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Blut & Barolo

Titel: Blut & Barolo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carsten Sebastian Henn
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sonst keine Aufgabe für sie gab. Weil es gut war, etwas zu tun. Und sei es nur zu warten. Doch der Mann mit der Sonnenbrille war nirgends zu sehen. Daisy hätte am liebsten die Reifen des neben ihr parkenden Alfa Romeo zerbissen vor lauter Ärger.
    »Warum kommt er denn nicht wieder her? Es sah doch aus, als würde er hier arbeiten. Menschen gehen doch jeden Tag zur Arbeit.«
    »Fast. Zweimal die Woche bleiben sie zu Hause. Und wissen nichts mit sich anzufangen.«
    »Ja, ja. Aber doch nicht gerade heute? Ich will ihm endlich in den Hintern beißen. Er hat uns geschlagen.«
    »Dich hat er nicht getroffen.«
    »Aber er wollte! Das zählt. Ich geh da jetzt rein. Vielleicht ist er ja durch den Hintereingang gekommen. Viele Häuser haben doch einen. Wir können unsere Zeit hier nicht verplempern. Halt du die Stellung, ich bin weg.«
    »Du bleibst.«
    »Hast du was gesagt? Ich höre in letzter Zeit so schlecht. Muss am Wetter liegen.«
    Diesmal hatte Daisy weniger Angst. Sie kannte die Dunkelheit,die sie erwartete. Das Kassenpersonal am Eingang bemerkte sie nicht, dessen Blicke hafteten auf einem kleinen Bildschirm – es schien nur auf eintretende Menschen zu reagieren. So schlich sich Daisy unbehelligt in die erste Halle. Die hohen Decken gaben ihr das Gefühl, im Freien zu stehen, doch die frische Luft fehlte. Sie hätte jetzt gerne Donald an ihrer Seite gewusst – oder Giacomo.
    Natürlich nur, um ihnen zu zeigen, was sie draufhatte.
    Jetzt zum Beispiel pirschen. Von Halle zu Halle. Sie wusste nicht, dass sie sich in einem Museum befand. Die Hündin fragte sich, warum so viele Pflanzen, ausgestopfte Tiere, Steine und Knochen herumstanden, es aber nicht wie in anderen Häusern eine Küche, ein Bade- oder Wohnzimmer gab. Und was sollten all die uniformierten Männer? Sie atmeten schwer oder gingen schleppenden Schrittes umher. Es stellte kein Problem dar, ihnen aus dem Weg zu gehen.
    Doch in einem Saal wurde Daisy unvorsichtig. Schließlich lagen überall Knochen herum, darunter riesengroße, die langen Knabberspaß versprachen. Daisy war gebannt – und neugierig. Sie berührte mit einer Pfote den Knochen eines Wales. Das verursachte ein Geräusch, nur ein leises, doch der Raum war leer, der Hall hatte freies Spiel.
    Er fand seinen Weg auch ins Ohr des Uniformierten, der am Eingang des Saales auf einem weißen Plastikstuhl saß. Er blickte sich um und stand auf. »Ist da wer?«, fragte er in die Stille. »Hallo?« Er ging vorsichtig Richtung Walskelett. Daisy traute sich keinen Schritt mehr zu tun. »Ich hab doch was gehört, ich spinn doch nicht!« Der Mann griff an seinen Gürtel, hob ein Walkie-Talkie an den Mund. »Hier Enzo, kann mal einer kommen? Irgendwas stimmt nicht in der Sieben.« Er senkte das Gerät, hob es jedoch gleich wieder hoch. »Hier noch mal Enzo. Könnt ihr mir ungefähr sagen, wie viele Besucher zur Zeit im Museo sind?« Die Antwort kam, er zog die Augenbrauen so weit in die Höhe, dass siefast seinen Haaransatz berührten. » Keine ? Hab ich das gerade richtig gehört?«
    Gefahr drohte, Daisy spürte ein Prickeln am Rücken – und genoss es. Der Lagotto in ihr, der stets im Geheimen mit seinem Trifolao unterwegs war, damit niemand ihre Fundstellen kannte, liebte das Versteckspiel. Doch Angst mischte sich dazu, denn wenn dieser Mann so gewalttätig war wie der Fahrer des schwarzen Wagens, dann schwebte sie in großer Gefahr.
    Als der Museumswärter ans andere Ende des Ausstellungssaales sah, von wo sich nun laute Schritte näherten, sprang sie gegen das merkwürdige Ungetüm aus Knochen und Stoßzähnen. Dieses ruhte nämlich nur auf drei Stahlstangen – die sich ganz einfach umwerfen ließen. Es krachte herrlich. Noch bevor es auf den Boden schlug, war sie davongesprungen und hatte sich hinter einem mit Pappmaché beklebten Pfeiler versteckt, an dem einige ausgestopfte Affen hingen. Von dort war es nur ein kleiner Hüpfer aus dem Saal.
    Das Tohuwabohu würde die Uniformierten sicher eine Zeitlang beschäftigen.
    Plötzlich erschien Donald neben ihr.
    »Komm wieder raus.«
    »Was hast du hier zu suchen?«
    »Draußen sammeln sich Menschen. Wir müssen fort.« »Ich habe noch nicht alles gesehen.«
    »Keine Zeit.«
    »Ich beeile mich.«
    Daisy hielt Wort. Sie gestattete sich nicht, die wundersamen Dinge der anderen Hallen genauer zu betrachten. Darunter eine große Plastikpflanze, die aussah, als würde sie ihr Maul aufreißen. Oder die gläsernen Schränke, in denen sich ausgestopfte Tiere vor

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