Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Blut: Ein Kay-Scarpetta-Roman (German Edition)

Blut: Ein Kay-Scarpetta-Roman (German Edition)

Titel: Blut: Ein Kay-Scarpetta-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Cornwell
Vom Netzwerk:
Behinderung der Justiz drankriegen «, protestiert er.
    »Ich wette, das hat Jaime dir ebenfalls eingeflüstert. Hat sie auch mit Lucy darüber gesprochen?«
    »Sie spricht weder mit Lucy noch über sie«, bestätigt er meine Vermutung, dass Jaime und Lucy nicht miteinander kommunizieren. »Ich habe Lucy und Bryce gewarnt, sie würden dich ins Gefängnis bringen, wenn sie den Mund nicht halten und dir Dinge erzählen, von denen du nichts wissen sollst.«
    »Danke, dass du sie gewarnt hast, sie könnten mir eine Haftstrafe einbrocken.«
    »Das ist nicht komisch.«
    »Ganz sicher nicht. Mir gefällt nämlich die Andeutung nicht, ich hätte etwas Illegales tun und zum Beispiel Aufzeichnungen löschen können, wenn man mich informiert hätte. Was hat Jaime dir gesagt, dass du jetzt so aufgebracht und paranoid bist?«
    »Dass sie von anderen Leuten nach dir ausgefragt wird. Im April haben zwei FBI-Agenten sie zu Hause besucht.«
    Ich fühle mich verraten, nicht vom FBI, von Benton oder von Jaime, sondern von Marino. Die Briefe. Ich wusste nicht, dass er mich in Gegenwart des Mannes, dessen berufliche Karriere ich gefördert habe, meines Protegés Jack, verspottet und gedemütigt hat. Während ich noch ganz am Anfang stand, hat Marino hinter meinem Rücken meine Mitarbeiter gegen mich aufgehetzt.
    »Sie brauchten sie als Leumundszeugin, weil sie dich per sönlich kennt, und zwar schon seit unserer Zeit in Richmond«, spricht Marino weiter. Aber ich höre nur Kathleen Lawlers Bemerkung über die Briefe. »Sie wollten sie befragen, bevor sie in die Privatwirtschaft abtaucht«, fügt Marino hinzu. »Möglicherweise haben sie sie ja auch persönlich auf dem Kieker. Politische Gründe. Ihre Probleme mit dem New York Police Department …«
    »Ja, mein Leumund.« Es bricht aus mir heraus, ehe ich es verhindern kann. »Weil ich als Vorgesetzte so eine Menschenschinderin bin. So schwierig. Jemand, der nur mit Toten zurechtkommt.«
    »Was …?«
    »Vielleicht werde ich ja angeklagt, weil ich ein schlechter Mensch bin. Eine unangenehme Person, die anderen das Leben zur Hölle macht und sie vernichtet. Vielleicht gehöre ich ja dafür ins Gefängnis.«
    »Was zum Teufel ist los mit dir?« Er starrt mich an. »Wovon redest du da?«
    »Von den Briefen, die Jack an Kathleen Lawler geschrieben hat«, antworte ich. »Offenbar wollte sie mir niemand zeigen. Und zwar wegen der Bemerkungen, die du und Jack damals in Richmond über mich gemacht habt. Er hat sie in seinen Briefen an Kathleen wiederholt.«
    »Was sollen das für Briefe sein?« Marino beugt sich mit überraschter Miene vor. »Nirgendwo in diesem Haus waren Briefe an oder von Kathleen Lawler. Ich habe keine Ahnung, was er ihr geschickt hat, vorausgesetzt, er hat ihr überhaupt geschrieben. Allerdings bezweifle ich das.«
    »Warum?«, frage ich unwillkürlich.
    »Jack ist nie sehr lange Single geblieben. Wahrscheinlich hätte keine seiner Frauen oder Freundinnen Luftsprünge gemacht, wenn sie gehört hätte, dass er der Frau, die ihn als Kind missbraucht hat, Briefe schreibt.«
    »Sie haben einander gemailt. Das steht fest.«
    »Vermutlich werden seine Frauen oder Freundinnen nicht seine Mails gelesen haben«, wendet Marino ein. »Doch Briefe, die im Briefkasten landen und dann in Schubladen oder anderswo versteckt werden müssen, sind ein Risiko, das Jack sicher nicht eingegangen ist.«
    »Du brauchst mich nicht aufzumuntern.«
    »Ich sage nur, dass mir nie irgendwelche Briefe untergekommen sind und dass er den Mist mit Kathleen Lawler geheim gehalten hat«, erwidert Marino. »In all den Jahren, die ich ihn kannte, hat er weder sie noch die Zwischenfälle im Heim erwähnt. Und an das, was ich damals so dahergequatscht habe, erinnere ich mich nicht mehr. Offen gestanden war einiges davon sicher nicht nett. Anfangs, als du dort Chefin geworden bist, habe ich mich aufgeführt wie das Hinterletzte. Außerdem solltest du dir den Schuh nicht anziehen, wenn eine Gefängnisinsassin blöd daherlabert. Egal, ob es stimmt oder nicht, jedenfalls wollte Kathleen Lawler dir weh tun, und das hat sie geschafft.«
    Schweigend sehen wir einander an.
    »Was macht Jaime denn so lange?« Unvermittelt steht er auf und schaut wieder aus dem Fenster. »Keine Ahnung, warum du so sauer auf mich bist – derjenige, auf den du wirklich wütend sein solltest, ist Jack. Dieser verdammte Scheißkerl. Ein elender, verlogener Wichser war er. Nach allem, was du für ihn getan hast.«
    Er kehrt mir weiter den

Weitere Kostenlose Bücher