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Blut: Ein Kay-Scarpetta-Roman (German Edition)

Blut: Ein Kay-Scarpetta-Roman (German Edition)

Titel: Blut: Ein Kay-Scarpetta-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Cornwell
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wann war sie dorthin geraten? Vielleicht stand diese Quelle ja gar nicht im Zusammenhang mit diesem Fall. Ein kürzlicher Besucher. Jemand, mit dem Brenda im Laufe des Tages Körperkontakt hatte. Sie kennen ja das alte Sprichwort. Einen Fall kann man nicht in der Tasche eines Laborkittels aufklären. DNA bringt einen nicht weiter, so lange man keine Ahnung hat, wie und wann sie dorthin gekommen ist. Ich vertrete sogar die Theorie, dass die Tests mit zunehmender Empfindlichkeit immer weniger aussagekräftig werden. Dass jemand in einem Raum geatmet hat, macht ihn noch lange nicht zum Mörder. Bremsen Sie mich. Schließlich sind Sie nicht hier, um sich meine philosophischen Theorien anzuhören.«
    »Und keines der am Tatort oder an den Leichen sichergestellten DNA-Profile stimmt mit dem von Lola Daggette überein.«
    »Richtig. Doch es ist nicht meine Aufgabe, über Schuld und Unschuld zu entscheiden, ja mich überhaupt für diese Frage zu interessieren. Ich berichte nur über meine Befunde, der Rest ist Aufgabe des Richters und der Geschworenen«, entgegnet er. »Warum werfen Sie nicht einen Blick auf die Unterlagen, die ich für Sie vorbereitet habe, und anschließend plaudern wir ein wenig.«
    »Soweit ich informiert bin, hat Jaime mit Ihnen auch über Barrie Lou Rivers gesprochen. Ob ich mir diesen Fall vielleicht auch anschauen dürfte, wenn ich schon einmal hier bin?«
    »Jaime Berger hat Kopien davon. Sie hat vor mindestens zwei Monaten Akteneinsicht beantragt.«
    »Wenn es nicht zu viel Mühe macht, sind mir die Originale lieber.«
    »Die sind aber nicht auf Papier, weil sie jüngeren Datums sind. Sie wissen ja, dass das Georgia Bureau of Investigations auf papierlosen Betrieb umgestellt hat. Ich kann sie entweder ausdrucken lassen, oder Sie sehen sie sich auf dem Computer an.«
    »Computer ist in Ordnung. Was am wenigsten Aufwand verursacht.«
    »Eine seltsame Sache, das muss ich zugeben«, stellt er fest. »Aber verlangen Sie nicht von mir, dass ich mich auf das Thema grausame und unangemessene Bestrafung einlasse. Mir ist klar, dass Berger auch in diesem Fall darauf hinauswill. Eine hübsche Theorie, die sie sich da zurechtgelegt hat. Hübsch , was rede ich da? Sie will schockieren und Ängste wecken. Es ist, als ob sie schon für die Pressekonferenz übt und eine Brandrede probt, in der sie dem Staat Georgia vorwirft, Verurteilte zu Tode zu foltern.«
    »Es ist ungewöhnlich, dass jemand beim Warten auf seine Hinrichtung in der Zelle stirbt«, halte ich ihm vor Augen. »Insbesondere deshalb, weil eine Todeskandidatin eigentlich ununterbrochen überwacht werden sollte.«
    »Wir wollen offen sein, Kay, wahrscheinlich stand sie nicht unter pausenloser Beobachtung«, erwidert er. »Ich vermute, dass ihr nach dem Essen übel wurde. Offenbar wurde ihr Unwohlsein als Magenverstimmung fehlgedeutet, obwohl es sich um die klassischen Symptome eines Herzinfarkts handelte. Und als die Wachen schließlich besorgt genug waren, um ärztliche Hilfe anzufordern, war es bereits zu spät.«
    »Und all das geschah unmittelbar bevor sie in den Hinrichtungsraum gebracht und vorbereitet werden sollte«, entgegne ich. »Ich nehme an, es geht in Ordnung, wenn Marino auch in die Akten schaut.«
    »Er arbeitet mit Ihnen zusammen, und ich vertraue ihm. Also kein Problem. Eine Assistentin von mir wird Ihnen die ganze Zeit über Gesellschaft leisten.«
    Colin muss einen Zeugen zu mir ins Zimmer setzen, nicht nur, um sich selbst abzusichern, sondern auch mich. Schließlich könnte er unter Eid beschwören müssen, dass ich keine Dokumente in die Akte eingeschmuggelt oder entfernt habe.
    »Ich interessiere mich auch für Kleidungsstücke, die Ihnen oder dem GBI vielleicht noch vorliegen«, füge ich hinzu, als er mit mir den Flur entlang und vorbei an den Büros anderer Forensiker, den Labors für Anthropologie und Histologie, dem Pausenraum, den Toiletten und bis zum Konferenzraum geht, der sich auf der rechten Seite befindet.
    »Die Sachen, die Lola Daggette im Badezimmer des Übergangswohnheims gewaschen hat? Oder die Kleider, die die Opfer bei ihrer Ermordung trugen?«
    »Beides«, antworte ich.
    »Nur die, die beim Prozess als Beweismittel präsentiert wurden?«
    »Alles.«
    »Wenn Sie möchten, kann ich Sie sicher auch zum Haus begleiten.«
    »Ich habe es mir bereits von außen angesehen.«
    »Möglicherweise kann ich auch eine Begehung arrangieren. Ich weiß nicht, wer jetzt dort wohnt. Die Leute werden sicher nicht begeistert

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