Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Blut ist dicker als Schminke

Blut ist dicker als Schminke

Titel: Blut ist dicker als Schminke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
Vom Netzwerk:
vielleicht lohnt es sich doch noch .«
    »Wie meinen?«
    »So, wie Sie mich anstierten,
als ich hereinkam, war ich froh, daß hier nirgends ein Bett herumstand«,
antwortete sie. »Aber so, wie Sie mich jetzt zum Essen eingeladen haben,
scheint es, als wäre Ihnen tatsächlich nur an einem tiefschürfenden Gespräch
darüber gelegen, wer der Mörder ist .«
    »Manchmal bekommt der Jekyll in
mir die Oberhand«, bekannte ich, »aber er bleibt nie lange .«
    »Dann muß Hyde heraus ?« fragte sie. »Ich glaube, mir wäre ein Unentschieden
zwischen den beiden am sympathischsten .«
     
     
     

4
     
    Der Hausmeister des Mietshauses
sagte sich zu Recht, das Auftauchen eines Polizeibeamten könne nur bedeuten,
daß es Verdruß gegeben hatte und daß er höchstens
noch hoffen konnte, die Mieter würden nichts davon erfahren. Er beförderte mich
also schleunigst im Aufzug in den achten Stock. Es ging so schnell, daß ich
direkt außer Atem war, als wir oben ankamen.
    »Stecken Sie nur die Schlüssel
wieder in meinen Kasten, wenn Sie fertig sind, Leutnant .«
    »Natürlich«, versicherte ich.
    »Dieser Mr. Chase machte
eigentlich einen guten Eindruck«, bemerkte er.
    »Ja?«
    »Scheint einen Haufen Geld zu
haben und ein Faible für die Frauen. Warum auch nicht?«
    »Ja, warum auch nicht ?« echote ich.
    »Und jetzt sitzt er wohl in der
Patsche ?«
    »Nein«, antwortete ich, »jetzt
nicht mehr .«
    »Gestern abend funktionierte
seine Klimaanlage nicht, und er rief mich an«, erzählte der Hausmeister, der
sich nicht abwimmeln lassen wollte. »Mich hätte beinahe der Schlag getroffen,
als er mir aufmachte. In einem Clownskostüm. Sie hätten ihn sehen sollen. Er
sagte, er ginge auf ein Maskenfest .«
    »Ach nein«, murmelte ich.
    »Vielleicht hatte er getrunken
oder so. Auf jeden Fall war er in Bombenstimmung. Bestand darauf, daß ich einen
mit ihm trank, und riß dauernd Witze, die ich nicht kapierte, und dabei lachte
er die ganze Zeit, daß die Wände wackelten .«
    »Sie meinen, er war betrunken ?« Mein Interesse war erwacht.
    »Nein.« Er schüttelte
entschieden den Kopf. »Nein, der war nur über irgend etwas aufgeregt. Er war wie aufgezogen. Aber seine Witze waren ganz sinnlos .«
    »Zum Beispiel?«
    »Hm, ja, er sagte zum Beispiel —
«, der Hausmeister krauste die Stirn in tiefem Nachdenken — , »er sagte: >Was ist besser als ein Clown?< Und als ich erklärte, das
wüßte ich nicht, sagte er: >Zwei Clowns<, und wollte sich schieflachen
darüber.«
    »Sonst noch etwas?«
    »Die meiste Zeit hat er so
schnell geredet, daß ich nicht einmal die Worte verstanden habe. Doch, an eine
Bemerkung kann ich mich noch erinnern. Was war es gleich? Ach ja. Er fragte mich,
was besser wäre als ein Besitzer, und die Antwort lautete, zwei Besitzer. Und
dann fragte er, wie diese beiden Besitzer am besten zueinander stünden, und die
Antwort war, daß sie am besten gar nichts voneinander wüßten .«
    »Sie haben nicht gelacht ?« fragte ich ernst.
    »Nein.« Er kaute unsicher auf
seinem Daumen. »Sie finden es auch nicht komisch ?«
    »Ich finde es zum Brüllen«,
erklärte ich und lachte gequält.
    »Wieso ?« erkundigte er sich verwirrt.
    »Kennen Sie den von dem
ausgehungerten Tiger und der einbeinigen Dompteuse ?«
    »Nie gehört«, gab er zurück.
    »Daran liegt es, sehen Sie .« Ich lächelte bedauernd. »Wenn Sie den nicht kennen, dann
können Sie gar nicht begreifen, wie komisch der Witz von den zwei Besitzern
ist, die am besten nichts voneinander wissen .«
    »Dann erzählen Sie mir doch den von dem ausgehungerten Tiger und der einbeinigen
Dompteuse«, knurrte er mich an.
    »Das würde ich gern tun«,
erwiderte ich, »aber leider ist mir eben die Pointe entfallen .«
    Mit einem Knall schlug die Tür
hinter ihm zu, und ich war allein in der Wohnung. Etwa zehn Minuten später
hatte ich nichts weiter gefunden als eine Reihe von Beweisen dafür, daß Chase
gut gelebt, gern getrunken und viel Geld für Kleidung ausgegeben hatte. In
seinem Schrank hing ein Dutzend Anzüge. Ich durchsuchte methodisch die Taschen,
weil es eine andere Methode eben nicht gibt. In der Innentasche von Anzug
Nummer acht fand ich seine Brieftasche mit den üblichen Kreditkarten, dem
Führerschein und etwa fünfzig Dollar in bar. Außerdem steckte die Quittung
eines Kostümverleihs in der Brieftasche.
    Ich brachte dem Hausmeister die
Schlüssel zurück und übersah das frostige Glitzern seiner Augen. Dann machte
ich eine Pause, um ein verspätetes

Weitere Kostenlose Bücher