Blut für Blut: Thriller (German Edition)
mich auch noch an den Geruch, den Geruch nach Blut, süßlich und warm, gemischt mit ihrem Parfüm. Ihr Mund war halb offen und roch nach Alkohol, sie hat ein paar röchelnde Laute von sich gegeben, als würde sie gurgeln. Ich habe ihr den Slip ausgezogen und gedacht, dass sie es jetzt mit mir zu tun bekäme. Ich war wütend – und erregt. Sie hat ganz still gelegen, während ich es getan habe. Irgendwann ist sie unruhig geworden, und da habe ich gedacht, dass ich ihr besser die Luft abdrücke, damit sie weiter still liegt. Dann habe ich Angst bekommen, dass sie wütend auf mich werden, es allen und jedem erzählen könnte, und da habe ich richtig zugedrückt.«
Thomas sah Rebekka schnell an, die Furche zwischen seinen buschigen Augenbrauen war während des Erzählens tiefer geworden.
»Es war ihre eigene Schuld, sie war der Typ, der mich angezeigt hätte, der Typ, der mein Leben zerstört hätte, und ich wäre nie Künstler geworden, wovon ich schon damals geträumt habe.«
»Was haben Sie anschließend gemacht?«
»Ich bin weggelaufen. Ich bin den ganzen Weg nach Hause in den Duevej gelaufen, ich glaube, ich bin noch nie in meinem Leben so schnell gelaufen. Ich habe mich ins Haus geschlichen, ich hatte ein Zimmer im Keller, meine Mutter hat ganz oben geschlafen. Ich habe gesehen, dass meine Kleidung voll Blut war, deshalb habe ich schnell alles in die Waschmaschine geworfen und sie angestellt, und dann habe ich geduscht, mich reingewaschen. Danach bin ich ins Bett gegangen und habe geschlafen.«
»Was haben Sie gedacht, als Sie am nächsten Morgen aufgewacht sind?«
Thomas massierte sich vorsichtig die linke Schulter, während er über die Frage nachdachte. Sein Gesicht verzog sich zu einer gequälten Grimasse, offensichtlich tat ihm die Schulter weh – Niclas war bei der Verhaftung nicht zimperlich gewesen.
»Ich hatte wirklich alles vergessen, bis ich die Nachrichten im Radio gehört habe. Man hatte Charlotte gefunden, und ja … Die folgenden Wochen waren furchtbar, die Zeitungen waren voll von der Geschichte, und ich hatte das Gefühl, dass alle mich so seltsam ansahen. Unsere Kameraden waren schockiert, die Polizei hat uns alle verhört, manche von uns mehrmals, und ich habe mir immer wieder gesagt: Ruhig, Thomas, ruhig. Ich bin zu ihrer Beerdigung gegangen, und dann waren glücklicherweise Sommerferien. Zuerst bin ich mit Vater nach Portugal gefahren und anschließend mit meiner Mutter auf den Bauernhof in Tjörnap.«
»Kommissar Jarler hatte Sie im Verdacht?«
Thomas zuckte mit den Schultern.
»Das weiß ich nicht. Er hat ein paarmal angerufen und immer die gleichen Fragen gestellt. Wann ich das Fest verlassen habe und so weiter, aber ich habe immer das Gleiche geantwortet. Meine Mutter ist auch zum Verhör bestellt worden, und danach hat sein Interesse an mir langsam nachgelassen.«
»Glauben Sie, dass Ihre Mutter Ihnen ein Alibi gegeben hat?«
Thomas sah sie überrascht an.
»Nein, das glaube ich nicht. Sie hat doch geschlafen, als ich von dem Fest nach Hause gekommen bin. Damals hat sie immer oben im Bett gelegen und geschlafen. Es war so traurig zu Hause, ich habe es dort nicht ausgehalten. Mein Vater hatte sich als schwul geoutet, meine Mutter war unglücklich und hat die ganze Zeit geweint, obwohl sie versucht hat, das vor mir zu verbergen, und Malle, meine Schwester, war in Paris.«
»Haben Sie sich nie gefragt, warum Jarler nicht mehr angerufen hat, nachdem er mit Ihrer Mutter gesprochen hatte?«
»Nee, das habe ich nicht. Mit der Zeit haben sie bei niemandem von uns mehr angerufen. Meine Mutter hat nichts erwähnt und ich auch nicht.«
»Wir haben mit dem pensionierten Kommissar gesprochen, und er hat gesagt, dass Ihre Mutter Ihnen ein Alibi für die Tatzeit gegeben hat.«
Thomas sah Rebekka verblüfft an.
»Das habe ich nicht gewusst. Wir haben nicht oft über den Fall gesprochen, und mit der Zeit haben wir ihn vergessen.«
Thomas versuchte zu lächeln. Rebekka trank einen Schluck Kaffee, der in der Zwischenzeit kalt geworden war.
»Was hat Charlotte Ihnen bedeutet?«
»Charlotte selbst hat mir nichts bedeutet, doch das, was mit ihr passiert ist, war epochal für mich, wenn man das so sagen kann. Ich habe beschlossen, dass ich mir von diesem Typ Mädchen nichts mehr gefallen lasse. Jung, schlank, selbstsicher. Ich wollte nicht länger verspottet, niedergemacht und abgewiesen werden … Ich wollte Respekt, sonst …«
Thomas ballte die Hände zu Fäusten, während er sprach,
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