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Blut: Ein Kay-Scarpetta-Roman (German Edition)

Blut: Ein Kay-Scarpetta-Roman (German Edition)

Titel: Blut: Ein Kay-Scarpetta-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Cornwell
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sie bewundern oder entsetzt sein soll.
    »Er hat mich am Arm festgehalten, aber ich bin höflich und freundlich geblieben. Sein Glück. Beinahe hätte ich es mir anders überlegt. Da hätte er ganz schön alt ausgesehen.«
    »Er hat nur versucht …«
    »Ich musste etwas unternehmen«, unterbricht mich Lucy. »Ich habe festgestellt, dass draußen eine kleine Kamera war, die wie frisch installiert aussah. Ein recht gutes System mit einem verstellbaren Objektiv, wie Marino es eben aussuchen würde. Doch ich wollte ihn nicht fragen und habe es deshalb gelassen«, betont sie noch einmal. »Also habe ich mir gedacht, dass es auch irgendwo ein Aufzeichnungsgerät dazu geben muss. Däumchendrehen war für mich keine Alternative.« Als Lucy das Mousepad berührt, erscheinen Jaimes Haus und die Straße davor auf dem Bildschirm des MacBook. »Jaime hat die Weichen schon vor langer Zeit gestellt. Mit ihrer Entscheidung zu lügen hat sie den Flugplan eingereicht, und nun ist ihre Maschine abgestürzt, auch wenn im kritischen Moment jemand anderer am Steuerknüppel saß.«
    »Das ist unsere Vermutung, allerdings noch nicht bewiesen«, erinnere ich sie. »Dazu müssen wir erst die Ergebnisse des CDC abwarten. Vielleicht erfahren wir ja auch bald, was mit Dawn Kincaid los ist, immer ausgehend von der Annahme, dass wir es mit einer Serie von Giftmorden, verübt mit demselben Neurotoxin, zu tun haben.«
    »Nein, wir wissen es sehr wohl«, entgegnet Lucy tonlos. »Da glaubt jemand, dass sie klüger ist als wir. Die gemeinsame Schnittmenge ist das Gefängnis. Das muss die Antwort sein, da alle Beteiligten etwas damit zu tun haben. Selbst Dawn Kincaid, weil ihre Mutter dort einsitzt. Einsaß. Außerdem haben sie einander geschrieben, richtig? Also ist die Verbindung zwischen allen Betroffenen das GPFW.«
    Mir fallen das Deko-Briefpapier und die Briefmarken zu fünfzehn Cent ein. Dinge, die Kathleen von draußen zugeschickt worden sind. Vielleicht hat sie ja darauf an Dawn geschrieben. Ich denke an die Abdrücke, die schemenhaften Satzbruchstücke in Kathleens unverkennbarer Handschrift. Eine Anspielung auf eine Persona non grata und Bestechung.
    »Ich kriege dich«, sagt Lucy zu der Gestalt vor Jaimes Haus auf dem Computerbildschirm. »Du hast ja keine Ahnung, mit wem du dich angelegt hast. Es hätte keinen Unterschied gemacht, wenn du länger geblieben wärst«, meint sie dann zu mir, weicht aber weiter meinem Blick aus.
    Seit ich mich gesetzt habe, hat sie mich nicht einmal angesehen, und das kränkt und beunruhigt mich, obwohl ich weiß, dass Lucy nie andere Menschen anschaut, wenn sie gerade geweint hat.
    »Sie klang betrunken«, verkündet Lucy, als sei sie im Bilde. »Sturzbesoffen, so wie schon öfter, wenn sie angerufen hat.«
    »Meinst du, während eurer Beziehung oder danach?« Wieder betrachte ich das BlackBerry auf dem Schreibtisch, und allmählich dämmert mir, was da abgelaufen ist.
    »Du hast mir erzählt, sie sei betrunken gewesen. Oder, genauer, du hättest sie für betrunken gehalten«, erwidert Lucy, während sie etwas eintippt. »Du hast nicht erwähnt, sie könnte auch krank gewesen sein oder sich sonst irgendwie unwohl gefühlt haben. Also brauchst du dir keine Vorwürfe zu machen. Denn ich weiß, dass du das tust. Du hättest mich in ihre Wohnung lassen sollen.«
    »Dir ist klar, warum das nicht ging.«
    »Warum beschützt du mich, als ob ich zehn wäre?«
    »Es ging nicht darum, dich zu beschützen«, entgegne ich und spüre, wie meine Ehrlichkeit von der milden Brise meiner guten Absichten davongetragen wird. Eine Lüge, getarnt als gute Tat. »Nun, jedenfalls nicht nur«, rücke ich mit der Wahrheit heraus. »Ich wollte dir diesen Anblick ersparen. Du solltest sie so in Erinnerung behalten …«
    »Wie?«, fällt Lucy mir ins Wort. »Als meine Lebensgefährtin, die Staatsanwältin, dir mir mitteilt, ich dürfe nie wieder Kontakt zu ihr aufnehmen? Es hat ihr nicht gereicht, einfach Schluss mit mir zu machen, bei ihr musste es gleich klingen wie eine einstweilige Verfügung. Du bist Dreck. Du bist destruktiv und machst mir Angst. Du bist verrückt. Hau ab.«
    »Vom Gesetz her durftest du diese Wohnung nicht betreten, Lucy.«
    »Du auch nicht, Tante Kay.«
    »Ich war aber schon dort. Aber du hast recht. Es wirft Probleme auf. Jedenfalls hattest du sicher kein Interesse daran, Fingerabdrücke oder DNA-Spuren zu hinterlassen, die das Augenmerk der Polizei auf dich lenken könnten«, erkläre ich ihr etwas, was sie

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