Blut für Blut: Thriller (German Edition)
Brüder und Onkel haben Iman und ihren Freund brutal verprügelt und den Freund mitten auf der Landstraße aus einem fahrenden Auto geworfen. Er hat schwer verletzt überlebt. Iman wurde mehrere Monate im Haus eingesperrt. Irgendwann gelang es dem zähen Mädchen zu flüchten, sie landete total erschöpft auf dem Polizeipräsidium in Silkeborg und wurde von den Behörden nach Kopenhagen gebracht und in Lundely versteckt. Obwohl die Frau eine neue Identität bekommen hatte, gelang es der Familie, sie aufzuspüren, und sie wurde von einem ihrer Onkel mitten auf der Amagerbrogade niedergestochen. Der Mord an Iman hatte seinerzeit in den Medien zu einer heftigen Diskussion über Ehrenmorde und die mangelnde Fähigkeit der Behörden, diese Frauen angemessen zu schützen, geführt.
»Ich erinnere mich genau an den Fall«, antwortete Rebekka und hatte das Gefühl, ganz nahe an etwas dran zu sein, ohne zu wissen, was das konkret bedeuten könnte.
Kristine seufzte laut ins Telefon.
»Es war furchtbar. Ich hatte Iman gerade an der Amagerbrogade abgesetzt. Sie war so froh, sie wollte Handtücher für ihre neue Wohnung kaufen, in die sie in diesen Tagen ziehen sollte, und dann wurde sie mitten auf dem Bürgersteig niedergestochen.« Kristines Stimme zitterte.
»Erinnern Sie sich, ob Iman Vertraute in Lundely hatte?«
»Sie hat oft mit Haleema geredet, Haleema Hamad, von der ich Ihnen eben erzählt habe.«
»Versuchen Sie Haleema Hamad zu beschreiben.«
»Sie hat zur gleichen Zeit wie Iman hier gewohnt, und die beiden sind richtig gute Freundinnen geworden. Haleema war über den Mord an Iman am Boden zerstört, sie ist kurz darauf hier ausgezogen. Ich glaube, dass sie zu große Angst hatte hierzubleiben, sie ist bestimmt zu ihrem Mann zurückgegangen. Es ist auch schwer, die Bewohnerinnen davon zu überzeugen, dass wir sie schützen können, wenn so etwas wie mit Iman passiert.«
»Das verstehe ich. Vielen Dank, dass Sie angerufen haben. Ich weiß das sehr zu schätzen.«
»Sie haben neulich gesagt, dass wir anrufen sollen, wenn uns etwas einfällt.«
»Das ist richtig.« Rebekka richtete sich unwillkürlich auf.
»Nein, das hat bestimmt nichts zu bedeuten.« Kristine Berg zögerte leicht, und Rebekka schwieg abwartend.
»Ich meine«, Kristine Berg räusperte sich laut, »ich weiß nicht, ob Sie inzwischen mit Kasper gesprochen haben, Kasper Rosenstand. Aber Kissi hat ihn nach der Arbeit oft mitgenommen, und er hat erzählt, dass sie sich hin und wieder auf dem Kastell getroffen haben. Kasper ist ein begeisterter Läufer, und Kissi ist dort ja mit ihrem Hund spazieren gegangen. Ich weiß nicht, ob sie das immer noch gemacht hat, jetzt, wo Fjante tot ist.«
»Es ist doch wohl ziemlich normal, zusammen zu fahren, wenn man nahe beieinander wohnt und die gemeinsame Arbeitsstelle ein Stück weit entfernt ist. Aber ich gehe einmal davon aus, dass es einen Grund dafür gibt, dass Sie mir das erzählen?«
Rebekka konnte Kristine Berg am anderen Ende der Leitung nach Luft schnappen hören.
»Ich weiß nicht … Kasper ist ein Casanova, und er schien irgendwie an Kissi interessiert. Er hat mit ihr geflirtet, und da habe ich gedacht, dass da vielleicht mehr war.«
»Kissi Schack war siebzehn Jahre älter als Kasper Rosenstand.«
»Das weiß ich, aber Kasper hat mir mal erzählt, dass er die Freundin seiner Mutter verführt hat, als er neunzehn oder zwanzig war. Er steht auf ältere Frauen.«
Rebekka biss sich auf die Unterlippe. Dann hatte Reza vielleicht doch recht mit seiner Annahme, dass sie es mit einer echten Mrs.-Robinson-Geschichte zu tun haben könnten, die in einem Mord geendet hatte.
»Dann ist da noch was mit Kasper …« Kristine zögerte erneut.
»Was?«
»Ich habe gehört, dass er seinen Freundinnen gegenüber gewalttätig sein soll. Einmal ist es wohl auch zu einer Anzeige gekommen.«
Rebekka wollte nicht verraten, dass sie das bereits wussten. Ob es noch weitere als die zur Anzeige gekommene Episode gab? Einige Frauen zeigten ihre gewalttätigen Freunde oder Ehemänner leider nicht an.
»Sie sprechen von Freundinnen, wissen Sie von mehreren?«
»Ich kenne nur seine frühere Freundin, Lena heißt sie, und sie hat mir mal erzählt, dass Kasper ein hitziges Temperament hat und dass er sie mehrmals direkt bedroht hat. Einmal ist er sogar Amok gelaufen und hat sie geschlagen, und sie hat ihn angezeigt. Ich weiß nicht, was daraus geworden ist.«
»Wir kümmern uns darum«, sagte Rebekka und fügte hinzu:
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