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Blut klebt am Karlspreis

Blut klebt am Karlspreis

Titel: Blut klebt am Karlspreis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kurt Lehmkuhl
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Täuschungsmanöver, um ihre Solidarität zu untergraben.
    Mit ihrer studentischen Geschlossenheit schien es aber nicht allzu weit her zu sein, wie ich am nächsten Tag von Brandmann erfuhr.
     
     
    Er rief mich aus seinem Hotelzimmer an, um sich zu verabschieden. „Ich habe Ihnen die Arbeit erleichtert, Herr Grundler“, sagte er überraschend friedlich. „Fünf Studenten ziehen aus, um die brauchen Sie sich nicht mehr zu kümmern. Bei den anderen wird es garantiert so sein wie bei den zehn kleinen Negerlein. Irgendwann sind die alle fort.“
    Ob sie ihm eine Erklärung für ihr Ausscheiden aus der Einheitsfront gegeben hätten, wollte ich von ihm wissen.
     
     
    Aber Brandmann wusste es nicht. „Das ist mir auch egal, warum und wieso. Hauptsache ist, die sind raus aus dem Bau.“ Dass die Studenten nicht auf eine von ihm angebotene Wohnung zurückgegriffen hatten, kümmerte ihn nicht sonderlich. „Wohin die sich verziehen, ist deren Bier.“
    „Und die anderen?“
    „Das ist Ihr Problem, Herr Grundler!“ Mit einem Mal war Brandmanns Stimme wieder schnarrend und befehlend. „Das können Sie auch mit Krücken regeln.“ Er sei morgen wieder in seinem Büro in Gerolstein zu erreichen, sagte er zum abrupten Abschied.
    Mir reichten Brandmanns Informationen nicht, zumal er mir noch nicht einmal Namen oder Beweggründe der Studenten genannt hatte. Ich hoffte, vom AZ-Reporter mehr zu erfahren, als ich zum Telefonhörer griff.
    „Das muss Gedankenübertragung sein“, sagte er zur Begrüßung. „Ich versuche seit Tagen, Sie zu erreichen, aber ich höre stets nur in der Kanzlei, Sie seien nicht zu sprechen. Ich hatte schon vermutet, Sie seien nach dem missglückten Anschlag mit der Gasleitung endgültig untergetaucht“, glaubte er zu scherzen.
    Ich hätte ein spitzenmäßiges Alibi, entgegnete ich trocken. Ich würde ihm eine Krücke über den Schädel ziehen, wenn er weiterhin solchen Stuss verzapfen würde. Er könne mich zu jeder Tages- und Nachtzeit an meinem Krankenbett erreichen, bot ich ihm an, „aber nur, wenn Sie vernünftige Informationen für mich haben.“
    „Was wollen Sie?“
    „Ich will wissen, warum die fünf Studenten das besetzte Haus verlassen haben. Geschah es tatsächlich als Folge der Drohungen oder aufgrund Brandmanns Angebot?“
    „Blödsinn“, antwortete der Journalist schnell. „Das waren rein persönliche und nachvollziehbare Gründe, die von der Wohngemeinschaft einhellig akzeptiert wurden. Ein Paar zieht aus nach Huppenbroich, einem Dorf in der Eifel, weil es bald Nachwuchs erwartet und die Mutter bei der Geburt nicht mit der Situation an der Monheimsallee belastet werden will. Die junge Mutter hat schlichtweg Angst um ihr Baby. Zwei Studenten haben vor einem Monat ihre Examen bestanden und irgendwo in diesem unserem Lande erstaunlicherweise einen Job gefunden. Der Fünfte im Bunde steht schließlich unmittelbar vor seiner Abschlussprüfung und fühlt sich durch die Hektik in seiner Vorbereitung gestört. Der soll bei einem Kommilitonen Unterschlupf gefunden haben.“
    „Kennen Sie die Namen?“
    „Natürlich. Aber sie werden Ihnen nicht viel sagen.“ Der Schreiberling nannte mir die Namen, doch nur bei Müller horchte ich auf.
    „Ist das nicht einer der Sprecher gewesen? Der war bei mir in der Kanzlei, wenn ich mich nicht täusche.“
    „Richtig“, bestätigte der Reporter. „Der steht vor dem Examen und hat die einmalige Chance auf ein Stipendium für ein Ergänzungsstudium in Amerika, wenn er eine Spitzennote erreicht.“ Er dachte kurz nach. „Ist doch wohl verständlich, dass die Fünf gegangen sind, oder?“
    „Warum haben sie das Brandmann nicht gesagt?“, fragte ich nachdenklich zurück. „Das sind durchgängig plausible Gründe.“
    „Warum sollten sie?“, erwiderte der Schreiberling. „Brandmann ist für die Studenten kein Thema. Die ausgezogenen Freunde überlegen vielmehr, wie sie von draußen den Kampf um den Verbleib der anderen im Haus unterstützen können.“
    Auf diese vage Absichtserklärung gab ich nichts. Die Fünf würden ihre Kommilitonen bald abgehakt haben, da war ich mir aus meiner eigenen Erfahrung vollkommen sicher. „Was macht denn der Rest der Bagage?“ Vielleicht war es mir möglich, etwas von dem Schreiberling zu erfahren.
    Doch er ließ mich zappeln. „Das können Sie morgen alles im Blättchen lesen, Herr Grundler.“
    „Wollen die Studenten etwa ausziehen?“
    „Kein Kommentar“, antwortete der Journalist

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