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Blut ist dicker als Schminke

Blut ist dicker als Schminke

Titel: Blut ist dicker als Schminke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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ich. »Das Üble an Sexualverbrechern wie Ihnen ist,
sie sind mit solchem Eifer bei der Sache, daß sie unweigerlich vergessen, eine
Maske zu tragen .«
    »Das ist ein entsetzlicher
Irrtum .« Er zwinkerte verzweifelt. »Ich kann Ihnen
versichern — «
    »Seien Sie nicht zu hart mit
ihm, Leutnant«, sagte eine belustigte Stimme.
    An der offenen Tür stand ein
dunkelhaariges Mädchen mit einem breiten Lächeln im Gesicht. Das glatte Haar
war streng geschnitten und lag wie eine Kappe um den wohlgeformten Kopf. Ein
Teil des Haares war nach vorn gebürstet und schmiegte sich in weichem Pony an
die Stirn. Ihre geschwungenen Brauen saßen über spöttisch blitzenden, grünen
Augen, und die kleine Stupsnase wirkte wie ein Ausrufezeichen zwischen den
grünen Augen und dem großen Mund. Es war ein Gesicht, das einer intelligenten
Wildkatze gehörte. Sie trug einen hellgrünen Rollkragenpullover, der ihre
Schultern frei ließ und die herausfordernde Straffheit der kleinen Brüste
betonte. Die knappsitzende, beigefarbene Hose zeigte vorteilhaft die schmale
Taille, die Rundung der Hüften, die langen Beine.
    »George vergißt manchmal, daß
Höflichkeit schneller zum Ziel führt«, bemerkte sie. »Ich bin Isobel Maruman.
Sie wollten mich sprechen ?«
    »Richtig«, erwiderte ich.
    »Dann kommen Sie in mein
stilles Kämmerchen, das sogenannte Büro«, forderte sie mich auf. »Für George
wäre das jetzt wohl der geeignete Augenblick, einen Abstecher ins Warenhaus zu
machen .«
    »Sicher«, stimmte ich zu. »Ein
paar jungfräuliche Verkäuferinnen sind schon noch übrig .«
    »Sie finden das wohl wahnsinnig
komisch ?« George bedachte uns mit einem Schnauben der
Entrüstung und stürzte dann in den Korridor hinaus.
    Ich folgte der dunkelhaarigen
jungen Frau in ihr Büro, das allenfalls zwei Quadratmeter größer war als der
Empfangsraum. Auf dem Schreibtisch stapelten sich Türme von Büchern und
Dokumenten. Der Stuhl dahinter war alt und schäbig.
    »Hier arbeite ich«, sagte sie.
»Wenn ich mit Mandanten zu tun habe, treffe ich mich im allgemeinen außerhalb
des Büros mit ihnen, um ihnen nicht die Illusionen zu rauben .«
    »Ich kann Ihnen versichern, daß
ich nicht desillusioniert bin«, erwiderte ich wahrheitsgemäß. »Ich bin eher
verzaubert. Kein Mensch hat mich je darauf aufmerksam gemacht, daß Patentanwälte
aussehen können wie Sie .«
    »Was Sie auch im Sinn haben
mögen, Leutnant«, murmelte sie, »ich glaube nicht, daß auch nur ein Funken
Hoffnung besteht, daß Sie ein Patent darauf bekommen. Und welcher Name folgt
auf das >Leutnant< ?«
    »Wheeler«, antwortete ich. »Und
Sie sind die Isobel Maruman, auf deren patentanwaltliches Können Ludovic Janos Stein
und Bein schwört .«
    »Wenn Sie es so ausdrücken
wollen .« Ihre grünen Augen musterten mich ohne Eile.
»Ich bin mir allerdings nicht ganz sicher, wie ich diese Angelegenheit
handhaben soll. Sie haben mit den Polizeibeamten, an die ich vom Fernsehen her
gewöhnt bin, reichlich wenig gemeinsam .«
    »Alton Chase«, sagte ich
unvermittelt, »ist ein Freund von Ihnen ?«
    »Ja.«
    »Sie waren gestern abend mit
ihm auf einer Party bei den Shepleys ?«
    »Ich war auf einer Party bei
den Shepleys, die er auch besuchte .« Ihr Mund verzog
sich langsam zu einem Lächeln. »Sie müssen verzeihen, daß ich es mit der
Formulierung so genau nehme, Leutnant. Das bringt der Beruf mit sich .«
    »Sie waren mit jemand anderem
dort ?«
    »Allein.«
    »Maskiert ?«
    Sie lächelte wieder. »Ich fand
den Einfall, maskiert zu gehen, ursprünglich ganz nett. Da wußte ich aber noch
nicht, daß die Shepleys sämtliche Lustmolche von Pine City auf ihren Partys
versammeln. Das merkte ich erst, als es zu spät war. Das nächstemal werfe ich mich in ein Kostüm, das mich vom Hals bis zu den Knöcheln verhüllt.
In der Maske eines Pornofilmstars zu erscheinen, war nicht gerade eine
brillante Idee .«
    »Was für ein Kostüm trug Chase ?«
    »Er kam als Clown. Sie wissen
schon — Pluderhose, falsche Nase, viel weiße Schminke und so weiter. Warum?«
    »Er ist tot«, sagte ich und
schilderte ihr die Einzelheiten.
    »Wie gräßlich!« Sie biß sich
auf die Unterlippe. »Ich war nie sehr eng mit Alton befreundet, aber wegen
meiner geschäftlichen Verbindung mit der Firma Janos hatte ich viel mit ihm zu
tun. Ludovic ist meistens unterwegs, und dann hält Alton in der Firma die Zügel
in der Hand. Aber das wissen Sie wahrscheinlich schon .«
    »Ja, das sagte mir Janos
bereits«, erwiderte

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