagobert.Giacomo hatte es vom ersten Augenblick an gewusst. Daisy dagegen blieb ihm ein Rätsel. Sie liebte ihre Brüder, aber eigentlich wollte sie nicht hier sein. Es war zu spüren, dass sie am liebsten weggerannt wäre. Nur wohin?
    Giacomo fiel auf, dass Donalds Frage nach der Schleife noch im Raum stand.
    »Das werde ich jetzt lieber nicht erzählen. Aber dafür etwas anderes. Ich bin nicht irgendein Giacomo, sondern der Giacomo. Die Trüffel. Und ich brauche eure Hilfe.« »Wer bist du?«, Dagobert blickte ihn verwundert an. » Giacomo. «
    »Soll uns das irgendwas sagen?«, wieder sprach nur der Anführer. »Ich sage dir jetzt mal, wer, oder besser, was du bist: verflucht viel Ärger. Du kommst noch nicht mal bis zur nächsten Hausecke, ohne über einen Hundefänger zu stolpern. Und überall hängt ein Bild von dir. Schau doch raus!«
    Vorsichtig trat Giacomo ans Ende des Hofes, wo es zwischen zwei Häusern, gerade breit genug für einen ausgewachsenen Lagotto, zur Straße führte. Doch er blieb im Schatten stehen, erschrocken über die Augen der Menschen. Sie waren weit geöffnet, die Blicke hafteten an allem, was vier Beine hatte. Hundebesitzer hielten ihre Lieblinge straff an der Leine und eng bei Fuß. Nervös zuckten deren Häupter wie Vogelköpfe.
    Und alles wegen ihm. Warum nur? Was hatte er bloß getan? Und wie sollte er Isabella und Niccolò finden, wenn er keinen Schritt unbemerkt blieb?
    Er brauchte die anderen Lagottos. Aber sie ihn nicht. »Und was jetzt?«, fragte er zu ihnen gewandt.
    »Jetzt wollen wir deine Geschichte hören. Und zwar ohne den Blödsinn vom Conte.«
    Also bekamen sie alles zu hören. Auch über das Tuch. Und endlich erhielt Giacomo Antworten.
    »Es ist das Sindone«, sagte Daisy, ihre Stimme ein Flüstern. »Das heiligste Tuch der Menschen. Ihr Gott soll nach seinem Tod darin eingewickelt worden sein – und fand dadurch ins Leben zurück. Deshalb gelangen nun alle Menschen in den Himmel, wo sie ewig weiterleben. Das Tuch ist der Grund, warum sie dich jagen.«
    Es gab viele

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