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Blut: Ein Kay-Scarpetta-Roman (German Edition)

Blut: Ein Kay-Scarpetta-Roman (German Edition)

Titel: Blut: Ein Kay-Scarpetta-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Cornwell
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sehr nett von Ihnen, doch inzwischen eignet sich mein Tätigkeitsfeld nicht mehr unbedingt für eine Fernsehsendung.«
    »Tja, ich würde sofort ja sagen, wenn mich jemand darum bitten würde. Doch den Umgang mit Gewebeproben mag sich niemand im Fernsehen anschauen.«
    »Wie lange arbeiten Sie schon bei Colin?«
    »Seit 2003, demselben Jahr, in dem man beim GBI auf papierlosen Betrieb umgestellt hat. Also haben Sie im Fall Jordan, wie man es nimmt, Glück oder Pech. Inzwischen läuft alles per Computer, doch damals, Januar 2002, war das noch nicht so. Keine Ahnung, wie es bei Ihnen ist, aber ich ziehe Papier vor. Immer wieder beschließt jemand, das eine oder andere nicht einzuscannen. Nur Colin ist da eine Ausnahme. Er ist furchtbar penibel. Und wenn es eine Serviette ist, die versehentlich zwischen den Papieren landet, kommt sie in die Akte. Sein Motto lautet, dass der Teufel im Detail steckt.«
    »Und er hat recht«, erwidere ich.
    »Ich hätte Ermittlerin werden sollen. Ständig liege ich ihm in den Ohren, er soll mich in einen Lehrgang für Todesfallermittler schicken wie die am OCME in New York, wo Sie gewesen sind. Aber das kostet Geld. Und Geld haben wir nicht.« Sie nimmt BlackBerry und Ohrhörer vom Tisch. »Ich lasse Sie jetzt arbeiten. Geben Sie mir Bescheid, falls Sie etwas brauchen.«
    Ich greife nach der obersten der vier aufeinandergestapelten Fallakten, die am der Tür zugewandten Ende des Tisches liegen. Ein kurzer Blick bestätigt mir, was ich erhofft, aber ganz sicher nicht erwartet habe. Colin bringt mir mehr als kollegialen Respekt und professionelle Hilfsbereitschaft entgegen, denn dem Gesetz nach müsste er mir lediglich die Unterlagen überlassen, die er selbst erstellt hat, wie zum Beispiel den vorläufigen Befund zu Beginn der Ermittlungen, den abschließenden Autopsiebericht, Autopsiefotos und die Ergebnisse der angeforderten Laboruntersuchungen.
    »Suze hat die toxikologische Untersuchung bei Barrie Lou Rivers durchgeführt.« Marinos dröhnende Stimme eilt ihm voraus, als er den Konferenzraum betritt. Sein Blick bleibt an Mandy O’Toole hängen, die am anderen Ende des Tisches sitzt. »Wusste gar nicht, dass sonst noch jemand da ist«, fügt er hinzu. Ich merke ihm immer an, wenn ihm gefällt, was er sieht.
    Sie nimmt die Ohrhörer ab. »Hallo, ich bin Mandy«, begrüßt sie ihn.
    »Ja? Was ist denn Ihr Job hier?«
    »Ich bin Assistentin in der Rechtsmedizin.«
    »Ich heiße Marino.« Er lässt sich neben mir auf einem Stuhl nieder. »Sie können mich Pete nennen. Ich bin Ermittler. Wahrscheinlich sind Sie unsere Aufpasserin.«
    »Kümmern Sie sich nicht um mich. Ich höre Musik und lese meine Mails.« Sie setzt die Ohrhörer wieder ein. »Sie können reden, was Sie wollen. Ich bin nur die Tapete an der Wand.«
    »Mit Tapeten kenne ich mich aus«, entgegnet Marino. »Wenn Sie wüssten, wie viele Prozesse platzen, weil die Tapete zu mitteilsam war.«
    Ich höre nur mit halbem Ohr hin, während ich mir einen Überblick über das Material verschaffe, das Colin Dengate mir zur Verfügung gestellt hat. Ich bin so froh und erleichtert, dass ich am liebsten losgehen möchte, um mich bei ihm zu bedanken. Es könnte auch meine Reaktion darauf sein, dass Jaime Berger mich getäuscht hat und so übel mit mir umgesprungen ist. Ganz gleich, ob Colin Lola Daggette nun für schuldig hält oder nicht, versucht er nicht, anderen seine Vorstellungen von Gerechtigkeit aufzuzwingen.
    »Ich bekomme sowieso alles mit, was hier läuft.« Mandy hat die Ohrhörer wieder abgenommen.
    »Wirklich?« Marino flirtet schamlos. »Was wissen Sie denn über Barrie Lou Rivers? Kursieren da irgendwelche Gerüchte? Hatten Sie mit dem Fall zu tun?«
    »Ich habe die histologischen Untersuchungen erledigt und war immer wieder im Autopsiesaal, um Gewebeproben zu holen, während Colin sie obduziert hat.«
    »Dann müssen Sie ja nach Feierabend noch mal hergekommen sein«, merkt Marino an, als wolle er Mandy O’Toole verhören. »Aber Sie wurden nicht als offizielle Zeugin aufgeführt. Nur ein Aufseher namens Macon und ein paar andere Leute. An Ihren Namen kann ich mich nicht erinnern.«
    »Das liegt daran, dass ich keine offizielle Zeugin war.«
    Als ich meinen Stuhl zurechtrücke, fällt mein Blick auf hohe, magere Nadelbäume und die Bussarde, die wie schwarze Drachen hoch darüber kreisen. Ich komme zu dem Schluss, dass man einwenden könnte, der Fall Jordan sei abgeschlossen, und alle richterlichen Entscheidungen seien

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