Blut für Blut: Thriller (German Edition)
und seine Stimme war angespannt vor Wut.
»Wir sind uns sicher, dass die Vergewaltigungen an sechs anderen Frauen und ein Vergewaltigungsversuch auf Ihr Konto gehen …«
»Das tun sie. Das war ich.« Er machte eine ausladende Handbewegung, und Rebekka ahnte die Erleichterung in seiner Stimme.
»Sie gestehen, 2002 Malene Juul überfallen und vergewaltigt zu haben, 2004 Sofie Svendsen, im letzten Jahr in Stockholm Moa Nelson und Karolina Abrahamsson und in den letzten Tagen Louise Kristiansen und Trine Rasmussen. Außerdem haben Sie neulich Kira Kokholm überfallen?«
»Ich habe keine Ahnung, wie sie heißen, aber das wird schon passen mit den Namen, die Sie aufgezählt haben.«
Thomas lächelte sie schief an, und ihr lief es eiskalt den Rücken hinunter. Der plötzliche Wechsel von dem unsicheren, pubertierenden Jungen zu dem gewissenlosen Vergewaltiger war erschreckend.
»Warum?«, fragte sie nur und hoffte, dass ihre Stimme nicht verriet, was sie empfand.
Thomas lehnte sich zurück, faltete die Hände im Nacken und wippte leicht mit dem Stuhl.
»Gute Frage.« Er entblößte kurz die Zähne, was sie an die Grimasse eines Tiers kurz vor dem Angriff erinnerte.
»Das passiert, wenn ich gestresst bin, ernsthaft gestresst. Als würde sich ein Druck in mir aufbauen, den ich nicht anders loswerden kann. Eine der Frauen habe ich auf meiner Vernissage in Stockholm getroffen. Fregne und ich hatten uns gerade getrennt, und sie war wirklich nett und schien interessiert. Als ich sie am späteren Abend in einer Bar wiedergetroffen habe, war ich ihr plötzlich gleichgültig, sie hat fast so getan, als würde sie mich nicht kennen. Das ist genau das, was ich vorhin gemeint habe, dass ich mir das nicht mehr bieten lassen würde. So wollte ich mich nicht behandeln lassen, von so einem Lu…«
Thomas schwieg abrupt, doch seine Kiefermuskeln zitterten.
»Ich wollte ihr zeigen, dass die Musik so nicht spielt … deshalb bin ich ihr gefolgt, und ja, dann hat sie es mit mir zu tun bekommen.«
»Ich gehe einmal davon aus, dass Sie von Moa Nelson reden?«
»Wie gesagt, weiß ich nicht …«
»Moa Nelson hat durch den Überfall einen ernsthaften Gehirnschaden davongetragen und lebt heute in einem Pflegeheim außerhalb von Stockholm.«
»Es war nicht meine Absicht, sie ernsthaft zu verletzen.« Er zuckte gleichgültig mit den Schultern.
»Was ist mit den anderen?«
»Das Gleiche, ich bin in der Stadt, ich bin gestresst, es kocht in mir, ich trinke, ich sehe eine Frau, die mich antörnt, oft sprechen wir gar nicht miteinander, doch wenn ich Abweisung spüre, flammt die Wut in mir auf. Ich kann dieses arrogante Verhalten nicht ab, diesen überlegenen Blick.«
»Trine Rasmussen war nicht in der Stadt unterwegs. Sie hat nur einen Spaziergang am Park Østre Anlæg entlang gemacht.«
»Mir ging es zu der Zeit furchtbar. Der Mord an meiner Mutter, die Planung ihrer Beerdigung, das war so hart, dass ich mehrere Nächte hindurch gemalt habe und danach rastlos durch die Stadt gestreift bin. Das bin ich auch an dem Abend, ich war angetrunken, ich war in der Nähe des Parks und habe auf die Bahngleise hinuntergestarrt. Ich hatte Lust, mich da hinunterzustürzen, ich hatte meine Lebenslust verloren. Allein der Gedanke an Nelly hat mich davon abgehalten, mich umzubringen. Ich wollte sie nicht elternlos machen, so wie ich das als Kind in gewisser Weise gewesen war. Nun gut, ich war auf dem Heimweg, als ich das Mädchen die Stockholmsgade entlanggehen gesehen habe, irgendetwas an ihrer Art zu gehen hat die Erinnerung an Charlotte hochkommen lassen. Meine Traurigkeit wurde von heftiger Wut abgelöst. Ja, da wollte ich ihr eine Lektion erteilen. Und jetzt muss ich pinkeln.«
Sie machten eine Pause. Rebekka rief Reza, der Thomas auf die Toilette begleitete, während sie eine Runde durch die leeren Gänge drehte und ihr Handy checkte. Niclas hatte mehrere Nachrichten hinterlassen, es machte ihn wahnsinnig, von dem Verhör von Thomas ausgeschlossen zu sein, und seine Stimme nahm mit jeder Nachricht beträchtlich an Schärfe zu. Sie schickte ihm schnell eine SMS, dass Thomas alles gestanden hatte. Das dürfte ihn freuen.
Kurz darauf saß sie Thomas wieder gegenüber. Es ging auf Mitternacht zu, und Rebekka spürte die Müdigkeit in jeder Faser ihres Körpers. Jemand hatte kaltes Mineralwasser auf den Tisch gestellt und eine Schale mit Erdnüssen. Thomas griff gierig in die Schale und stopfte sich eine Handvoll in den Mund.
»Thomas, Sie haben
Weitere Kostenlose Bücher