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Blut im Schnee

Blut im Schnee

Titel: Blut im Schnee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sophie R. Nikolay
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als Smart Gay gemeldet war, hatte vor einiger Zeit regen Kontakt mit einem Nutzer namens Mr. Big. Das war vor etwas mehr als zwei Monaten und der Staatsanwalt hat dafür gesorgt, dass ich Zugriff auf den E-Mail-Verkehr der beiden bekam.“
    „Relevant?“
    „Ich glaube schon. Stellenweise ziemlich anzüglich, beinahe obszön. Sie hatten sich verabredet – wofür muss ich ja nicht extra erwähnen.“
    „Oha, ich folgere daraus, dass unser Opfer seinen Lebensgefährten betrogen hat.“
    „Davon ist auszugehen. Dieser Mr. Big heißt Alexander Karkov, gebürtiger Russe, lebt seit seinem dritten Lebensjahr in Deutschland. Aktuelle Meldeadresse Gartenstraße, Trier-Ehrang“, erklärte Henrik und reichte ihm einen Zettel, auf dem die persönlichen Daten vermerkt waren.
    „Hatte der auch Kontakt zu den anderen Toten?“
    „Bisher habe ich nichts gefunden, was darauf hindeutet.“
    Joachim seufzte. „Ruf durch, wenn du was hast. Inzwischen werde ich diesem Karkov mal einen Besuch abstatten.“
    „Sicher“, erwiderte Henrik und zog eine Grimasse. „Willkommen Überstunden – was macht man nicht alles, um einen Tatverdächtigen aufzutreiben.“
    „Wem sagst du das?“, brummte Joachim.
    Er wusste gar nicht, wann er das letzte Mal mehr als vier Stunden am Stück geschlafen hatte. Momentan war er wirklich froh darüber, dass er sich irgendwann mit seinem Dasein als Junggeselle angefreundet hatte. Fälle wie dieser waren zwar selten, dennoch hatte er einige Ehen von Kollegen den Bach runter gehen sehen. Der Job war einfach zu zeitaufwendig, worunter irgendwann zwangsläufig die Familie litt.
     
    Eine halbe Stunde später stand Joachim vor dem Haus, in dem Karkov laut Melderegister wohnen sollte. Eines der Klingelschilder trug den Namen und Joachim drückte zwei Mal drauf. Es tat sich nichts, also klingelte er erneut. Als keine Reaktion erfolgte, wollte er schon gehen. Dann aber wurde die Tür doch geöffnet.
    Joachim stieg die Treppe zum ersten Stock hinauf, wo ihn ein mürrisch dreinblickender Mann erwartete. Er musste an die dreißig sein, was zu seinen Angaben passte. Zudem war er ein regelrechter Riese und wie es aussah, kam er geradewegs aus dem Bett.
    „Alexander Karkov?“, erkundigte sich Joachim.
    „Ja. Und wer sind Sie?“
    „Gruber, Kriminalpolizei Trier. Ich hätte ein paar Fragen an Sie.“ Er hielt seinen Ausweis hoch, während er das sagte.
    „Ich verstehe nicht …“
    „Darf ich hereinkommen oder sollen wir das auf dem Flur besprechen?“
    Verwirrung lag auf dem Gesicht des Mannes, jetzt wirkte er keinesfalls mehr verschlafen. Schließlich nickte er und hielt die Wohnungstür auf.
    Joachim folgte ihm in eine kleine Küche und setzte sich, als Karkov auf einen der Stühle deutete.
    „Also, was verschafft mir die Ehre Ihres Besuchs?“
    „Herr Karkov, gehe ich recht in der Annahme, dass Sie einen Martin Brauer kennen?“
    „Ähm, nein. Wer ist das?“
    „Vielleicht sagt Ihnen der Name Smart Gay eher etwas?“
    Erkennen spiegelte sich in der Mimik des Mannes wider. „Ja, den kenne ich. Warum fragen Sie?“
    „Ist es richtig, dass Sie und der Genannte sich vor etwas mehr als zwei Monaten getroffen haben, nachdem Sie sich über das Internet verabredet hatten?“
    Ein süffisantes Grinsen erschien auf Alexander Karkovs Lippen. Das Treffen schien ihm ja bestens in Erinnerung geblieben zu sein.
    „Stimmt. Das war einer der geilsten Nachmittage im letzten Halbjahr“, schwärmte er.
    „Nur, damit wir uns nicht missverstehen … Sie und Herr Brauer, alias Smart Gay, hatten ein intimes Treffen?“
    Karkov lachte. „Nennen Sie das Kind ruhig beim Namen. Wir waren im Park Plaza – er hat gezahlt – und ich hab ihn gefickt. Danach hab ich nie mehr was von ihm gehört.“
    „Sie haben ihn nicht wieder gesehen?“, hakte Joachim nach.
    „Nein, warum auch? Er hat deutlich gemacht, dass es eine einmalige Sache ist.“
    „Und das hat Sie nicht gestört?“
    „Nein, hat es nicht. Hören Sie, ich weiß nicht, was Sie von mir wollen oder was das alles mit der Verabredung zu tun hat. Ich habe den Kerl nicht wiedergesehen, warum auch? Wenn ich auf einen Fick aus bin, habe ich keine Probleme, einen willigen Arsch zu finden.“
    Joachim hatte keine Ahnung von der Schwulenszene, dennoch wollte er Karkov Glauben schenken. Misstrauisch blieb er trotzdem – der Mann war ein regelrechter Schrank, als ginge er täglich trainieren. Er hatte rein gar nichts mit einem typischen Klischee-Schwulen

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